In Drachenblut geschmiedet


Kapitel 8 - Leere Erinnerungen -

 



Beide Freunde erreichten den Markt. Samara blickte sich um. Weißlauf war eigentlich eine sehr kleine Stadt. Die Häuser, geprägt von nordischer Architektur und ihr Umfeld wirkten ordentlich gepflegt. Sauberkeit und Ordnung schien hier wohl Groß geschrieben zu sein. Selbst die Marktstände machten diesen Eindruck, die in einem Kreis aufgestellt wurden. Auch wenn sich langsam die Abenddämmerung ankündigte, war ein noch reger Besuch auf den Markt zu verzeichnen.

Die Kriegerin sah ein Haus, das eine etwas größere Erscheinung hatte, als die Nebenhäuser. Ein großes Schild, mit der Aufschrift „Die beflaggte Mähre“, hing über den Eingang und bewegte sich wegen des stärker aufkommenden Windes hin und her. Samara dachte, das soll wohl die Taverne sein, in Welche sie Kematu zu führen schien und ging in Richtung Eingang.

„Halt Samara! Nicht in diese Spelunke! Auch wenn ich gern mit der liebreizenden Hulda einen Plausch halten würde.“ Sagte Kematu zu ihr und winkte die Frau zurück. „Liebreizende Hulda, hm?“ Samara drehte sich zu Kematu um und ihre Mimik ließ Erstaunen erkennen.

„Ja, Hulda! Sie führt diese Taverne. Na und? Warum ich sie kenne? Ganz einfach, hier fanden wir Saadia, das Ziel unseres Auftrages, die sich da drinnen als Kellnerin verdingt hatte.“

„Wo ist das Problem? Gehen wir doch rein!“ erwiderte Samara. „Nein nicht jetzt, da sind mir zu viel Leute, und meist ist es da ziemlich laut. Keine vernünftige Chance, mit Dir in Ruhe zu reden! Hier gibt es noch eine Kneipe, genannt „Trunkender Jägersmann“. Ein mir bekannter Zuträger, namens Elrindir, ist dort der Besitzer. Dort können wir in Ruhe sprechen, sehr gut trinken und essen. Vertrau mir!“ Diese Antwort ließ Samara nichts Gutes verheißen. „Na gut, gehen wir eben dorthin!“

„Ist auch gleich hier in der Nähe!“ Sie folgte ihren Freund, der die Straße Richtung Tor hinunter ging. Paar Häuser weiter, sagte Kematu, „Hier!“ und stieg in Richtung Eingang hinauf und öffnete die Tür mit einer Handbewegung, die sie zum Eintreten aufforderte.

 

 

„Hallo Elrindir! So schnell sehen wir uns wieder! Und Danke nochmal für den Tip, er war goldrichtig. Wir haben Saadia dort gefunden!“ Kematu ging zu ihm und gab ihm freundschaftlich die Hand.

„Ach das war doch keine Rede wert!“ erwiderte freudig der Wirt. „Deine Belohnung war aber auch nicht von schlechten Eltern, ich habe zu danken!“ Samara bemerkte, das die Taverne ziemlich leer war. Nur ein Gast sitzt mit dem Rücken zu Ihr in der hinteren Ecke des Raumes. Dann schaute sie den Wirt und Kematu an und räusperte sich.

„Das ist Samara, eine sehr gute Freundin aus Skaven!“ Der Wirt blickte zu ihr und senkte respektvoll den Kopf zur Begrüßung. Ohne lange Umschweife kam Kematu auf den Punkt ihres Hierseins. „Ich brauche ein Zimmer, wo ich mich ihn Ruhe mit meiner Freundin unterhalten kann.“ Elrindir griff unter die Theke und holte einen Schlüssel hervor. Er warf ihn meinem Freund zu. Dabei bewegte der Wirt den Kopf so, das Dieser in Richtung einer Doppeltür hinwies. Kematu fing den Schlüssel geschickt auf und bat Samara, ihn zu folgen. Der Wirt fragte uns hinterher: „Was soll ich Euch bringen?“ Während Kematu die Tür aufschloss und einen Spalt öffnete, bestellte er.

„Zwei Flaschen deines besten Weines, und eine Flasche Honigschnaps." Er packte dabei sanft Samaras Schulter und schob sie in das große Appartment. Während er die Tür hinter ihnen zu machte, drückte Kematu sie, mit seiner sich noch auf der Schulter befindlichen Hand, hart gegen die Wand. Samara spürte einen leichten Schmerz, während sie mit dem Rücken gegen Wand gedrückt wurde. Erschrocken schaute sie in ein Gesicht mit wütenden Ausdruck, und gefährlich leuchtenden Augen.

„Was ist denn los? Du tust mir weh!“ bevor Kematu antworten konnte, wurde an der Tür geklopft. Er ließ sie los und öffnete die Tür. Der Besitzer der Taverne kam mit einem Tablett herein, ging zum Tisch, stellte das Bestellte und ein paar Gläser ab und verließ ohne ein Wort zu sagen, wieder das Zimmer. Kematu schloss wieder die Tür und lehnte sich ebenfalls mit den Rücken an der gegenüberliegenden Wand und verschränkte seine Arme vor der Brust. Er schaute Samara dabei fragend an, als ob er eine Fremde sah und danach senkte sich sein Blick dem Fußboden zu.

Auch Samara stand noch immer an anderen Wand, an der ihr Freund sie vorhin unsanft gedrückt hatte. Ihr Blick blieb verwirrt an Kematu haften. Diese wortlose Situation währte eine gefühlte Ewigkeit. Bis Kematu diese Stille erregt und aufbrausend unterbrach.

„Du hast mich heute morgen vor Weißlauf gefragt, wie lange ich schon hier wäre und was in den letzten zwei Jahren passiert wäre. Du hättest diese Fragen Dir selbst stellen sollen! Nicht ich war zwei Jahre weg, sondern DU!“

 

 

Wie von einem Hammer getroffen, schaute sie Ihren Freund an. Er stieß sich von der Wand ab und kam seiner Freundin näher. Kurz vor ihr blieb er stehen, berührte behutsam mit seiner rechten Hand ihre linke Wange und drückte sanft ihren Kopf nach rechts. Er betrachtete nun ohne ein Wort zu sagen die Tätowierung. Es sah wie kein Phoenix aus. Was Ähnliches, aber mit Sicherheit kein Vogel. Es ist ein Drache. Kematu hatte zwar bis jetzt noch keinen Lebenden gesehen. Aber auch er ein paar Bücher über Drachenlegenden gelesen und diese Drachentätowierung kam ihn bekannt vor, dieses Gebilde hatte er Irgendwo schon einmal gesehen.

Samara drückte wieder ihren Kopf zurück und schob Kematu etwas beiseite.

„Wie meinst Du das, ich..... ich bin erst seit zwei Tagen in diesem Land! Ich.....ich bin auf der Flucht gewesen! Der Überfall in Skaven war doch erst vor ein paar Tagen!..."

Verwirrt setzte sie sich auf den Stuhl, entfernte den Korken von der Schnapsflasche, goß sich ein Glas ein und leerte es mit einem Zug. Sie schüttelte den Kopf. Kematu setzte sich ihr gegenüber, füllte sich ebenfalls ein Glas voll und füllte erneut das Glas seiner Partnerin. Samara leerte auch dieses Glas sofort. Dann sah sie den Mann ungläubig an.

„Ich.... Ich soll zwei Jahre weg gewesen sein, machst Du Witze? Wenn ja, ist es ein sehr schlechter Zeitpunkt!“

„Das also soll ein Witz sein?“ Ungestüm knallte er die rechte Faust auf den Tisch. „Sehe ich etwa aus, als ob ich hier und jetzt Scherze treibe?“

Die Gläser machen dabei einen merkwürdigen Tanz und fallen um. Samara schaute Kematu ängstlich an. So hatte Sie ihn noch nie erlebt. Sie erkannte ihn nicht mehr wieder. „Das ist kein Scherz, oder ein Witz! Mir ist mit Sicherheit nicht nach Späßen zu Mute. Das ist purer Ernst!“

„Und ich will jetzt nichts mehr hören von Drachen, von Artefakten, die damit etwas zu tun haben sollen. Auch wenn es mit Dir zu tun zu haben scheint, wegen deiner Tätowierung. Seit wann hast Du sie?"

„Wie bitte? Die habe ich doch schon immer? Ich...“

„Schluss damit!“ Kematu sprang dabei diesem erneuten Wutausbruch auf. „Erst einmal, von Skaven bis hier her, braucht man mehr, als nur zwei Tage. Auch mit einem Pferd oder eine Kutsche, wäre dies nie machbar.“

„Aber...?“ nur der Versuch Kematu zu beruhigen, scheiterte ansatzweise.

„Kein Aber!“ Dabei kam er ihr näher, beugte sich vor und stützte sich dabei auf dem Tisch mit beiden Armen ab. Er blickte ihr fest in die Augen.

„Die Samara, die ich kannte, hatte noch nie eine Tätowierung im Gesicht! Die Samara, die ich kannte, wählte Rüstung und Waffen nicht zu ihrer Tagesbekleidung. Es sei denn, sie war in ihrer Schule! Selbst Waffen hattest Du nie zu Hause, weil Du Angst hattest, deine Kindern könnten sich daran verletzen! Die Samara, die ich kannte, würde nie freiwillig in einen Krieg ziehen oder sich unbedacht in ein Abenteuer stürzen. Aber Du läufst hier umher wie eine Kriegsgöttin, als ob Du nichts Anderes gemacht hättest! Die Samara,...!“

Er brach abrupt ab, kopfschüttelnd ging er zum Fenster, öffnete es und nahm einen kräftigen Atemzug. Samara saß da und konnte nicht glauben, was sie da hörte.

„Zwei Jahre ?...“ Ruhe setzte ein. Eine bedrückende Stille füllte das Zimmer. Sie war der Ohnmacht nahe, versuchte verzweifelt nachzudenken. Sie schaute ängstlich um sich, als ob die Wände auf sie zukommen würden, gewillt sie zu zerdrücken.

Die nächsten Minuten kamen Samara wie eine Ewigkeit vor. Sie berührte mit ihrer Hand die linke Wange.

„Was passiert hier?“ schrie sie heraus. Mit diesem Schrei kamen die Tränen. Kematu sah sie mit mitleidvollen Augen an. Das war wohl zu viel für Sie. Aber es musste endlich ausgesprochen werden. Ihm fiel nichts darauf ein, als mit „Hast Du Hunger?“ seine Freundin zu fragen. Samara schaute ihn mit Tränen gefüllten Augen an und nickte nur. Kematu verließ den Raum.

 

 

Samara saß wie erstarrt da, nur die Tränen bewegten sich. In ihr war eine nie dagewesene Leere. Sie konnte das eben Gehörte nicht begreifen. Sie war zu schwach, ihr Geist schaffte es nicht, vergessene Erinnerungen zurück zu holen. Sie erschrak, als Kematu wieder mit zwei großen Tellern zurück kam. Wohlriechendes Duft eines guten Mahls füllte die bedrückende Stille das Raumes. Er setzte einen Teller vor ihr ab und legte das Besteck dazu. Er selbst ging zu seinem Stuhl, setzte sich hin und fing an zu essen.

Samara spürte die Leere in ihren Magen. Aber es dauerte noch mehrere Minuten, bis der Hunger ihre Starre löste. Zögerlich nahm sie Messer und Gabel in ihre Hände und begann auch etwas zu essen. Kematu sah zu ihr hinüber und stellte fest, das der Glanz in ihren grünen Augen verschwunden war. Seine Freundin ließ plötzlich das Besteck fallen und blickte ihren alten Freund fragend an.

„Was...Was ist mit mir passiert? Ich kann mich an nichts mehr erinnern!“

„Es kann Einiges in zwei Jahren passieren und besonders mit Dir ist Etwas geschehen!“ erwiderte er. Sie stand auf, beachtete ihr Essen nicht weiter, ging langsam zum geöffneten Fenster und setzte sich auf dessen Sims. Sie schaute hinaus, nach Antworten suchend. Nach einer Weile fragte sie leise, „Kematu! Wirst Du mir helfen, mein eigenes Ich zu finden?“

Nun erhob auch er sich und kam auf sie zu. Er blieb nah vor ihr stehen. Samara kippte auf seinen Körper. Dabei legte sich ihr Kopf auf seine linke Schulter. „Bitte! Ohne Dich schaffe ich es nicht!“

„Dafür bin ich ja hier! Dein Schicksal, ist jetzt auch Meins!“ Sie schaute ihn an.

„Das habe ich Yasudo geschworen, als er in meinen Armen starb!... Aber bevor ich das erzähle, lass uns essen bevor es kalt wird nicht nur Du bist hungrig!“

Er führte Samara wieder zu ihrem Platz am Tisch zurück. Beide aßen weiter, ohne das dabei Worte gewechselt wurden. Kematu spürte dabei förmlich, die aufsteigende Spannung in ihr, ihre Erwartung zu erfahren, was vor zwei Jahren passiert war. Er konnte es sehr gut verstehen und langsam wurde ihm klar, wie sehr sie auf Hilfe angewiesen war. Nicht physisch, weit mehr psychisch. Dessen war er sich sicher.

Beide waren mit dem Essen fertig und tranken schweigend ein paar weitere Gläser Wein. Nicht nur der Kamin strahlte eine wohltuende Wärme aus. Auch der Alkohol ließ Samaras Wangen röter werden. Kematu begann nun zu erzählen.

...

„Am Tag des Angriffs der Orks, war ich bei Yasudo und Deinen Kindern. Du warst in Deiner Schule. Also wusstest du nichts von meinem Besuch. Ich war nur da, um Euch zu unserer Zeremonie einzuladen, welche alle fünf Jahre stattfindet. Yasudo versprach mir, mit Dir zu reden und zu diesem Fest zu kommen. Du weißt ja, für uns ist das mehr als nur ein Jahrestag. Also ritt ich danach wieder in Richtung Sentinel zurück. Nach paar Stunden schaute ich unbewusst zurück. Und als ich die riesige schwarze Qualmwolke sah, ahnte ich Schreckliches.

Ich riss mein Pferd herum und raste zurück. Ich kam zu spät. Da Eurer Haus etwas außerhalb der Stadt stand, konnte ich sofort das Feuer sehen. Yasudo kroch schwerverletzt aus dem Eingang des brennenden Haus heraus und bleib regungslos liegen. Ich sprang vom Pferd und rannte zu ihm. Ich drehte ihn vorsichtig herum, legte sanft seinen Kopf auf meinen Arm. Ich sah wie er aus mehren Wunden stark blutete. Ich sah sofort, das meine Bemühungen sinnlos wären, die Blutungen zu stoppen. Ich sah wie sein linker Arm in Richtung Haus zeigt und blitzartig wurde mir klar, was er mir damit sagen wollte. Die Kinder! Ich legte ihn behutsam wieder ab, bereit ins Haus zu rennen und die Kinder zu retten. Aber da war es auch schon zu spät, das Gebäude brach mit ohrenbetäubenden Krach in sich zusammen. Funken, Asche und heiße Luft hüllten uns zwei mit einer Staubwolke ein. Ich versuchte mit meinen Körper, Deinen Mann zu schützen und legte mich auf ihn. Dabei flüstert er mir ins Ohr, „Es waren die Orks! …Finde Samara !...Rette sie bitte!...Schwör es mir!...“ Sein Flüstern brach ab. Blut strömte aus seinem Mund. Da der Rauch sich langsam verzog, konnte ich seine starren Augen sehen. Meine linke Hand strich über sein Gesicht und schloss seine Augen. Dabei schwor ich, das ich Dich finden, und sicher nach Hause bringe werde !“

...

Er brach mit seiner Erzählung ab.

Samara erlebte nun Etwas zum ersten Mal, was sie noch nie an Kematu gesehen hatte. Er weinte tränenlos. Sie sah, wie sich sein Mund zusammenzog und trotzdem die Lippen zitterten. Seine Brust hebte sich schwer auf und ab. Die Narbe unter seinem linken Auge schien eine andere Farbe anzunehmen. Seine Augen starrten in das Feuer des Kamins. Er hatte noch nie geweint, selbst beim Tod seiner Familie nicht. Als eine Seuche einen großen Teil seines Stammes dahinraffte. Darunter eben auch seine Familie. Kematu fasste sich wieder und erzählte weiter.

...

„Ich schwor es Yasudo, auch wenn er meinen Schwur nicht mehr hören konnte. Ich bedeckte den toten Freund mit meinem Umhang. Es war keine Zeit, ihn zu bestatten. Ich war gewillt, mich sofort auf die Suche nach Dir zu machen. Also rannte ich los in Richtung Stadt, in der Hoffnung Dich in der Schule zu finden. Die ganze Stadt brannte. Überall sah ich den Tod. Geschändete, ermordete nackte Frauen, übel zugerichtete Männer, selbst tote Kinderkörper lagen überall herum. Im Stadtzentrum angelangt, wo auch deine Schule war, stoppte ich. Ungläubig sah ich, das die Schule das einzige Gebäude war, Welches weniger vom Feuer beschädigt war. Ich rannte durch das Haupthaus, sah in jeden Raum. Nichts war von Dir zu sehen. Also blieb nur noch die Waffenkammer übrig. Ein kleines Gebäude, hinten im Hof.

Ich erreichte den Hof und was ich da sah, ließ mein Blut in den Adern gefrieren. Ich sah tote, mit Pfählen aufgespießte Körper, denen man die Köpfe abgeschlagen hatte. Die Rüstungen der leblosen Körper trugen das Zeichen Deiner Schule. Aber ich sah keinen weiblichen Körper. Hoffnung keimte in mir auf, das Du vielleicht doch am Leben sein könntest. Die Toten waren wohl mit Sicherheit Deine Schüler. Aber das sie sich nicht kampflos dem Schicksal ergaben, sah man auch an den vielen Leichen der Orks, die überall im Hof verteilt lagen. Ich wendete mich voller Ekel dem Massaker ab. Ich überquerte den Hof und betrat die Waffenkammer.

Ich sah mich um. Die Orks haben die Kammer geplündert, man sah nicht mal mehr einen Pfeil. Außer die, die in den Wänden steckten. Zwei tote Orks mit schweren Schwertwunden lagen mitten im Raum. Die Hintertür lag aufgebrochen und schräg in den Angeln.

Eine sichbare Blutspur verließ den Raum. Raus aus der Hintertür. Ich schaute mir die Spuren im Gras an, ich konnte erkennen, das es mehrere schwere Orksteifel waren. Aber auch blutbefleckte Abdrücke leichterer Stiefel. Ich war mir sicher, das waren Deine Abdrücke. Dich haben wohl vier oder fünf Orks verfolgt. Ich verfolgte die Spur bis auf eine Anhöhe. Auch dort lagen zwei Orks in ihrem getrockneten Blut. Aber von Dir weit und breit nichts zu sehen. Deine Spuren endeten auf den Felsen der Anhöhe. Ich kam nicht um hin, hinunter in die Tiefe zu schauen. Ich schaute lange in den tief unten fließenden Fluss. Zweifel kam in mir auf. Ich konnte mir nicht vorstellen, das Du diesen Sturz überhaupt überlebt haben solltest. Ich fiel auf die Knie. Die Ungewissheit, Dich betreffend, quälte mich mehr. Als die Hoffnung den Schwur, den ich Yasudo gab, überhaupt zu erfüllen zu können. Ich weiß nicht mehr, wie lange ich so dagesessen hatte. Irgendwann stand ich auf und mit voller Trauer ging ich zu Eurem Haus zurück.

Ich hob drei Gräber aus, auch mit der Gewissheit, das zwei von denen leer bleiben werden. Ich bestattete Yasudo mit schweren Herzens. Stundenlang blieb ich vor ihren Gräbern sitzen. Mehr konnte ich wohl erstmal nicht tun. Ich entschloß mich zu Deinem Vater zu reiten und ihm davon zu berichten. Denn Rest kennst Du ja schon, das habe ich Dir ja bei unserem Wiedersehen erzählt. Und ja, das war vor zwei Jahren!“

...

Samara saß nur da und nahm diese Geschichte in sich auf. Kematu erkannte genau, wie krampfhaft die Frau versuchte, sich an irgendetwas zu erinnern. Aber sie schüttelte nur den Kopf.

Andererseits, warum sollte Kematu sie anlügen? Dafür gab es für ihn keinen Grund. Und wie er mir das Alles zum Ausdruck brachte, konnte keine Erfindung sein. Seine Entrüstung, seine Gefühle, seine Empfindungen waren nicht gespielt. Sie waren echt, dessen wurde Samara mehr und mehr gewiss.

„Ich weiß es wirklich nicht. Und es macht für mich erst einmal keinen Sinn, hier und jetzt, mit Gewalt zu versuchen, die Erinnerungen zurückzuholen. Ich bin auch zu müde, ich habe keine Kraft mehr. Nicht nach Allem, was ich gerade gehört habe. Ich möchte jetzt bitte allein sein. Entschuldige!“

Sie rannte aus dem Zimmer und ließ Kematu allein.

Samara, fragte den Wirt, ob er ein Zimmer mit einem Bett frei hätte. Er gab ihr einem Schlüssel und zeigte nach links oben. Sie überwand schnell die Holztreppe und verschwand in das von Ihr gemietete Zimmer.

 

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