In Drachenblut geschmiedet


Kapitel 36 - Eine schlagkräftige Genugtuung -



Es tobte ein schweres Unwetter über Flusswald, als man das Dorf erreichte. Beide Reiter waren vollkommen durchnässt, als man bei Faendal´s Hof von den Pferden stieg.

Der Bosmer lud die Frau in sein Heim ein, um sich etwas aufzuwärmen und sich von den klitschnassen Kleidungsstücken zu befreien. Samara fand, dass das eine sehr gute Idee sei und sie folgte ihm in sein Haus. Wie Faendal erwartet hatte, war Camilla nicht anwesend. Einerseits war er froh, das seine Frau noch nicht da war. Da brauchte er sich keine Ausrede einfallen lassen, warum er weg und wo man war. Andererseits hegte er den innigsten Wunsch, das sie endlich nach Hause gekommen wäre. Er vermisste sie.

Er holte ein paar Handtücher aus dem Schrank, reichte sie dem Drachenblut: „Hier! Du kannst ruhig ins Gästezimmer gehen und dich umziehen. Inzwischen setze ich Wasser auf, um heißen Tee zu machen. Das können wir jetzt bestimmt gebrauchen!“

„Danke, mein Freund! Also bis gleich!“ mit diesen Worten ging Samara in das Gästezimmer und schloss die Tür. Sie legte ihre Reisetasche auf den Holztisch und holte trockene Sachen heraus. Sie legte sie auf das Bett und begann die nasse Rüstung auszuziehen. Dabei kreisten abermals ihre Gedanken umher, wer der Schreiber der rätselhaften Notiz sein könnte. Ob er es war, der das Horn vor ihrer Nase wegschnappte. Hatte er sie die ganze Zeit beobachtet? Ist man ihr sogar nach Ustengrav gefolgt? Wenn ja, hat er sich sehr viel Mühe gegeben, nicht aufzufallen. Das es ihm hervorragend gelungen war, sich den scharfen Blicken Faendal´s zu entziehen. In ihr stieg wieder die Wut auf und auch die stechende Neugier, wer nun dieser mysteriöse „Freund“ war. Sie kannte alle Einwohner aus Flusswald. Sie konnte einfach sich nicht vorstellen, das es einer oder eine von ihnen sein könnte. Nur warum wählte dieser „Freund“ gerade diese Taverne zum Treffpunkt aus. Man hätte sich doch sonst wo treffen können. Also warum gerade Flusswald? Ist es wegen der Nähe zur Drachenfeste in Weißlauf? Dann hätte er auch eine Taverne der Stadt wählen können. Was ist das für ein mysteriöses Spiel, welches dieser „Freund“ mit ihr trieb?

Je mehr sich Samara darüber den Kopf zermarterte, wurde ihre innerliche Wut stärker. Er sollte wirklich ein plausible Erklärung parat haben, die Samara auch wahrlich zufrieden stellen sollte. Ansonsten könnte er etwas erleben, das ihn für die Zukunft solche Streiche, ein für alle Mal vergehen würde. Ein Klopfen an der Tür ließ sie herumfahren und riss sie aus ihren Gedanken. „Der Tee ist fertig!“ rief Faendal durch die Tür.

„Komme gleich!“ antwortete Samara ihm und zog sich schnell um. Sie verließ danach das Zimmer, während sie dabei die Haare abtrocknete. Faendal hatte auch etwas zu essen bereit gestellt und fordere seine Freundin freundlich auf, sich zu setzen. Das Drachenblut folgte seiner Aufforderung, setzte sich hin und trank einen Schluck vom heißen, wohltuenden Getränk. Während sie weiter ihre Haare mit einem Handtuch abtrocknete, sagte sie: „Du musst aber nicht in die Taverne mitkommen!...“

„Um zu verpassen, wer nun dieser unbekannte „Freund ist? Keine Chance! Und vielleicht könnte es auch eine Falle sein. Nein, nein liebe Freundin! Das Ende dieser Angelegenheit möchte ich gern miterleben, wofür wir den Hals riskiert haben! Das bist du mir schuldig, werte Dame!“

„Da hast du vielleicht Recht! In Ordnung! Vorsicht ist angebracht und das mir dabei jemand den Rücken freihält, ebenso. ...“ zustimmend nickte Samara ihren Partner zu.

„Und ich möchte auch erleben, falls dieser Typ keine entsprechende Erklärung parat haben sollte, wie du ihn rund machst oder deinen Worten nach, „unangespitzt in den Boden rammst!“ Das wäre ein Bild für die Götter!“ mit einem sarkastischen Lachen füllte er dabei die Tassen mit heißen Tee nach.

„Das war mir so klar! So etwas lässt du dir bestimmt nicht entgehen!“ stimmte Samara in das Lachen ein.

„Mit Sicherheit nicht! Vor allem dann nicht, wenn ich selbst darin involviert bin!“

„Aber bevor wir in den „schlafenden Riesen“ gehen, sollte wir vielleicht noch abwarten, bis das Unwetter abklingt. Sonst wäre deine Gastfreundschaft umsonst gewesen!“

„Hört sich nach einen Plan an! Denn, wann hatten wir schon mal so eine Gelegenheit dazu in letzter Zeit! Seit das mit Anise geschehen war, überhaupt nicht mehr. Du bist mit Kematu immer hier willkommen, das weißt du! Auch im Namen von Camilla!“

Man gab sich den Ereignissen der letzten Zeit hin, die noch nicht angesprochen wurden, seit Samara den Waldelf um Hilfe gebeten hatte. Auch Vorahnungen für die Zukunft ließ sie nicht aus. Alduin ist allgegenwärtig und könnte auch Flusswald angreifen. Das Drachenblut bot ihm auch die Möglichkeit an, falls es schlimm werden sollte, sich ebenfalls in Sicherheit zu bringen. Nur davon wollte Faendal nichts hören. Er würde nie Flusswald, geschweige denn sein Grund und Boden verlassen. Hier war seine Heimat, sein Leben, seine Frau welches er auch zu schützen und zu verteidigen würde.


Nach zwei Stunden hörte das Unwetter auf. Nur die nassen Wege, Wiesen und Häuser bezeugten die starke Wettererscheinung, die über dieses Tal zog. Die letzten Sonnenstrahlen, die sich durch die aufgerissenen Wolken trauten, spiegelten sich in herabfallenden Nass der Dächer und in den Pfützen wieder, die dieses Unwetter zurück gelassen hatten.

Man hatte vorsichtshalber die Waffen umgeschnallt, als beide Freunde das Haus von Faendal verließen. Ohne großen Aufhebens, gingen beide schnurstracks in Richtung „Schlafender Riese“. Als man am Handelskontor von Camillas Bruder vorbeikam, verließ Lucan Valerius gerade sein Geschäft und verschloss es. Er blickte die Straße herunter, sah die ihm sehr bekannten Gesichter und ging ihnen entgegen.

„Na schon Feierabend Lucan? Wie lief das Geschäft?“ diese Fragen kamen etwas nervös aus dem Mund von dem Waldelf.

„Ist ja echt ein Zufall, hier trifft sich wohl die gesamte Bekanntschaft! Wusste nicht, das Flusswald so wichtig geworden ist, das man hier seine Treffpunkte wählt. Und wo warst Du die letzten drei Tage Faendal? Wieder auf Abenteuer? Sei froh, dass das Camilla nicht mitbekam! Sonst hätte sie Dir wieder die Leviten gelesen. Denn das mag sie gar nicht und das weißt Du!...“

„Ist schon gut, Lucan! Ja das weiß ich, aber was soll ich machen, wenn mich ein Freund um Hilfe bittet. …“

„Seine Prioritäten kennen. Du hast jetzt eine Frau und somit eine gewisse Verantwortung ihr gegenüber!...“

„Nun hört auf zu streiten, meine Herren! Faendal kennt mit Sicherheit seine Prioritäten, was man von gewissen Familienangehörigen nicht sagen kann! Oder soll ich Euch an unsere erste Begegnung erinnern? Ich habe nicht vergessen, wie ihr mit Camilla umgesprungen seid. Also wie wäre es, wenn ihr das für Euch behaltet, das Faendal mir geholfen hat und kein Wort darüber bei Camilla verlauten lasst!“ mit dieser Einschüchterung wollte Samara ihren Weggefährten helfen und sie zeigte auch ihre entsprechende Wirkung. Etwas erzürnt, aber auch mit einem Hauch von Angst, beruhigte sich Lucan wieder und sagte:

„Ja in Ordnung! Ich werde Camilla nichts sagen, das verspreche ich. Aber Faendal, sage beim nächsten Mal mir bescheid, wo Du in Zukunft hingehen wirst. Damit wenigstens einer weiß, wo Du sein könntest, falls meine Schwester wieder außerhalb von Flusswald ist. Du gehörst nun zur Familie und da ist ein bisschen Offenheit doch angebracht oder? Tue es wenigstens Camilla zu Liebe!“ seine Sorge war aufrichtig und damit hatte er eigentlich Recht.

„Das werde ich, Lucan! Das verspreche ich!“ Faendal reichte ihm die Hand und der Bruder von Camilla schlug ein. Sie verabschiedeten sich und wollten ihrer Wege gehen, als Lucan sich umdrehte und Samara zurief: „Habe gerade Kematu abgewickelt, sein Tabaksbeutel zeigte eine gähnende Leere und er hatte Glück. Denn gestern erhielt ich erst wieder eine neue Ladung seines Lieblingsrauchmittels. Und...“

„WAS? Kematu ist schon hier? Wo ist er?“

„Denke mal in der Taverne! Er wollte sich ein Zimmer mieten, bis Ihr hier wieder eintrefft!“ damit drehte er sich um und verschwand um die Ecke hinter seinem Kontor.

„Sein Bezug zur Zeit ist wie immer perfekt, oder?“

„Das kannste laut sagen, Faendal! Manchmal macht mir das regelrecht Angst, als ob er meine Gedanken lesen könnte, ohne bei mir zu sein!“ gab Samara lächelnd von sich.

„Wenn das keine Liebe ist!“ erwiderte Faendal mit einem verschmitzten Grinsen.

„Na, dann lass uns mal genauer unseren speziellen „Freund“ betrachten! Ich bin echt gespannt!“

Nicht nur Du, Samara!“ mit diesen Worten betraten sie die Taverne.


„Ich möchte das Dachzimmer mieten!“

„Das Zimmer unterm Dach? Nun...wir haben kein Zimmer unterm Dach, aber ihr könnt das Zimmer auf der linken Seite haben. Fühlt Euch wie zu Hause!“ sagte Delphine und führte ihren Gast zu den besagtem Zimmer.

„Hat sich hier ein weiterer Krieger ein Zimmer genommen? Mit einer Narbe unter dem linken Auge?“

„Das ist richtig, er schläft schon im Zimmer neben Euch, das ihr haben könnt. Er möchte aber nicht gestört werden, ließ er mich wissen.“

„Na, lasst ihn ruhig schlafen! Denke mal, das kann er gut gebrauchen!“

„Ich werde im Gästeraum bleiben und meine Augen offen halten. Geh ruhig in das Zimmer und leg Dich hin. Ich bin da, falls was passieren sollte!“ flüsterte Faendal der Kriegerin zu.

Samara nickte ihm unauffällig und zustimmend zu. Sie ging in das Zimmer und legte sich auf das Bett. Die Neugierde versuchte die Frau wachzuhalten. Aber die Strapazen der letzten Tage forderten ihren Tribut und sie schlief nach kurzer Zeit ein.


„Ihr seid also das Drachenblut, von dem ich schon soviel gehört habe?“

Samara wurde blitzartig wach, rieb sich die Augen und schaute in die Richtung, woher die Stimme kam. Ein bekanntes Gesicht lächelte sie an.

„Delphine?...IHR?...Ihr seid dieser „Freund“... in diesem Moment wurde die Tür geöffnet und Faendal stand lehnend am Türpfosten.

„Diese Frage erfüllt mich ebenfalls mit wachsendem Interesse! Und bin auf die Antwort sehr gespannt. Wie lange kennen wir uns schon, Delphine? Und nicht einmal ich habe nicht mitbekommen, das ihr ein Doppelleben führt!“

„Ja...Ich...Ähm!“ jetzt war es an der Tavernenbesitzerin, überrascht zu sein.

„Hey, Leute! Nun beruhigt Euch bitte. Ich bin nicht Euer Feind! Ich glaube, Ihr hattet das gesucht!“ Sie holte das Horn Jürgen Windrufers hervor, welches sie am Rücken versteckt hatte.

„Ihr seid also die Schreiberin der rätselhaften Notiz und die ominöse Diebin des Horns, wofür wir unseren Hals riskiert hatten. Ich glaube, es wird Zeit für eine plausible Erklärung! Und die sollte wahrlich gut sein, sonst könnte jemand Euch über das Knie legen und dann gewaltig den Hintern versohlen!“

„Folgt mir, hier können wir nicht reden. Ja, Ja! Ich werde Euch alles erklären! Bitte folgt mir!“ mit diesen ängstlichen Worten stand sie auf und verließ das Zimmer.

Samara und Faendal folgten ihr in das gegenüberliegende Zimmer.

„Schließt bitte die Tür!“

„Ach ja Delphine! Bevor ich Eure Antwort erwarte, habe ich das für Euch!“ Als die Besitzerin sich umdrehen wollte, um zu sehen, was das Drachenblut ihr zeigen wollte, schlug es auch schon ein. Sie wurde ausgehoben und landete krachend auf dem Bett, welches sofort nachgab und zusammenbrach. Samara rieb sich ihre Faust, denn der Kinnhaken war hart geführt.

Die eben geschlossene Tür wurde aufgerissen und Ognar wollte in das Zimmer stürmen, um zu sehen, was hier geschehen war. Aber Faendal bremste seinen Sturm, als seine rechte Hand auf der Brust des Wirtes der Taverne landete.

„Nichts ist hier passiert! Frauenangelegenheit! Versteht Ihr?“

„Wenn das so ist, aber wer bezahlt die Reparatur des Bettes?“

„Das werde ich morgen höchstpersönlich reparieren, in Ordnung?“ mit diesem Worten schob der Bosmer den Wirt aus dem Türrahmen und dieser beruhigte sich wieder.

Aber ein anderer Mann kam wütend aus seinem Zimmer. Nur mit seiner Hose bekleidet und bloßen Füßen, rief er in den Raum herein: „Bei allen bösen Geistern dieser Himmelssphäre, was hat dieser Krach zu bedeuten? Kann man denn nirgends mehr ruhig schlafen!?“ Es war niemand anderes als Kematu, der unsanft geweckt wurde.

„Öhm! Faendal und Samara!...Er blickte etwas überrascht drein, als seine Partnerin durch den Türrahmen spähte. „Ist ja so klar! Wenn es irgendwo kracht, hat Samara ihre Finger im Spiel. Ich hoffe, Ihr habt eine gute Ausrede, warum ich nicht einmal ruhig schlafen darf!“

„Zieh Dir erst einmal etwas an, Kematu und komm dann hierher! Dann wirst Du alles erfahren!“


Währenddessen hatte sich Delphine wieder aufgerafft, ihr Kleid geordnet und dabei ihren Kiefer hin und her bewegt. Mit einem „Das habe ich wohl verdient!“ kommentierte sie das schlagkräftige Argument des Drachenblutes.

In dem Augenblick betrat auch Kematu das Zimmer und küsste Samara zur Begrüßung auf die Wange.

„Darf ich vorstellen, Delphine! Die uns das Horn des Jürgen Windrufers vor der Nase wegschnappte. Ich warte nun auf eine Rechtfertigung ihrer Handlungsweise. Nicht nur ich! Auch Faendal ist sehr daran interessiert. Weil er war dabei, als wir dafür unseren Hals riskierten.“

Der Waldelf betrat nun auch das Zimmer und schloss hinter sich die Tür.

„Ich kann alles erklären, glaubt mir! Es steckte keine böse Absicht dahinter. Nur ich wollte sicher gehen, das Ihr auch wirklich das Drachenblut seid!“ während sie das sagte, öffnete sie beide Schranktüren eines breiten Kleiderschrankes. Die Hinterwand bewegte sich ebenfalls und legte eine Treppe frei, die zu einem Geheimraum hinunter führte.

Unten angelangt fing Delphine an sich zu erklären:

„Also...Die Graubärte scheinen zu glauben, das ihr das Drachenblut seid. Ich hoffe, sie haben Recht.

„Warum habt ihr das Horn genommen?“

„Überrascht? Allmählich werde ich ziemlich gut darin, die harmlose Tavernenbesitzerin zu spielen. Und ich entschuldige mich dafür. Ich habe Euch die ganze Zeit verfolgt. Habe den Hintereingang zur Gruft gefunden, während ihr Euch durch das gesamte Grab durchkämpftet. Somit war es ein Leichtes vor Euch anzukommen und das Horn zu nehmen. Wie schon gesagt, ich wollte sichergehen und sehen, dass das keine Falle ist.“

„Wovon redet ihr? Was hat es mit Eurer Nacht- und Nebelaktion auf sich?

„Man kann nicht vorsichtig genug sein, die Spione der Thalmor sind überall. Nur so konnte ich sichergehen, dass das keine Falle der Thalmor war!“

„Nun komm schon Delphine, wir kennen uns schon ziemlich lange. Sehe ich etwa wie ein Spion der Thalmor aus-oder Faendal? Waren wir beide je in Begleitung dieser „Folterknechte“? Soll das etwa ein schlechter Witz sein? Ich bin geneigt, Euch nochmal eine runter zuhauen!“

Kematu legte seine Hand auf die Schulter von Samara. Dies beruhigte die aufgebrachte Frau ein wenig.

„Nein, nein! Kein Bedarf! Ihr schlagt zu, wie ein ausgewachsener Drache. Das Argument vorhin reicht vollkommen!“ mit vorgehaltenen Händen versuchte Delphine, Samara vor ihrer nächsten Aktion zurück zuhalten.

„Es stimmt, wir kennen uns schon lange. Und ich bin nicht Euer Feind. Ich habe Euch bereits das Horn gegeben. Ich versuche nur, Euch zu helfen. Ihr müsst mir nur einfach zuhören!“

„Hört endlich auf, wie eine Katze um den heißen Brei zu reden! Erklärt Euch endlich!“

„Wenn ich was erkläre, entscheide ich immer noch selbst verstanden? Ihr wäret längst tot, wenn Ihr mir nicht auf den ersten Blick gefallen hättet. Aber ich musste wissen, ob an diesen Gerüchten etwas dran ist. ...Ich gehörte zu einer Gruppe, die schon sehr lange nach Euch sucht...nun, nach jemanden wie Euch. Das heißt, wenn ihr wirklich ein Drachenblut seid. Bevor ich Euch mehr sage, muss ich sicherstellen, das ich Euch vertrauen kann.

„Das klärt aber immer noch nicht die Frage, warum Ihr das Horn aus Ustengrav genommen habt und uns diese lächerliche Notiz stattdessen hinterlassen habt. Aber ihr besitzt wirklich ein bemerkenswertes Talent der Täuschung und des Einfallsreichtums!“ Samara kam nicht umhin zu fühlen, dass die Frau ihr gegenüber, einen plötzlichen Wandel vollzogen hatte. Nichts mehr war zu erkennen an einer Besitzerin einer Taverne. Sie war eine Kriegerin. Gefährlich, listig und mit einer Entschlossenheit, die nun sie urplötzlich ausstrahlte. Das Drachenblut hatte es schon gespürt, als sie Delphine niederschlug. Andere Frauen würden diesen Schlag in Ohnmacht ausschlafen. Sie aber, steckte diesen harten Kinnhaken gelassen weg.

„Ich wusste es! Wenn die Graubärte Euch für ein Drachenblut hielten, würden sie Euch danach schicken. Zumindest sind sie berechenbar. Als Ihr danach hier auftauchtet, wusste ich, dass die Graubärte Euch geschickt hatten, und ihr kein Spitzel der Thalmor wart.“

„Diese Antwort befriedigt mich zwar nicht, aber warum sucht ihr ein Drachenblut?“

„Wir erinnern uns an das, was bei den meisten in Vergessenheit geraten ist, dass ein Drachenblut der ultimative Drachentöter ist. Ihr seid die einzige Person, die einen Drachen dauerhaft töten könnt, indem sie seine Seele in sich aufnimmt. Könnt ihr es tun? Könnt Ihr die Seele eines Drachens in Euch aufnehmen?“

„Ich absorbiere einen Teil der Macht der Drachen. Mehr kann ich dazu nicht sagen!“

„Jetzt ist nicht die Zeit dafür, den widerstrebenden Helden zu spielen. Entweder seid ihr ein Drachenblut oder nicht! Aber das werde ich bald mit eigenen Augen sehen!“

„Mit eigenen Augen sehen? Ihr wollt also sehen, wie ich einen Drachen töte?“

„Genau deshalb sind wir hier! Genau deshalb habe ich Euch hierher geholt! Ich will den Beweis, das ihr wahrlich ein Drachenblut seid. Erst danach werde ich mich und somit unsere Gruppierung offenbaren. Aber vorher will ich diesen Beweis! Wenn ich Euch meine Hilfe anbiete, dann müsst ihr das für mich tun.

„Und was haben die Thalmor damit zu tun und warum sind sie hinter Euch her?“

„Ja. Wir sind sehr alte Feinde. Und wenn mein Verdacht stimmt, haben sie bei der Rückkehr der Drachen vielleicht ihre Finger im Spiel. Aber das ist jetzt unwichtig. Wichtig ist hingegen, das ihr ein Drachenblut seid.“

„Und was ist der Haken bei der Sache?“

„Drachen kehren nicht einfach zurück, sie kehren ins Leben zurück. In all den Jahren waren sie nicht einfach an einem anderen Ort. Sie waren tot, vor Jahrhunderten getötet von meinen Vorgängern. Nun geht etwas vor sich, wodurch sie wieder zum Leben erweckt werden. Und Ihr müsst mir helfen, das aufzuhalten!“

„Schon mal was von den Zyklus der Drachenkriege gehört, die sich aller 1000 Jahre wiederholen?“

„Das sind doch nur Legenden!...“

„Legenden die wahr werden. Legenden die sich zu einer festen Realität entwickeln und dieser Krieg hat bereits begonnen, seit Alduin sein Unwesen treibt! Und nur ein Drachenblut kann diesen Krieg beenden. Das wurde uns schon mehrmals gesagt und ich muss es wissen, weil einer derer mein Vater ist!“ Nun wurde auch Kematu etwas ungehalten. Aber bevor diese Diskussion ausartete fragte Samara: „Wieso denkt ihr, das Drachen wieder lebendig werden?“

„Ich weiß es eben. Ich habe ihre alten Grabhügel besucht und sie leer vorgefunden. Und ich habe herausbekommen, wo der nächste Drache ins Leben zurückkehren wird. Dort werden wir hingehen, und Ihr werdet diesen Drachen töten. Wenn es uns gelingt, sage ich Euch alles, was Ihr wissen wollt.“

„Wie habt ihr das alles herausgefunden?“

„Das solltet ihr wissen. Ihr habt die Karte für mich besorgt. Den Drachenstein, den Ihr für Farengar geholt habt, wisst ihr noch?“

„Also wart ihr diese vermummte Gestalt, als ich diesen Stein dem Ersten Verzauberer übergab. Ihr kommt weit rum!“

„Ihr habt also tatsächlich aufgepasst. Ich habe veranlasst, das Farengar den Drachenstein für mich besorgt. Das ist meine Aufgabe. Ich sorge hinter den Kulissen dafür, das die Dinge geschehen. Ihr seid ja auch schließlich hier, oder?“

„Nun mal nicht so Alleskönnerisch! Ich gehe eigentlich nie irgendwo hin, ohne mich abzusichern, falls Ihr das immer noch nicht mitbekommen habt. Auch ich habe meine Freunde, die mir mit Rat und Tat zur Seite stehen. Und muss nicht so daherkommen und sich in Dinge einmischen, die Euch eigentlich nichts angehen. Also bleiben wir sachlich, sonst ist dieses Gespräch hier und jetzt beendet. Ist das klar!“ Delphine spürte sofort, das man mit Samara nicht umspringen konnte, wie mit einem hergelaufenen Söldner. Aber um ihrer eigenen Interessen willen, wurde sie friedlicher und sachlich.

Im Gegensatz zu Ihr, hegte das Drachenblut eine starke Abneigung gegen diese Frau. Sie fühlte, das diese Kriegerin eigene Ziele verfolgte. Welche, konnte sie noch nicht erkennen, aber Samara entschloss sich, dieses Gegenüber mit Vorsicht zu genießen und die wahren Gründe ihrer angeblichen Hilfsbereitschaft herauszufinden.

„Also war der Drachenstein so etwas wie eine Karte!“

„Ja. Eine Karte alter Drachengräber. Ich habe mir angesehen, welche jetzt leer sind. Das Muster ist recht eindeutig. Es scheint sich von Südosten her auszubreiten, angefangen beim Jerallgebirge in der Nähe von Rifton. Das bei Kyneshain ist das Nächste, wenn das Muster stimmt.“

„Wisst Ihr, wie verrückt sich das anhört?“

„Hah. Vor einigen Jahren habe ich einem Kollegen fast das Gleiche gesagt. Wie sich herausstellte, hatte er Recht und ich Unrecht.“

„Also wollt Ihr, das wir sofort nach Kyneshain aufbrechen, oder?“

Ja. Dort in der Nähe befindet sich ein altes Drachengrab. Wenn wir dorthin gelangen können, bevor es geschieht, finden wir vielleicht heraus, wie es aufzuhalten ist!“

„Indem man Alduin tötet! Wenn die Legenden stimmen und Eure Nachforschungen sich als richtig erweisen, ist er es, der die Drachen zum Leben erweckt.“ Samara war erstaunt, über die Auffassungsgabe ihres geliebten Freundes. Aber er könnte damit Recht haben.

„Wie auch immer, das werden wir aber nur erfahren, wenn wir nach Kyneshain reiten. Und uns vor Ort und Stelle überzeugen.

„Sie hat Recht! Nur so können wir es selbst miterleben, wie Alduin agiert. Wie diese Welt mit Drachen bedroht wird. In Ordnung! Wir sind dabei! Aber vorher werde ich das mit meinen Freunden besprechen!“

„Ich kann nicht warten, bis Ihr eine Entscheidung trefft. Wir treffen uns bei Kyneshain. Vergeudet auf den Weg dorthin keine Zeit!...“ mit diesen Worten packte sie ihr Bündel zusammen und verließ schnell den Geheimraum.


Man stand minutenlang wortlos da. Alle waren am überlegen.

„Faendal! Ich bitte Dich hier zu bleiben! Deine Hilfe endet hier, auch wenn ich sie gern weiterhin in Anspruch nehmen würde. Aber ich will Euch dieser Gefahr nicht aussetzen. Kematu hat Recht! Wenn einer seine Artgenossen zum Leben erwecken kann, dann kann das nur Alduin. Und da will und möchte ich Dich nicht dabei haben. Anise war Warnung genug. Aber Du kannst für mich etwas viel Wichtigeres tun. Halte Delphine im Auge, wenn sie zurückkehren sollte. ...

Ich mag diese Frau nicht, auch wenn sie vielleicht heroische Absichten haben sollte. Aber da steckt mehr dahinter und das will ich wissen. Ich will wissen, wer zu Ihr geht, mit wem sie Kontakte pflegt und so weiter. Sie sprach von einer Gruppierung. Ich will wissen, wer hinter dieser Gruppierung steht. Kannst Du das für mich tun, Faendal!“ Samara sah, das der Bosmer gern mitkommen würde, aber auch, dass er ihre Entscheidung in Bezug Alduin akzeptierte.

„Aber sicher doch! Diese Angelegenheit hier, ist Grund genug, Nachforschungen zu betreiben. Du kannst auf mich zählen. Ich werde sie nicht aus den Augen verlieren. Ich wünsche Euch in Kyneshain viel Erfolg und Glück. Seid vorsichtig!“ Der Waldelf verabschiedete sich von seinen Freunden und verließ ebenfalls das Versteck.


„Na dann auf nach Kyneshain oder? Oder kann ich mich noch für ein paar Stunden hinhauen?“ Kematu wollte sich ebenfalls aus dem Zimmer verziehen, um seine sieben Sachen zu holen.

„Wie geht es Stenvar! Hat Dein Vater zugesagt, ihm zu helfen?“ Der Mann drehte sich um, ging auf seine Liebste zu und nahm sie in die Arme.

„Immer an andere denkend, was? Ihm geht es den Umständen gut und ist in Sicherheit. Mein Vater wird sich um ihm kümmern, das hat er mir versichert!“

„Dann bin ich beruhigt! Danke Dir mein...“ weiter kam Samara nicht, weil Kematu ihr einen heißen Kuss auf den Mund drückte.


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