In Drachenblut geschmiedet


Kapitel 9 - Die Mauer der Ohnmacht -

 

Samara wachte auf. Sie fühlte, wie gut ihr der Schlaf getan hatte. Aber auch, das keine Alpträume ihren Schlaf gestört hatten. „Wie lange habe ich geschlafen?“ dachte sie. Die Antwort folgte prompt. Der Klang eines hölzernen Klopfen erregte ihre Aufmerksamkeit. Jemand rief durch die verschlossene Tür.

„Aufstehen Schlafmütze ! Wie lange gedenkst Du noch liegen zu bleiben, geht es Dir gut?“ Es war Kematu.

„Alles in Ordnung, ich brauch eine Weile zum Frischmachen!“ erwiderte Samara zurück. „Schön Deine Stimme zu hören! Ich warte unten. Elrindir hat ein schmackhaftes Frühstück zubereitet und das wartet darauf, verschlungen zu werden!“

Sie hörte, wie ihr Freund die Holztreppe hinunter stieg und sich entfernte. Auf der Bettkante sitzend, schaute sie zum Fenster. Wie auf Kommando stand sie auf. Ging zum Fenster und öffnete es. Genüsslich atmete die Frau die kühle Morgenluft ein, schloss die Augen und hob ihr Gesicht gen Himmel. Sie hörte und spürte leichtes Nieseln. Sie öffnete wieder die Augen und merkte, das das gerade Gespürte keine Einbildung war. Die dunklen Wolken verschleierten den Eindruck, das es früh am Morgen sei. Ab und zu durchbrachen die ersten Sonnenstrahlen den verregneten Beginn des Tages. Sie blickte auf die Straße. Außer den Wachen der Weißlauf-Garde, war sonst noch kein anderer Bewohner zu sehen. Sie schaute nach rechts und sah die Schmiedin, die schon sehr früh ihrem Beruf nachging. Lag wohl daran, das man ihr auftrug, mehr Waffen und Rüstungen herzustellen. Dies hatte Samara nebenbei gehört, als Aela uns aufhalten hatte, bevor wir den Jarl einen Besuch abstatteten. Das Gespräch zwischen einem kaiserlichen Soldaten und der Schmiedin, war ja auch nicht zu überhören.

Samara schaute der Schmiedin ein paar Minuten zu und bemerkte, das diese Frau ihr Handwerk wirklich beherrschte. Dabei sehr geschickt zu Werke ging.

Aber auch das ihr Magen rumorte. Ach ja das Frühstück, dachte sich Samara und entschlossen ging sie zur Wasserschale, die auf einer Kommode vor einem Spiegel stand. Ein frisches Handtuch und ein darauf liegendes Stück Seife lagen daneben.

Sie blickte in den Spiegel. Dabei kamen wieder die Erinnerungen des verwirrenden Gespräches mit ihren Freund zurück. Sie drehte langsam ihren Kopf und schaute sich die Tätowierung an. Sie berührte das Mal mit ihrer linken Hand. Ein hungriges Grollen aus ihrer Magengegend, brachte sie wieder in die Gegenwart zurück. Sie wusch sich schnell und zog sich an. Nebenbei machte sie noch das Bett und verließ das Zimmer.

 

Sie sah beim Heruntersteigen, das Kematu unweit der Treppe, an einem reich gedeckten Tisch schon Platz genommen hatte. Er stand aber sofort auf, als er die Freundin sah. Der Mann ging auf Samaru zu und begrüßte sie höflich und war gut gelaunt.

„Werte Dame! Du hast fast eineinhalb Tage geschlafen, wie eine Tote! Hatte mir schon Sorgen gemacht! Aber ich wollte Dir den Schlaf nicht nehmen, weil ich dachte, das Du ihn nötig hattest!“

„Lieb von Dir! Und ja, das tat richtig gut!“

Kematu blickte etwas verlegen auf den Holzboden. „Vielleicht hätte ich Dich nicht so überfallen sollen, aber Du kennst mich. Ich stehe nicht auf Ungewissheit. Vor Allem nicht, was geschehen war oder noch passieren wird.“

„Du hast ja Recht! Aber was soll ich machen, wenn ich mich an nichts mehr erinnern kann. Ich bin mir auch überhaupt nicht sicher, wohin das Ganze führen soll! Aber Du kannst Dich darauf verlassen, das ich gewillt bin, es selbst heraus zu finden!“ Samara sagte dies mit fester Stimme. Kematu blickte in ihre grüne Augen und erkannte, das mit dem Glanz auch wieder die Entschlossenheit zurückgekehrt war.

„Hast Du einen Plan?“ während er dies Samara fragte, führte er sie zum Tisch und sie setzte sich hin. Sie nahm den Krug und trank einen großen Schluck warmer Milch, welche mit einem Schuß Honig verfeinert wurde. Mit einem Gesichtsausdruck, der Wohltat und Genuss ausdrückte, stellte sie den Krug wieder ab.

„Einen Plan? Nein, aber die Aufgabe liegt doch klar auf der Hand. Wir müssen ins Ödsturzhügelgrab gehen und zwei Aufträge gleichzeitig erfüllen. Vielleicht bringt uns das ein Stück weiter. Und zur Lösung meines Problems!“ Sie sah dabei ihren Freund fest in die Augen.

„Das ist zum Teil die Freundin, die ich kenne!“ Er lächelte dabei. „Und ich werde Dir dabei helfen, so gut ich es kann!“

„Das weiß ich, und ich verstehe Dich auch. Du würdest mich nie anlügen, dessen bin ich mir sicher!“ Kematu nickte und lehnte sich zurück.

„Ich habe selbst noch keine Idee, wie wir beide das bewerkstelligen sollen. Aber wir bekommen das schon auf die Reihe, vertrau mir!“

„Von mir abgesehen, wie lange bis Du schon hier in Himmelsrand!“ fragte Samara ihren Freund.

„Abgesehen von den letzten zwei Jahren, war ich schon oft hier. Auch ich will Antworten! Du kennst ja zum Teil mein Leben und die Ungewissheit meiner Herkunft. Vor allem bin ich auf der Suche nach Jemanden.“

„Wen suchst Du?“ Als ob Kematu die Frage geahnt hätte, antwortet er nur. „Diese Antwort ist kompliziert und ich will zu diesem Zeitpunkt nicht sagen, solange ich keine konkreten Hinweise habe. Weiterhin ist diese Angelegenheit momentan nicht von Relevanz. Du bist mir erst einmal viel wichtiger!“

„Hm, ich werde das Gefühl nicht los, das unser Wiedersehen mehr als nur Zufall war.“ Nachdenklich beschäftigte sich Samara weiter mit ihrem Frühstück.

„Damit könntest Du vielleicht recht haben! Auch mir kommt es, wie ein Wink des Schicksals vor!“ antwortete auch Kematu nachdenkend. „Aber gut damit! Schluss mit der Gedankenspielerei! Lass die Taten folgen!“

„Ich bin fertig und mehr als bereit! Aber kannst Du mir vielleicht sagen, was uns auf den Weg und in dem Grab erwartet?“

Samara war mit ihrem Frühstück fertig und begann damit, sich fertigzumachen.

„Ich weiß es selbst nicht. Außer Banditen und mit Sicherheit auch Grabräuber, die uns über den Weg laufen werden. Mit Sicherheit auch Unnatürlichem. Geschichten sind voll von davon. Untote, mystische Wesen, oder Schlimmeres. Himmelsrand verbirgt mehr als nur einen Drachen. Wir sollten auf alle Fälle vorsichtig sein!“

Samara nickte zustimmend und verstaute ihre Schwerter in die auf den Rücken sich befestigten Scheiden. Mit dem Bogen in der einen Hand und der Satteltasche in der Anderen, war sie zum Aufbruch bereit.

 

Sie verabschiedeten sich von Elrindir. Auch er wünschte uns alles Gute auf dem Weg. Bevor wir die Taverne verließem, machte Kematu noch einen Vorschlag.

„Lass uns mach Flußwald reiten und dort werden wir die Pferde zurücklassen. Wir machen Uns zu Fuß auf den Weg zum Ödsturzhügel!“

„Ich dachte, Du hasst Fußmarsch?“ Lächelnd schaute sie dabei den Mann an.

„Ja schon, aber ich möchte nicht unvorbereitet in diese Gegend reiten. Ich habe, bevor wir uns wiedersahen, einen alten Wachturm gesehen. Und dieser war nicht unbewacht.“

Samara stellte fest, das Kematu´s Vorschlag und Erklärung, einer gewissen Logik entsprach. Es war ein vernünftiger Ratschlag und entsprach seinem Wesen der Vorsicht und Vorahnung.

Sie verließen die Stadt und gingen schnellen Schrittes in Richtung Stall. Kurz davor kam schon der Stalljunge mit den beiden Pferden ihnen entgegen.

„Den Pferden geht es Bestens !“ sagte der Junge.

Samara gab ihm noch einmal paar Goldmünzen, welche er wieder mehr als nur dankend annahm. Beide Gefährten stiegen auf und ritten davon. Lange schaute der Junge den Beiden hinterher.

Nach mehreren Stunden erreichten Sie Flusswald. Feandal übernahm gern die Aufsicht der Pferde und brachte sie in seinem Hof. Kematu wies Samara die Richtung, wo der Wachturm sich befand. Er war kaum zu sehen. Der Wald versteckte das Gebäude. Nur wenn man genau die Gegend kannte und die Bäume sich bewegten, konnte man von dem Turm etwas sehen.

 

Ohne lang sich auf zuhalten, machten die Beiden kehrt und verließen das Dorf wieder in nördlicher Richtung. Sie überquerten die Brücke am Dorfausgang und diesmal folgten sie der Straße nach links, welche sich kurz darauf ein einem festgetretenen Weg verwandelte.

Sie folgten schnell, aber trotzdem vorsichtig, den Verlauf des Weges.

Kurz vor einem Felsvorsprung blieben Beide, auf Anraten von Kematu stehen. „Warte hier Samara!“ Schnell klomm er sich am Felsen hoch und beobachtete liegend die Umgebung des Turms. Kurz danach kam er wieder zurück.

„Also ich sehe nur zwei Burschen. Einer steht etwas entfernt, vor dem Turm. Der Andere, ein Bogenschütze, ist oben auf der freien Fläche des Wachturms. Von der Kleidung her sind es Banditen. Aber da sind mit Sicherheit noch mehr. Nur habe ich keinen Weiteren gesehen. Kannst Du den Typen vor dem Turm, von hier aus mit dem Bogen ausschalten?“

„Mit Sicherheit wäre das kein Problem. Aber das geht doch sicherlich auch Anders oder? Als gleich Jemanden zu töten!“

Kematu nahm dieses Bedenken, einerseits mit innerlicher Freude zur Kenntnis. Er ist froh, das das Handeln, welches bisher immer ihr Leben begleitet hatte, nicht verloren gegangen war.

„Andererseits haben die Banditen auch kein Ehrgefühl und würden ohne Bedenken, uns nach dem Leben trachten! Ich möchte kein Risiko eingehen!“ Kematu verzog etwas komisch seine Lippen, als er sich dabei ertappt, das er diesen Satz laut ausgesprochen hatte.

„Ok, Du lenkst den Kerl am Eingang ab. Ich kümmere mit um das Innere des Wachturms und um den Bogenschützen!“ Samara wollte noch etwas sagen, aber da war Kematu schon geduckt über den Weg gesprungen und im Wald verschwunden. Sie sah nur einen Schatten von ihm, der sich schnell vorwärts bewegte und dabei die Bäume als Schutz nutzte.

Mit einem etwas flauem Gefühl, machte sich Samara in Richtung Turm auf. Sie ging langsam aber sicher, den Weg entlang. Einer Idee folgend, bog vor dem Banditen Richtung Hügel ab. Es sah so aus, als ob die Frau, dem Mann keinelei Beachtung schenken würde.

„Halt!“ Der Befehl kam rau und bedrohlich. „Wem haben wir da! Hier möchte wohl Eine den Wegzoll nicht herausrücken !“

Samara drehte sich langsam um und kam dabei dem Typen näher. Dabei sah sie, wie Ihr Freund in die Dunkelheit des Eingangbereiches des Turms eintauchte.

„Hm! Wie kommt Ihr auf die Idee, das ich irgendeinem daher gelaufenen Kerl mein Geld in den Rachen werfe? Dann kann ich es auch gleich in den Fluss werfen!“ antwortete Sie mit ruhiger, gefährlich klingender Stimme. „Habt Ihr nichts Besseres zu tun, als vorbeikommende Menschen zu belästigen und zu bedrohen?“

Der Bandit schaute verdutzt daher, so hatte noch nie Einer mit ihm geredet. Vor allem keine Frau.

„Hör zu, dunkelhäutiges Weib! So redet keiner mit mir! Sonst könnte es passieren, das ich mir Deine Zunge als Trophäe nehme und Dich von Deiner vorlauten Stimme befreie!“

Bevor auch nur noch ein weiteres Wort von ihm kam, fiel ein Körper hinter seinem Rücken herunter. Erschrocken drehte sich der Mann um und schaute ungläubig auf seinen Kumpel, welcher sich erst noch vor einiger Zeit auf den Turm befand. Er merkte nicht einmal, wie ein harter Tritt in den Rücken ihm das Gleichgewicht entzog und er kopfüber unsanft auf seinen toten Kumpan stürzte. Der Bandit drehte sich brausend um, aber die Wut entwich sofort. Seine Gesichtszüge entgleisten. Er schaute in einen Pfeil, der auf seinen Kopf gerichtet wurde. Währenddessen kam Kematu mit einer Banditenfrau aus dem Turm. Der Freund ließ die Frau nicht gerade sacht fallen. Samara schaute auf den toten Bogenschützen und dann auf die Frau. „Ist sie tot?“

„Nein! Aber wenn sie aufwacht, wird sie sicherlich einige Tage fürchterliche Kopfschmerzen haben und eine riesige Beule am Hinterkopf!“ Aber wegen dem Toten hatte er nur ein Achselzucken übrig. „War leider unvermeidbar!“

Nach dieser kurzen Erklärung kehrte Samara´s Aufmerksamkeit zum anderen Banditen zurück.

„Ich sage es nur einmal!“ Sie nahm den Bogen runter, und steckt den Pfeil zurück in den Köcher. Dabei ging sie in die Knie. Ihre rechte Hand packte ihm am Hals und langsam drückte sie zu. Halblaut zischte sie, wie eine Kobra, ein paar harte Wort in das Gesicht des Mannes. „Begrabe deinen Kumpel! Und dann verziehst Du Dich mit Deiner Banditenbraut aus dieser Gegend. Sollten wir wiederkommen und Ihr seit noch hier, dann kannst Du Dich darauf verlassen, das Ihr Beide nicht mehr so einfach davon kommt. Habe ich mich klar ausgedrückt?“

Der Typ merkte sofort, das man mit denen nicht gut Kirschen essen konnte und ihre Warnung den richtigen Nerv getroffen hatte. „Schon gut! Klar, wie ein Kristall! Habe keine Lust wegen einer Kleinigkeit, gleich mein Leben zu verlieren!“ Er stand auf und schickte sich an, sich um die bewusstlose Frau zu kümmern. Seine Überheblichkeit war verschwunden. Mit ängstlichen Blicken schulterte er die Frau und verschwand schnell mit ihr. Er hatte keinelei Beachtung für seinen toten Kumpel übrig.

„Dann werden wir uns wohl um den Toten kümmern müssen!“ stellte Kematu fest. „Oben auf den Turm ist eine große Truhe, dort können wir ihn erst einmal verstauen.“ Samara half ihrem Freund nur widerstrebend. Aber sie hatten keine Zeit und auch kein Werkzeug um ein Grab zu schaufeln. Ihr Ziel wollten sie noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen.

 

Die Freunde verließen den Turm und Samara wurde unvermittelt am Weitergehen gehindert.

„Warte! Ich glaube kaum, das diese Banditen hier allein in der Gegend sind. Und da vor dem Grab wahrscheinlich offenes Terrain ist, werde ich Jemanden um Hilfe bitten!“

„Hallo, Wir sind hier allein! Und von Wem sprichst Du?“

Er antwortete ihr nicht. Stattdessen holt er seine Halskette hervor und führte sie an seinem Mund. Ein leiser Pfiff entwich der Kette. Kurze Zeit später hörte Samara Flügelschläge eines Vogel. Ein kleiner Falke setzte sich auf Kematu`s rechte Schulter und pickte sanft an des Freundes Kapuze.

„Darf ich Dir meinen langjährigen kleinen Begleiter, Schwarzauge vorstellen?“

Voller Erstaunen schaute sie zuerst den Falken und danach Kematu an. „Wir waren nie allein, es sei denn, er ist mit einer Botschaft unterwegs!“

Samara`s Gesichtsausdruck verzog sich in ein fragendes Aussehen.

„Wie bei den Neun Göttern, soll er uns dabei helfen, was oben auf den Hügel los ist!“ Kopfschüttelnd machte die Kriegerin eine Kehrtwendung und wollte weitergehen.

„Bleib bitte! Es dauert auch nicht lange!“ Ungläubig drehte sich Samara wieder um und sah, wie sich ihr Freund hinsetzte und die Meditation vorbereitete . Seine rechte Hand berührte den Vogel am Kopf und seine Haltung erstarrte. Seine Augen veränderten sich. Vollkommene Schwärze erfüllten seine Augenhöhlen. Der Falke stieß sich von seiner Schulter ab und flog in Richtung des Ödsturzhügelgrabes. Samara verfolgte mit verwunderten Blicken den Flug des Vogel. Als er nicht mehr zu sehen war, schaute sie wieder zu ihrem Freund hinüber. Er saß da und war in seiner Meditation versunken.

Die Situation war angespannt. Samara wollte ihren Freund ungeduldig aus seiner starren Haltung zurückholen, aber bevor ihre Hand seine Schulter erreichte, griff Kematu zu.

„Alles in Ordnung! Bin ja fertig! Wir haben es mit vier Gegner zu tun. Zwei Bogenschützen und zwei Banditen mit Schwertern bewaffnet! Ein Bogenschütze steht oben an der Treppe links auf einen Mauervorsprung. Der andere Schütze steht viel höher auf einen rechten Vorsprung. Ein Grabräuber befindet vor der Treppe zum Grab. Der Letzte langweiligt sich oberhalb der Treppe, vor dem Eingang zum Hügelgrab!“ Samara glaubte nicht, was sie eben gehört hatte. Sie blickte Kematu verwundert an.

„Wie hast Du das gemacht!“ konnte sie nur noch fragen.

„Ist eine lange Geschichte, wofür wir keine Zeit haben. Der Zeitpunkt ist günstig, die anbrechende Dämmerung sollten wir ausnutzen. Wir werden nicht freiwillig, Zugang zum Grab bekommen. Wir werden kämpfen müssen, auch wenn es Dir widerstrebt. Aber wir haben keine Wahl!“

Mit entschlossenen Blick widersprach Samara nicht. Manche Handlungen sind unvermeidbar und werden nicht die Letzten sein, dachte sie sich dabei. Gemeinsam brachen sie nun auf. Sie bewegten sich extrem vorsichtig. Sie Sonne verschwand hinter dem Hügel, die Abenddämmerung senkte sich langsam hernieder und hüllte die Gegend in zunehmender Dunkelheit ein. Sie nutzten die am Weg vorhandenen Felsen als Deckung.

 

So kamen sie den Hügel immer näher. Samara nahm den Bogen in die Hand und legte einen Pfeil schussbereit auf die Sehne. Die rechte Seite der Ruine wurde sichtbar. Leise wies Kematu seiner Freundin die Richtung des rechten Bogenschützen. Sie schlich in geduckter Haltung vor. Tatsächlich sah sie die Gestalt, an der Stelle, die Kematu ihr vorgegeben hatte. Sie schaute vorsichtig nach links und sah oberhalb einen sich hin und her bewegenden Mann. Sie erkannte sofort die Situation. Sie legte den Bogen an und nahm den rechten Schützen ins Visier. Ihre Augen bewegten sich nach links. Sie wartete bis der Räuber mit dem Rücken zur rechten Seite stand und weiterging. Sie kontrollierte noch einmal das Ziel und der Pfeil verließ lautlos die Sehne.

Der Flug zog sich lang wie eine Ewigkeit. Der Bogenschütze merkte nicht einmal, wie der Pfeil von rechts durch seinen Hals wanderte und auf der linken Seite wenige Zentimeter wieder raus kam. Damit endete der Schuss mit tödlicher Genauigkeit. Er sackte in sich zusammen und verursachte dabei kein verdächtiges Geräusch.

„Ein vortrefflicher Schuss! Sehr gut gemacht!“ lobte flüsternd Kematu seine Freundin. „Nun den Anderen! Aber das wird Aufmerksamkeit erzeugen, weil er steht nur wenige Meter von den anderen Typen entfernt. Um Den werde ich mich kümmern!“

Um den anderen Bogenschützen ins Visier zu nehmen, verließ Samara die Deckung. Ihren wachsamen Augen schauten in die linke Richtung der Ruine. Anlegen, Spannen, Zielen und Schießen gingen in Eins über. Der Mann wurde hart in die Brust getroffen. Die Wucht des Aufpralls ließ ihn nach hinten kippen und er stürzte mit einem Aufschrei in die Tiefe. Geistesgegenwärtig bemerkte der andere Räuber sofort meine Anwesenheit. Aber bevor er die Treppe hinunter rennen konnte, wurde seine Bemühung eines Gegenangriffs von Kematu je gestoppt.

Der Assassine war unterdessen, während des Schusses von Samara, aus der Deckung gesprungen und in Richtung der Treppe gelaufen. Dabei zog er ein Messer und schleuderte es mit voller Kraft in Richtung des Grabräubers. Noch bevor der Mann die ersten Stufen der Treppe überwinden konnte, traf ihn das Messer voll in die Brust. Die Wucht ließ ihn einen Überschlag vollziehen und rollte danach die Treppe runter. Unten angelangt, war er schon tot. Durch den aufkommenden Lärm, traf der letzte Gegner bei dem Schauplatz des Überfalls ein. Aber bevor er sich auf Kematu stürzen konnte, traf ihn ein Pfeil Samara´s in den rechten Oberschenkel. Er knickte während seiner schnellen Bewegung ein, blickte schmerzverzerrt auf sein Bein hinunter und blieb schreiend auf der Treppe stehen. In dieser Zeit war Kematu schon bei ihm und rammte sein Schwert bis zum Anschlag in die linke Schulter. Röchelnd und Blut spuckend, brach der Bandit in sich zusammen. Er kippte nach vorn und schlug mit dem Gesicht auf die obere Kante der Steintreppe hart auf.

Während Kematu sein Schwert aus dem leblosen Körper zog, holte er ein Tuch aus seiner Hose und fing an, das Blut von seiner Waffe zu entfernen. Samara kam die Treppe hinauf, mit schussbereiten Bogen, sich ständig umblickend. Aber es schien so, das kein weiterer Gegner hier im Umfeld sich befand.

„Wow! Wir sind ein gutes Team! Das ging schnell ja über die Bühne!“ Voller Anerkennung bestaunte er Samara.

Sie aber sagte: „Ich weiß noch immer nicht, wie Du es wissen konntest, wie viele Gegner es sind. Aber die Hilfe Deines Falken, war mehr als nur hilfreich.“ Gab die Schützin zu, trotzdem wurden ihre Knie weich und sie setzte sich auf die oberste Stufe der Treppe. Die Spannung ihn ihrem Körper, nahm langsam ab.

„Komm, steh wieder auf Samara! Wir wissen nicht, ob noch mehr hier sind. Aber mit Sicherheit sind Welche drin. Die waren nicht allein. Diese vier haben nur den Eingang bewacht. Lass uns vorsichtig reingehen.“ Ihr Freund hatte recht, sie haben keine Zeit hier weiter zu verweilen. Also stand die Frau wieder auf und folgte Kematu zum Eingang des Tempels.

 

Vorsichtig versuchte er die große Steintür zu öffnen. Leise, als ob die Tür gut geölt in den Angeln steckte, gelang es ihm, sie ohne große Schwierigkeiten zu öffnen. Lautlos und schleichend, betraten beide den Eingangsbereich des Grabes, dessen Größe eines Tempels würdig war. Eine Luft, versetzt mit modrigem und fauligem Gestank, kam ihnen entgegen. Samara stellte fest, das Kematu recht hatte mit seiner Vermutung. Sie waren mit Sicherheit nicht allein. Entzündete Fackeln steckten in mehreren Säulen und weit am Ende des Eingangsbereiches flackerte eine größere Lichtquelle. Sie waren sich sicher, das es nur ein Lagerfeuer sein konnte. Vorsichtig bewegten sie sich vorwärts. Samara bestückte wieder ihren Bogen mit einem Pfeil und hielt ihn bereit. Sie war bereit, bei Gefahr sofort zu reagieren. Auch Kematu zog seine Krummschwerter. Der Boden war übersät von Knochenresten, Splitter von Tonkrügen, alten Urnenresten, Skeletten und große rattenähnliche Tierkadaver. Dieser Umstand erschwerte das lautlose Fortbewegen der Beiden, sich unbemerkt den Lagerfeuer anzunähern. Dann passierte es. „Verdammt, ich hasse Skeever!“ sprach Kematu voller Ekel laut aus.

Nun war es vorbei mit dem Heranschleichen. Jemand rief fragend aus Richtung des Feuers in unsere Richtung. „Wer ist da? Brunwar bist Du das? Wenn ja, dann geh sofort wieder zurück auf deinen Posten!“

Samara und Kematu hatten nun keine Wahl. Entschlossen aber trotzdem vorsichtig, die Dunkelheit ausnutzend, näherten sie sich dem Feuer.

Samara entdeckte drei Personen und zeigte mit drei Fingern in Richtung Kematu. Der Gefährte nickte und bewegte sich weiter. Zwei von denen saßen am Lagerfeuer, ein älterer Bandit schaut in unsere Richtung. Er konnte uns noch nicht sehen. Aber Samara ließ die Schützin nicht aus den Augen. Diese junge Frau stand am Eingang, die tiefer in die Gruft führte. Die schussbereite Armbrust im Anschlag. Erst zögerte Samara, aber nun zielte sie sehr genau. Kematu wartete.

Der Pfeil bohrte sich tief in die rechte Schulter der jungen Banditin. Laut aufschreiend, ließ die verwundete Frau die Armbrust fallen. Die Zwei am Lagerfeuer sprangen auf und rannten zu ihrer Kumpanin hin. Das war das Stichwort für die zwei Freunde. Langsam traten Kematu und Samara in den Schein des Lagerfeuers. Dabei lag schon ein weiterer Pfeil in der gespannten Sehne des Bogens und zielte auf den linken älteren männlichen Gegner.

Die Drei waren so überrascht worden, das die zwei Männer vergessen hatten, ihre Waffen zu ziehen.

„Ich bin nicht Brunwar! Wenn es Einer der vier Jungs waren, die draußen den Eingang bewachten, nun dann muss ich Euch deren Ableben kundtun!“

Sofort erkannten die drei Grabräuber ihre ausweglose Situation und Angst nahm mehr und mehr von ihnen Besitz.

„Ich denke, wir haben hier zwei Möglichkeiten zur Auswahl!“ sprach Kematu ruhig weiter.

„Entweder das endet hier Böse, falls ihr Dummheiten macht! Oder Ihr sagt mir und meiner Freundin, wie viele Eurer Kumpels noch hier sind und wonach ihr sucht. Wenn ihr Euch entschließt uns die Wahrheit zu sagen, könnten wir uns dazu entschließen, Euch unbeschadet wieder ziehen zu lassen. Meine Freundin hasst unnötiges Blutvergießen, ansonsten wäre die junge Dame mit der Armbrust schon tot!“

Der Jüngere der zwei Männer, löste seine Zunge und fing an zu fluchen. „Daran ist nur dieser verdammte Arvel schuld. Ein Typ der uns anheuerte, um einen sagenumwobenen Schatz zu heben. Er hatte eine goldene Drachenklaue bei sich. Arvel meinte, das wäre der Schlüssel zum Schatz. Er versprach uns großen Reichtum, genug damit jeder von uns reich hier herauskommen würde. Er ging mit Einem von uns darunter, in einem Raum lauter nordischer Runensteine. Aber es gelang ihm, unserem Kumpel ohnmächtig zu schlagen und ist dann verschwunden.

Nun warten wir schon zwei Tage hier, und versuchen das Tor der Runensteine zu öffnen. Nur kommen wir nicht weiter. Und ich habe es ehrlich satt, hier herum zu sitzen!“

Aus dem älter Mann platzte nun auch heraus. „Wir wollen keinen Zwist mit Euch! Ich kann mit Sicherheit erkennen, das wir gegen Euch keine Chance haben. Kommt lasst uns hier verschwinden! Kein Schatz der Welt ist es wert, dafür sinnlos sein Leben zu opfern!“ Samara erkannte die Wahrheit in seinen Aussagen. „Kematu! Wir lassen sie gehen! Unser Auftritt ist Warnung genug gewesen!“

Die Zustimmung ihres Freundin brachte er nur mit „Verschwindet!“ zum Ausdruck. Alle drei Banditen brachen unverzüglich auf. Der jüngere Mann stützte dabei seine verwundete Gefährtin. Ohne sich umzuschauen verließen sie eiligst die Eingangshalle.

 

Also waren nur noch zwei Gegner übrig, von Denen sie nun wussten. Ohne weiteren Aufenthaltes gingen Samara und Kematu weiter. Sie durchquerten vorsichtig weitere Räume des Grabes. Drei Skeever waren die einzigen Gegner, die unterhalb einer Wendeltreppe frisches Fleisch witterten und sich auf ihr neues Mahl stürzen wollten. Aber mehrere gezielte Messerwürfe und Pfeile beenden ihr Dasein, nacheinander folgen sie dem Beispiel ihrer toten Artgenossen im Eingangsbereich.

Sie warteten kurz danach darauf, ob noch mehr dieser Mistviecher, Hunger auf die beiden Gefährten hatten. Aber da alles still blieb, stiegen sie die Treppe hinunter. Wachsam bewegten sie sich tiefer in die Gruft. Kematu hob auf einmal die Hand und blieb stehen. Auch Samara stoppte sofort. Unweit von ihrer Postion hörten sie eine fluchende Männerstimme.

„Das muss wohl der Kerl sein, den Arvel niedergeschlagen hatte, als er verschwand. Wir schleichen uns leise an ihm ran!“ sprach leise Kematu zu Samara.

Gesagt, getan. Ohne Geräusche von sich zu geben, näherten sich Beide den Runensteinraum. Sie verteilten sich an den jeweiligen Seiten des Eingangs. Sie sehen in der Mitte des Raumes, kurz vor einem Fallgitter, einen Hebelmechanismus. Ihre Vorsicht war nicht nötig. Der Bandit merkte nichts, was um ihm passierte. Er stapfte ständig, dabei die Runentafeln betrachtend, hin und her. Einer Eingebung folgend, bewegte er die Kegel, auf welche sich auch Runen in Form von Tierbildern befanden.

Samara und Kematu beobachteten lautlos dieses Schauspiel. Der Bandit ging zögerlich auf den Mechanismus zu und bewegte den Hebel. Erst passierte nichts. Er schaute in Richtung des Gatters, aber es machte keinerlei Anstalten, sich zu bewegen. Plötzlich schoß grüner Nebel aus den gegenüberliegenden Wänden, in Richtung des Mannes und hüllte ihn ein. Ein lautes Klicken war zu hören. Kematu schrie nur noch „In Deckung!“ und wirft sich links von seiner Position vom Eingang weg auf den Boden. Samara machte das Gleiche auf ihrer Seite. Beide hörten, wie Metall in die Wand gegenüber des Einganges prallte und Einiges zu Boden fiel. Beide warteten einige Minuten, bis sie sich entschlossen, auf zustehen. Sie schauten jeweils von ihrer Seite aus, vorsichtig um die Ecke und in den Raum hinein. Der Nebel war schnell verschwunden, genauso wie er gekommen war.

Der Bandit lag tot auf den Boden. Durchsiebt von mehreren Metallbolzen.

„Tja, dumm gelaufen!“ brach Kematu die Stille. „War wohl nicht die richtige Kombination! Aber ich liebe rätselhafte Herausforderungen!“ Er betrachtet den Raum genauer, speziell die Tafeln der Tierbilder und dessen Anordnung der Reihenfolge. Seiner Enttäuschung brachte er lächelnd zum Ausdruck. „Dieser Idiot! Selbst der Stalljunge aus Weißlauf wäre auf des Rätsels Lösung gekommen. Samara! Bewege bitte die Kegel von links nach rechts so, das Schlange, Schlange und Wal nach vorn zeigen!“ Die Frau befolgte die Anweisung genauestens.

„Gut, aber zur Sicherheit befestige ich ein Seil an den Hebel und werfe es über den sich darüber befindlichen Leuchter. Dann wir gehen zurück zum Eingang. Von da aus werde ich versuchen den Hebel zu bewegen. Falls noch eine Überraschung uns entgegenkommt, wenn ich mit der Lösung falsch liegen sollte!“ Zustimmend folgte sie ihrem Freund, nachdem er das Seil befestigt und verlegt hatte.

Dort angekommen, zögerte er kurz. Aber dann, zog er mit voller Kraft am Seil. Der Hebel klappte in die andere Richtung. Beide gingen in Deckung, aber nichts passierte. Außer das sie ein lautes Geräusch hörten. Schweres Eisen bewegte sich im Hintergrund des Raumes. Zufrieden ließ Kematu das Seil fallen und betrat wieder den Raum. Samara folgte ihm kurz danach. Wie ihr Freund es erwartet hatte, war das Gatter nun offen. Mit erhobener Brust stolzierte der Krieger durch das offene Gewölbe. Aber dann schaute er sich um, und Samara erkannte, das Ekel sich in seiner Mimik abspiegelte.

 

„Was ist los?“ fragte sie sorgenvoll und rannte zu ihm. Dann erblickte sie die Ursache, weshalb ihr Freund angewidert die Wände anstarrte. Riesige Schwaden von Spinnenseide bedeckten die Wände und die Decke und sie waren verhältnismäßig frisch. Das Weiße der Fäden überwog dem Grau der älteren, von Staub benetzten Gebilden. Beide schauten sich an. Keine normale Spinne ist zu so etwas fähig. „Bei allen Neun Göttern!“ Fing Kematu an zu fluchen.

„Das ist das Werk einer Frostbisspinne!“ stellte er mit Entsetzen fest.

„Einer was?“ ungläubig schüttelte sich Samara unbewusst vor Unbehagen.

„Eine mannshohe, hässliche und eine der gefährlichsten Kreaturen hier im Himmelsrand. Man sieht sie auch manchmal in der freien Natur.“

„Und was machen wir jetzt, umkehren?“ Samara war dazu nicht bereit. „Wir sind doch nicht jetzt soweit gekommen, um jetzt vor einer Spinne davon zulaufen!“

Obwohl Kematu noch überlegte, stimmte er ihr zu. „Einverstanden, aber Du bleibst hübsch hinter mir!“

Beide bewegten sich nun noch vorsichtiger weiter. Dabei sahen sie riesige Kokons und eingesponne, komplett eingehüllte Körper, die die Größe von ausgewachsenen Menschen hatten. Diese Gespinste hingen teils von der Decke herunter. Manche lagen auf den Boden verstreut herum, so das sie gezwungen waren, darüber zu steigen.

Kurz danach, auf der rechten Seite waren Bögen erkennbar, deren Eingänge mit riesigen Netzen versperrt wurden. Kematu durchschnitt diese Netze mit seinem Schwert. Vorsichtig betraten sie eine große Halle. Die Spinnenseide, die hier mehr vorhanden war, beleuchtete den Raum mit einem undefinierbaren Licht. Man konnte komischerweise jede Einzelheit erkennen, unzählige Eiergebilde, in unterschiedlicher Größe waren in der Halle verteilt. Auch hier sah man eingesponnene menschliche Körper und Skeeverkadaver. Beide bewegten sich langsam in Richtung Mitte des Raumes. Vor ihnen sahen sie Art Ausgang, welcher über und über mit Netzen versperrt war. Samara erkannt in der Mitte des Netzes ein dickes Gespinst, welches sich bewegte. Beide erschraken, als dieses Gespinst anfing sie anzusprechen. „Bei Izmir, holt mich hier raus!“ Eine jammernde männliche Stimme war hörbar.

Kurz entschlossen sagte Kematu zu Samara „Hol Du ihn daraus, ich decke Dich!“

Sofort holte Sie ein Messer aus ihrem Stiefel und rannte zu dem Netz. Während sie versuchte die Seide zu durchschneiden bemerkte Kematu, einen sich bewegenden riesigen Schatten über sich. Schwaden von giftigen Geifer tropfte von der Decke herab, die ihn noch verfehlten und hinter ihm auf den Boden klaschten. Er zog schnell seine Schwerter. Dabei ging er in die Knie. Sein Körper spannte sich und mit beiden Beinen stieß er sich in die Höhe. Beide Arme mit den Waffen in den Händen, riss Kematu in die Höhe. Sein Absprung war sehr kraftvoll, wie eine Sprungfeder. Bevor die Spinne mit den Beinen den Boden berührte, traten beide scharfen Klingen zwischen ihren acht Beinen in das Fleisch den dicken Körper und durchschnitten ihr Herz. Bevor Kematu den Boden wieder berührte, zog er dabei die Waffen wieder heraus. Kaum hatte er wieder festen Untergrund unter sich, stieß er sich erneut ab und sprang vor die Füße seiner Freundin, noch bevor der riesige Leib des Monsters ihn unter sich begraben konnte. Im Todeskampf ließ das Biest ohrenbetäubende Laute von sich, kippte auf den Rücken. Die Beine zogen sich zitternd zusammen und bevor das Monster verendete.

Währenddessen hatte Samara es geschafft, den Mann aus seiner misslichen Lage zu befreien. Aber als Kematu vor ihr zum Fall kam, drehte sie sich erschrocken um und blickte dann ängstlich nach unten. Sie atmete erleichtert auf, als sie erkannte, das es Kematu war. Schweiß überströmt stand er auf, leicht zitternd vor Ekel. Beide schauten auf das Monster und staunten, war für ein Größe das verfluchte Biest hatte.

„Das ist wohl Himmelsrand! Alles scheint hier Riesiger und Monströser zu sein, als in unserer Heimat!“ versuchte Sie es zu erklären.

„Scheint wohl so! Und ja! Mir geht es trotz der Umständen Bestens! Wie geht es unserem Festmahl des Monsters?“ Kematu lachte dabei.

Samara war nicht zum Lachen zu mute. Unbehagen machte sich in ihr breit. „Ach ja, entschuldige!“ Beide schauten in Richtung des Ausganges, der nun frei vor ihnen lag. Aber der Typ war einfach weg.

„Na toll, nicht einmal bedankt hat sich der Vogel!“ stellte ihr Freund ärgerlich fest.

„Also folgen wir ihn, das muss Arvel gewesen sein! Also wenn ich den in die Finger bekomme, kann er sich warm anziehen!“ Schnell verließen die Freunde den grausigen Ort und verfolgten den Kerl. Ohne nicht die nötige Vorsicht außer Acht zulassen, kamen sie tiefer in die Gruft. Mittlerweile stellten sie fest, das sie sich nun in den Grabkammern des Tempels befanden. Leblose Mumien lagen oder standen in den offenen Kammern. Zum Teil waren wohl einige Krieger, weil man diese Tote mit ihren Waffen, Rüstungen und Schildern bestattet hatte. Auf einmal hörten sie Schreie, sich aufeinander reibende Geräusche von Knochen und klirrend metallene Laute von sich bewegenden Stahls.

 

„Herzallerliebst! Das verwundert mich überhaupt nicht! Wir sind hier in den Grabkammern. Warum sollten sich nicht auch noch Untote um unsere Bekanntschaft buhlen!“ Sein aufkommener Sarkasmus zwang Samara dazu, sich das Lachen zu verkneifen. Wäre auch in dieser Situation nicht passend, dachte sie. Aber sofort war ihre Aufmerksamkeit hell wach, als mehrere Skelette sich auf die Beiden stürzten. Der darauf folgende Kampf währte nur von kurzer Dauer, schnell waren die Skelette zu dem verurteilt, wofür sie auch hier bestattet wurden.

Nach ein paar Biegungen erreichten sie einen Durchgang, welche mit drei Holzstangen, und sichelförmigen scharf geschmiedeten Stahl am Ende gefährlich in Starre verweilten. Sie sahen auch den Grund. Arvel musste wohl auf der Flucht vor den Untoten, eine Falle ausgelöst haben. Das dann eine der Sicheln ihn tödlich in die Seite getroffen haben muss. Dabei klemmte der Körper des Leichnams die Schneide ein, so das der Mechanismus zum Stillstand kann.

„Geh zurück und warte, bis ich den Auslöser zum Entsperren dieser Falle gefunden habe!“ Diesen Ratschlag befolgte sie. „Aber sei bitte vorsichtig!“ rief sie ihn noch hinter her. Es dauerte für Sie eine gefühlte Ewigkeit. Von Irgendwo her, hörte die Frau Kampfgeräusche vor sich und ihr Blick zeigte die Sorge um Ihren Freund. Aber er kam zurück, bewegte am anderem Ende einen Hebel mehrmals, so das alle Sicheln sich wieder bewegten. Auch die eingeklemmte Schneide befreit sich aus ihrer Umklammerung und gib den Leichnam frei. Geschickt wartete Kematu, bis diese Schneide in die entgegengesetzte Einkerbung der Wand verschwanden. Sofort bewegte er den Hebel wieder und der Mechanismus bewegt sich nicht mehr. Erleichtert kamen sich beide näher und trafen sich vor der Leiche Arvels. Samara bückte sich und holte ihr Messer aus der Stiefelscheide. Sie trennte schnell die umgeschnallte Tasche von dem Träger, nahm diese an sich und beide verließen schleunigst die gefährliche Falle. Im Raum dahinter fand Sie die goldene Klaue in der Tasche und steckte sie seitlich in ihren Gürtel. Die Tasche ließ die Frau dann wieder achtlos fallen, Nur das Tagebuch des Diebes hatte sie ebenfalls aus dem Beutel genommen. Sie gingen weiter. Ihr nächstes Ziel war nun die Hauptkammer zu finden.

 

Nach mehreren Räumen und paar Kämpfen mit erwachten Skeletten und Skeevern, erreichten Sie einen langen Gang, welcher eine Sackgasse zu sein schien. Eine Wand aus glattem Stein verhinderte vorerst ein Weiterkommen. Sie hatte aber kein normales Aussehen. Ein Gebilde aus mehreren Kreisen mit kleinen Tierkreisen war erkennbar. Im inneren Kreis sahen sie drei Vertiefungen, die oberhalb der Mitte in einem bestimmten Abstand angeordnet waren. Kematu rief, als ob ihm ein Licht aufgegangen wäre.

„Samara gib mir mal die Klaue! Sie ist der Schlüssel zur Hauptkammer! Diese befindet sich genau dahinter!“ Sie zog die Klaue aus ihrem Gürtel und reichte sie erwartungsvoll ihrem Freund. Er drehte die Klaue so, das er die Innenseite sehen konnte. Er hat sich nicht getäuscht. Drei Tiersymbole zeigten die richtige Anordnung. Er trat nahe an die Kreise heran und bewegt diese so, wie es die Anordnung auf der Innenseite der Klaue zeigte. Dann gab er Ihr die Klaue zurück. „Die Ehre sie zu öffnen, überlasse ich Dir!“ Er trat zurück und beobachtete das nun Folgende. Seine Hände lagen auf den Griffen seiner Schwerter. Bereit, falls Etwas Unbekanntes hinter der Wand erscheinen und sie angreifen sollte.

 

Samara steckte die drei Enden der Klaue in die dafür vorgesehenen Vertiefungen. Laut hörte man, wie ein Klicken in der Wand ertönte. Die Kreise begannen sich zu drehen. Und die Wand erzitterte. Langsam bewegte sich die Wand, wie von Geisterhand, geräuschvoll nach unten. Geistesgegenwärtig nahm Samara die Klaue wieder an sich und steckte diese in den Gürtel zurück. Die Wand verschwand in der Bodenvertiefung und vollen Erschreckens mussten sie plötzlich in Deckung gehen, weil ein Schwarm Fledermäuse ihnen aus dem dunklen Loch der Steinwand entgegenflogen.

Sie betraten vorsichtig und langsam die riesige Höhle. Sie sahen weit und breit keine Gefahr, keinen unerwarteten Angreifer. Die Stille in dieser Höhle war beklemmt, aber auch ergreifend. Welche nur durch das Rauschen von fließenden Wassers eines kleinen Baches gestört wurde. Samara spürte eine unsichtbare Gefahr. Auch hörte sie plötzlich leise wieder die ihr bekannten Stimmen, diesmal aber Anders, als ob Diese singen würden. Sie beachtete auf einmal nicht mehr Kematu, der sie fragte, wohin sie gehen wollte.

Wie von einer unsichtbaren Hand geführt, näherte sie sich einer halbrunden Steinmauer, die mit unbekannten Zeichen übersät war. Besonders ein Zeichen, lenkte ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich. Dieses Zeichen leuchtete in hellblauem Licht. Je näher die Frau dem Zeichen kam, um so lauter wurde auch der zu hörende Kanon. Kurz vor dem Zeichen blieb sie stehen und plötzlich, durch einem ohrenbetäubenden Knall, wurde ihr schwarz vor den Augen. Sie schwankte und fiel in sich zusammen. Kematu hatte alles gesehen. Vor allem sah er das Mal an ihrer linken Wange leuchten, bevor sie zusammenbrach und regungslos liegen blieb.

 

„Verdammt! SAMARA! SAMARA!“

Er rannte zu der Frau, die bewusstlos auf den Steinboden der Mauer lag. Er fiel auf die Knie und hob vorsichtig den Oberkörper Samara´s hoch. Sein rechter Arm wanderte unter dem Hals hindurch. Er bettete dabei den Kopf seiner Freundin in die rechte Armbeuge. Auf Grund dessen, weil er nichts sehen konnte, außer das Leuchten ihrer Tätowierung, hatte er keine Idee, was die Ohnmacht der Frau verursacht haben sollte. Sie war nicht tot, das spürte er, da er den Puls seiner Freundin fühlte. Diese Hilfslosigkeit machte ihn fast rasend.

Vor lauter Sorge, nicht wissend war er nun machen sollte, bemerkte Kematu die drohende Gefahr nicht. Eine Verschlussplatte eines Steinsarges wurde in die Luft geschleudert. Ein Todesfürst erwachte zum Leben und stieg aus dem Sarg. Mit gefährlich leuchtenden Augen und mit einer riesigen Streitaxt bewaffnet, bewegte er sich langsam in Richtung des bei Samara knienden Freundes.

 

Weiter zum Kapitel 10