In Drachenblut geschmiedet


Kapitel 32 - Vergebliche Müh -


Nurelion gab Samara die vergessene Information, wo das „weiße Fläschchen“ überhaupt zu finden sei. Als das Drachenblut wieder bei ihrem Liebsten war, stellte sie sofort die Frage:

„Kematu! Kennst Du eine „Verlorene Höhle“ und weißt Du, wie man dahin kommt?“ Samara drehte sich zu ihren Freund hin, nachdem sie den Sattel an ihrem Pferd festgezurrt hatte. Auch er war dabei, seine sieben Sachen auf das Pferd zu laden und zu befestigen. Als er ihre Frage hörte, fuhr er wie vom Blitz getroffen herum.

„Machst Du Witze? Wo willst Du hin? Ich glaub mich tritt ein Mammut!“ Jetzt fiel ihm die Kinnlade runter.

„Was ist den los? Ja, genau in diese Höhle muss ich! Genau da soll das „weiße Fläschchen“ sein!“ Samara schaute überrascht drein, ob der Reaktion des Mannes.

„Na dann mach Dich auf etwas gefasst! Vier meiner Assassinen hatten einen Verbrecher gejagt und er verschwand in diese Höhle. Meine Männer folgten ihn. Aber nur einer kam heraus. Er war nicht mehr er selbst. Stell Dir vor! Er war erst 22 Jahre alt, als er sich danach selbst die Kehle durchschnitt. Als er die Höhle verließ, sah er aus wie ein alter Greis. Als ob man ihm einfach seine Jugend aus dem Körper gesaugt hätte. Wer es war konnte er auch nicht mehr sagen, weil man ihm seine Zunge herausgerissen hatte. Etwas Schreckliches haust da drin. Und da willst Du hinein! Und ob ich den Weg dorthin kenne. Sie ist am Fuße eines Bergmassivs unweit von Windhelm. Zieh Dich warm an, es wird ein Ritt in die ewige Schneelandschaft!“

„Hm! Das hört sich nicht gut an! Das hatte mir Nurelion wohl verschwiegen! Er sagte nur, das es nicht einfach wird an das Fläschchen heranzukommen. Mehr nicht! Aber ich habe keine andere Wahl! Das bin ich Stenvar schuldig!“ Entschlossen stieg sie auf ihr Pferd und ritt langsam los.

„Na Prost Mahlzeit! Mit Dir wird es nie langweilig!“, rief Kematu ihr hinterher, während er sich auch auf sein Pferd schwang und ihr nachritt.

Einige Tage später.

Sie erreichten das Bergmassiv. Weiter entlang am Fluss Yorgrim und vorbei am gleichnamigen See. Es hatte angefangen zu schneien. Die Schneeflocken spiegelten sich in der Mittagssonne.

Wie kleine Funken fielen sie zu ihren Brüdern und Schwestern. Und als der Wind durch eine Wehe fuhr, sah es aus, als ob sie vor Freude tanzen würden. Ihr war ebenfalls nach Tanzen zu mute.

Samara wurde durch Kematu aus ihrer Fantasie gerissen. „Wir sind fast da! Wir sollten vorsichtig sein! Hier trieben sich viele Kreaturen und wilde Tiere herum. Würde mich auch nicht wundern, wenn uns auch ein Drache besuchen würde. Weil nach Hörensagen, soll auf der Spitze des Berges sich ein Drachenhorst befinden. Die haben halt ein Näschen für Dich, Drachenblut!“

„Auf so etwas kann ich aber gut und gern zur Zeit verzichten! Und wenn Du noch einmal Witze über mein Schicksal machst, dann lernst Du mich kennen. Glaub mir, das Du Dir dann lieber einen Drachen wünschst!“ Sie lachte selbst über ihre Drohung und über den ungläubigen Blick, den Ihr Freund ihr zurückwarf.

„Schau Dir die Kleine an! Gut gebrüllt Löwin!“ Auch Kematu fiel in ein lautstarkes Gelächter.

Mit Tränen in den Augen schlug er vor: „Wir sollten zur Taverne „Nachttor“ reiten und dort unsere Pferde lassen. Es ist von dort aus nicht mehr weit bis zur „Verlorenen Höhle“.“

„Klingt nach einer sehr guten Idee. Wäre schön. Trotz der Sonne könnte ich eine innerliche Aufwärmung gebrauchen. Und Hunger habe ich auch.“ Sie gaben ihren Pferden die Sporen. Der aufgewirbelte Schnee fiel hinter den Beiden tanzend zu Boden.

Es war früher Morgen. Draußen tobte ein Schneesturm. Samara hörte das schwere Brausen des Windes. Sie spürte, wie der Schnee an die Fenster geschleudert wurde. Als ob kleine Stecknadeln versuchten, das Glas zu zerschneiden.

„Wird ja immer besser! Bloß gut das es nicht weit ist. Oder hast Du es Dir anders überlegt? Wir können ja warten, bis der Schneesturm vorbei ist!“ Kematu zeigte offen seine Abneigung, da raus zu gehen.

„Ist doch fast genauso wie ein Sandsturm in unserer Heimat! Da haben wir doch schon Schlimmeres erlebt!“ Samara warf sich den dicken Bärenpelzumhang über ihre Schulter. Schwingend verschwanden ihre Schwerter in die jeweiligen Scheiden. Die Kriegerin war mehr als nur bereit.

„Aber in unserer Heimat ist es warm und nicht so eiskalt wie hier! Na schön! Ich bin froh das der Wirt auf unsere Sachen aufpasst, solange wir unterwegs sind. Hoffe Du hast Alles bei Dir, was Du brauchst!“ Kematu verstaute auch seine Waffen und nahm das schwere Schild in seine linke Hand. Auch er packte sich in seinen schwarzen Pelzumhang und zog die Kapuze tief in sein Gesicht.

„Habe meine Waffen und die Mixtur, mehr brauche ich nicht. Kann losgehen!“ Samara öffnete die Eingangstür und sofort fühlte sie die eiskalte Umarmung des Sturmes. Sie blieb einfach zwischen den Türrahmen stehen und man konnte die Stärke des Willens und der Entschlossenheit an dieser Frau sichtbar spüren, die sie gegen den Blizzard entgegen brachte. Voller Kraft stemmte sie sich gegen den Wind, als sie sich vorwärts bewegte.

Kematu folgte ihr, bis er dann kurz darauf selbst die Führung übernahm.

Sie überquerten die voller Wehen durchzogene Straße und stapften in den Wald hinein. Die Sicht war wegen des starken Schneetreibens ziemlich schlecht. Samara schlug ihre Kapuze zurück. Sie versuchte sich zu orientieren. Die Kriegerin spürte eine noch unsichtbare Gefahr. Auch ihr Freund blieb stehen und zog sein Schwert. Gleiches vollzog auch die Frau. Ihr Instinkt hatte sie nicht betrogen, denn plötzlich hörten sie das zähnefletschende Knurren und Heulen von hungrigen Wölfen. Sie waren noch nicht zu sehen. Beide merkten, das sie umzingelt waren. Rücken an Rücken stehend, erwarteten sie den Angriff.

Es kam wie eine Ewigkeit vor. Noch machten die Wölfe keinerlei Anstalten eines Angriffs. Als ob sie sich genau ihre Opfer in Augenschein nehmen würden. Als ob sie wüssten, das es keine leichte Beute war.

Doch dann passierte es. Das Alphatier sprang aus der Wand des Schneesturms heraus. Genau auf Kematu zu. Dieser riss geistesgegenwärtig, sein Schild hoch und stemmte seine Beine fest in den Untergrund des schneebedeckten Waldbodens. Der Rudelführer prallte mit dem Kopf voraus gegen das schwere Bollwerk und wurde zurückgeworfen. Bewusstlos blieb das Tier liegen. Kematu wollte dem Wolf nun den Rest geben, aber da sprangen ihn zwei weitere Bestien an, denen er sich nun erwehren musste.

Auch Samara erging es nicht anders. Sie musste sich ebenfalls gegen zwei der Tiere des Wolfsrudels stellen. Nur das diese sie nicht ansprangen wie ihr Anführer, sondern sich langsam ihr näherten. Ihre Schwerter flössten ihnen Respekt ein. Suchend nach einer Schwachstelle, versuchten sie an die Frau ranzukommen.

Plötzlich teilten sie sich auf und wollten seitlich ihren Angriff starten.

Doch plötzlich hielten sie inne und verdrehten ihre Köpfe nach hinten. Ihre Schwänze verkrochen sich unter ihre Körper und man spürte ihre aufkommende Angst. Nur ihre Augen blitzten immer noch gefährlich und angriffslustig. Das Drachenblut sah einen riesigen dunklen Schatten durch den Wald brechen. Ein Schneetroll gesellte sich brüllend und auf die Brust schlagend dem Kampfgetümmel hinzu.

Samara`s Gegner wussten nicht, was sie tun sollten. Als ob sie sich in einer Falle wähnen würden. Doch plötzlich drehten sie sich zu dem Troll und griffen ihn gemeinsam an.

Dies war für die Frau die Gelegenheit, sich um ihren Freund zu kümmern. Das er noch am Leben zu sein schien, war nicht zu überhören. Wie ein Stier in der Arena erwehrte er sich schlagkräftig und laut gestikulierend seinen Angreifern. Die Wölfe ahnten nicht, wie schnell sich das Blatt nun wendete. Samara wirbelte durch sie durch und ihre Waffen durchschnitten mühelos die weichen Körper der Tiere. Kematu stieß sein Schwert in das immer noch bewusste Alphatier. Er trat gegen den harten Schädel des Kadavers um sicher zu sein, das es auch wirklich tot war.

Der Troll und die anderen zwei Wölfe waren immer noch im tödlichen Kampf verwickelt. Die riesige Bestie packte einen der Angreifer und schleuderte das Tier weit von sich weg. Dabei sprang der andere Wolf hoch und biss sich in seiner Kehle fest. Ein ohrenbetörendes Gebrüll übertönte den Blizzard.

„Lass uns verschwinden! Eine bessere Gelegenheit gibt es nicht! Dort vorn ist die Höhle. LOS!“

Schrie Kematu, während er den Arm seiner Partnerin packte und sie mitriss.

Rennend verließen beide Krieger unbemerkt den blutigen Schauplatz. Während sie in die Höhle stiegen, waren der Troll und die zwei Wölfe immer noch im ungleichen Kampf.


Tief nach Luft ringend, machten Kematu und Samara am Eingang der Höhle eine kleine Pause.

„Das war knapp! Ich hoffe nur, das uns die anderen Gegner nicht folgen werden!“ Samara streifte ihren Umhang ab und ließ ihn achtlos auf den Boden fallen. Sie setzte sich darauf.

Auch Kematu war schwer außer Atem. Er lehnte sich an die vom Eis überzogenen Wand und stellte dabei das Schild ab.

„Deshalb sollte unsere Pause nur kurz sein! Wir sollten es nicht darauf ankommen lassen, das die da draußen es sich anders überlegen und uns doch folgen!“ Er nahm einen kräftigen Schluck aus der ledernen Trinkflasche und reichte sie dann seiner Freundin. Dankend nahm sie ebenfalls das erfrischende Nass zu sich. Dabei wunderte sie sich, das trotz des Eises eine angenehme Wärme aus dem Inneren der Höhle kam. Aber auch der Gestank von Verwesung und Tod. Undefinierbare leise Geräusche wanderten an den Wänden entlang. Sie waren nicht allein. Aber das hatten sie auch sicherlich nicht erwartet.


In der weitverzweigten Schneehöhle mussten sich beide vereinzelten wilden Tieren und Schneetrolle erwehren. Aber auch mehreren Fallen ausweichen oder diese vorsichtig entschärfen. Bis sie dann eine verschlossene Eisentür fanden. Samara machte sich geschickt am Schloss zu schaffen und kurz drauf war die Tür offen.

„Wer hat Dir denn das Schlossknacken beigebracht hm?“ Kematu staunte nicht schlecht, ob ihres Geschicks.

„Das willst Du mit Sicherheit nicht wissen!“ aagte Samara, während sie die Wendeltreppe herunterstieg.

„Lass mich raten! Die Diebesgilde?“

„Warum fragst Du dann, wenn Du die Antwort schon kennst?“

Er antwortete auf die Gegenfrage nicht, sondern rief laut „STOP!“ Samara blieb ruckartig stehen und schaute zu Kematu, der sich langsam bückte und die leicht angehobenen Steinplatten inspizierte. Er hob einen Stein auf und schob Samara die Treppe wieder hoch. Dann warf er den Stein auf die Platte. Das Surren war unhörbar. Eine Vielzahl von pfeilartigen Geschossen durchquerten den Gang und prallten gegen die Eiswand. Metall war weit hörbar, als die Bolzen auf den Boden fielen.

„Nicht nur nach vorn schauen, sondern auch auf den Boden!“ Der Ratschlag ihres Freundes war angekommen. Die riesige Schneehöhle hatte ihr inneres Aussehen verändert. Es sah nun mehr nach einer eisigen Gruft aus. Und in ihr herrschte Leben.

„Skelette, Draugr und Todesfürsten! Was sonst! Hat man nirgends wo vor denen seine Ruhe. Na dann also auf in den Kampf meine Liebe! Lass uns diese Gestalten loswerden und dahin zurückschicken, wo ihr rechtmäßiger Platz ist. In der Hölle!“

Kematu stürmte nach vorn, wich dabei geschickt den Druckplatten aus und rammte das Schild einem nahestehenden und ahnungslosen Skeletts in dessen Kreuz. Samara hörte nur noch das Zerbersten von alten Knochen und das Zusammenprallen schweren Metalls. Abwechselnd nach Kematu suchend und nach unten schauend, folgte sie den immer näher kommenden Kampfgeräuschen. Kematu war im Klinsch mit zwei Draugr in einem Gruft ähnlichem Raum. Einer der Untoten bemerkte die von hinten angreifende Kriegerin nicht. Ihr Schwert trennte seinen Kopf von dem Körper. Der laut zu Boden krachte und dabei am knöchernen Fuß des anderen Draugr stieß. Davon abgelenkt, wurde er von Kematu`s Schild regelrecht in den Boden gerammt.

Mehrere der Untoten erlitten das selbe Schicksal. Der Entschlossenheit und Willenskraft der beiden Krieger, die wie ein paar Berserker durch die eisigen Gänge pflügten, waren sie einfach nicht gewachsen. Nur bei dem Todesfürsten war es ein längerer und harter Kampf. Beide konnten danach mehrere weitere Narben ihr Eigen nennen.

Nach einiger Zeit erreichten beide Freunde den Eingang der „verlorenen Krypta“.

Sie machten eine weitere Pause, bis sie dann nach einigen Minuten gemeinsam die Tür aufstoßen und die große Hallenkryta kampfbereit betraten. Sie wurden schon erwartet.

Wieder waren es eine Vielzahl von Untoten, deren sie sich erwehren mussten. Es schien einfach kein Ende zu nehmen. Als ob hier eine Armee begraben wurde. Doch irgendwann hörte das Schlachten einfach auf und sie standen erneut vor einem Gang, wo sich am Ende eine Tür befand. Sie trauten sich nicht den Gang zu betreten. Irgendetwas stimmte hier nicht. Und sie hatten recht. Urplötzlich durchschnitten mehrere überdimensionale Klingen den Gang. Sie schwankten hin und her. Dabei war das Sausen kaum zu hören. Aber man musste die tödliche Gefahr nicht hören. Sie war vollkommen sichtbar. So würden sie nie durchkommen. Doch Samara entdeckte einen Geheimgang, der den tödlichen Gang umging. Am anderen Ende angelangt, kurz vor der Tür, entdeckte sie dann einen Hebel. Sie betätigte ihn und die Klingen verharrten im Stillstand.


Ihr Gefühl verriet ihr, da sich hinter der Tür ihr Ziel befand. Die Tür flog auf, als sie gewaltsam gegen sie trat.

„Wer wagt es meine Ruhestätte zu betreten! Dies ist mein Reich! Das Reich des mächtigen Drachenpriester`s Curalmil!“

„Wen interessiert es, wer Du bist?! Du bist nur ein weiterer Untoter, dessen Unwesen hier und jetzt endet!“ schrie ihn Kematu voller Wut an, als er die Überreste seiner drei Assassinen erblickte.

„Du Wurm! Für diese Blasphemie wird es mir eine Freude sein, Deine Lebenskraft in mich aufzunehmen! Erwacht meine Diener und bringt mir das Herz dieses elendigen Wurms!“

Der Erweckungszauber wirkte. Mehrere untote Krieger und Todesfürsten erwachten gleichzeitig. Samara merkte sofort, das sie dieser Überzahl nicht gewachsen waren.

„Kematu! Renn durch den Todesgang und warte auf mich!“

„Bist Du von allen Geistern verlassen? Was hast Du vor?“

„Vertrau mir! Ich werde schnell wieder bei Dir sein!“

Kematu schaute sie ungläubig an. Aber er folgte ihrer Anweisung. Schnell hatte er sich an den bewegungslosen Klingen vorbei bewegt. Dann wartete am anderen Ende gespannt, auf seine Freundin.

Sie ging langsam rückwärts aus der Tür in Richtung des Hebels nahe am Gang. Sie legte ihn um mit ihrem Stiefel um, drehte sich zum Gang, ein Schrei war zu hören und stand ganz plötzlich neben Kematu.

Ihm fielen die Augen fast aus. Er konnte es einfach nicht glauben, das sie unbeschadet vor ihm stand.

„Wie ist das denn möglich?“

Samara antwortete nicht. Sie blickte gebannt auf den Gang mit den schwingenden Klingen. Ihr Plan ging auf. Die Untoten folgten ihr, ohne auch nur auf das zu achten, was im Gang los war.

Einer nach dem anderen wurde ein Opfer der messerscharfen Schneiden.

„Wow! Netter Plan! Hättest mich ruhig einweihen können!“

„Es ist noch nicht vorbei! Der Drachenpriester fehlt noch! Aber...“

„Aber was?“ Plötzlich stand Curalmil wie aus dem Nichts vor ihr. Seine Augen blitzten gefährlich.

Sein untoter, giftiger Atem nahm ihr fast das Bewusstsein. Mehrere Schreie hintereinander schleuderten Samara gegen die Wand. Auch Kematu wurde von einem Schrei getroffen und den Gang entlang zurückgeschleudert. Er konnte von Glück reden, das er nicht der Todesgang geflogen war.

Curalmil`s knochige Hand umschlossen den Hals der Frau, die immer noch am Boden lag. Als ob sie eine Feder wäre, hob er sie hoch in die Luft. Seine knochige Hand drückte dabei weiter zu. Nur ein leises Röcheln kam über ihren Mund. Sie war dem Tode nahe. Doch plötzlich löste sich die Hand.

Kematus Schild flog durch den Gang. Der kraftvolle Wurf war so heftig, dass das Bollwerk fast den Kopf des Drachenpriesters spaltete. Seine Maske fiel zu Boden und offenbarte eine grausame Grimasse des Alptraums.

Samara schaltete sofort. Mit letzter Kraft, welche noch in ihren Lungen war, stieß sie den Schrei der unerbittlichen Macht aus.

Curalmil bekam die volle Breitseite des Drachenschreis ab. Er wurde ausgehoben und flog rücklings in den schwingenden Tod hinein. Die Schneiden erledigten den Rest. Die Stille war erdrückend. Kematu ließ sich neben Samara fallen.

„Danke Dir! Wieder einmal hast Du mich gerettet! Ich bin sehr froh, das Du wieder an meiner Seite bist!“

Ihr Kopf fiel auf seine linke Schulter.

„Ich weiß selbst nicht, wie ich es geschafft habe! Muss erst einmal meine Knochen sortieren, nach diesem unfreiwilligen Flug!“ Leises Knacken war zu hören, als er seinen Kopf hin und her bewegte.

„Na dann lass uns diese Flasche holen und dann raus hier!“


Sie stiegen die Treppe hinauf und erreichten den Raum mit einer merkwürdigen Schale. Samara holte die Mixtur aus der Tasche und leerte den Inhalt in das Gefäß. Ein geheimer Raum wurde offenbart, nachdem sich plötzlich die Felswand vor ihr öffnete. Es war ein alter Alchemieraum. Und darin war auch das „weiße Fläschchen“ zu finden. Nur war es...

„Zerbrochen! Kaputt! Und dafür fast zu verrecken?! Das kann doch nicht wahr sein!“ Kematu schnappte sich paar Essenzen und warf sie wutentbrannt gegen die Wand.

Samara nahm nichtssagend und vorsichtig die Überreste auf und verstaute sie in ihre Tragetasche.

„Wieso nimmst Du das noch mit! Das ist doch vergebene Liebesmüh!“

Samara verließ ohne ein Wort zu sagen den geheimen Raum und schritt durch den Ausgang ins Freie. Kurz darauf kam auch Kematu heraus.

Der Rückweg zum Nachttor war leise, wortlos, fassungslos, hilflos.

Sie bemerkten nicht einmal das der Schneesturm vorbei war. Das die Wölfe zerfetzt am Boden lagen und der Troll in seinem eigenen Blut verendet war, welches immer noch aus der klaffenden Halswunde rann.

Samara dachte bei sich: „Verdammt nochmal! Wie soll ich nun Stenvar ins gesunde Leben zurückbringen?"


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