In Drachenblut geschmiedet


Kapitel 2 - Flußwald -





Flußwald! Der Name schien sich wohl daraus zu ergeben, das es nahe an einem Fluss lag und umgeben von Wald war. Die Einfachheit des Dorfnamens ließ mich schmunzeln.

Eine alte Frau saß vor ihrem Haus am Eingang des Dorfes und führte Selbstgespräche. Ständig redete sie von Drachen. Komischerweise nahm kein anderer Bewohner des Dorfes die warnenden Worte der alten Frau wirklich ernst. Ein Elf, der geschlagendes Holz von Haus zu Haus trug, beachtete die Frau genauso wenig, wie die Wache, die hoch oben auf der Holzbrüstung ihren alltäglichen Rundgang machte.

Das die Frau mit ihren Aussagen recht hatte, schien keinen zu berühren. Jeder ging mehr oder weniger seinen alltäglichen Arbeiten nach. Selbst mich nahm man kaum wahr, es sei denn, man ging unmittelbar an mir vorbei. Man sah mich zwar mit Respekt an, aber man konnte trotzdem auch die Angst in den Augen der Menschen erkennen. Das Warum wäre eine zu einfache Frage.

Die friedvolle Ruhe, trotz gewisser Regsamkeit in Flusswald war bedrückend trügerisch. Ich hörte den mir wohltuenden Klang des Ambosses, der mit wohl geführten Schlägen eines guten Hammers in einem wohlklingenden Duett überging und wusste mich nahe der Schmiede zu sein. Mir kam es vor, das die Einwohner wissen, das Irgendetwas im Gange war. Ein gewaltiger riesiger Schatten legte sich unsichtbar in jedes Gemüt. Die Bewohner waren sich der drohenden Gefahr nicht bewusst, da sie nicht zu sehen ist, geschweige den glaubhaft. Es ist war die Ruhe vor einem Sturm.

Auch bei den Gesprächen mit Bewohnern von Flusswald merkte ich, das der Bürgerkrieg ins Nebensächliche versank, ob der Gerüchte von der Sichtung eines Drachens, die keiner für bare Münze hielt. Zwar versuchte ich den Menschen zu erklären, das die Gerüchte wahr sind, aber entweder war es Denen egal oder ihre Angst versuchte diese Gerüchte einfach zu ignorieren.

Was passierte hier ?

Diese Frage schien mich fast zu erdrücken. Ich war es gewohnt, Auge in Auge einem Gegner gegenüber zu treten. Wusste meine Waffen dabei auch einzusetzen. Aber ich spürte einen Gegner, der sich in Geborgenen hielt, gefährlich und abwartend, bereit aus den Schatten zu springen und mich zu überwältigen. Ich fühlte mich unwohl und der Wille nach Antworten wurde größer.

Die Menschen, die wussten, das in den Gerüchten Wahrheit steckte, sind Hadvar, weil er selbst ihn gesehen hatte. Und der Schmied Alvor, der seinem Freund glaubte. Obwohl ich keine Lust verspürte, mich mehr als nötig mit diesen Menschen ein zulassen, nahm ich die Gelegenheit wahr, den Schmied zu besuchen. In der Hoffnung Hilfe auf meine Fragen in Bezug der geschehenen Vorkommnisse zu bekommen. Zumindest Rat, an wem ich mich hätte wenden können.

Er und seine Familie hörten sich meine Geschichte der Geschehnisse auf Festung Helgen beim gemeinsamen Mittagessen an und man spürte förmlich die aufsteigende Angst in ihren Gesichtern. Alvor schien minutenlang zu überlegen, was nun zu Tun das Richtige wäre. Er schlug vor, das ich zum Jarl von Weißlauf gehen sollte, weil man dort vielleicht mehr Antworten bekommen könnte. Er wäre nur ein einfacher Schmied und mit Sicherheit nicht allwissend. Alvor bat mich auch dringend den Oberhaupt auszurichten, das er Hilfe schickt solle, bevor der Drache das Dorf und vorallem seine Familie bedrohte. Warum gerade ich, das wäre doch die Aufgabe der kaiserlichen Armee, vorallem da ja auch Hadvar anwesend war. Wäre doch sinnvoller, wenn er es machen würde. Hadvar wiedersprach aber, er habe eine andere dringliche Aufgabe zu erledigen, und bei dieser Erfüllung nicht an Weißlauf vorbei käme.

Warum glaubte ich seinen Worten nicht?

Warum sollte ich als Wildfremde hier, zum Jarl von Weißlauf gehen und ihn von dieser Sache erzählen. Gut ich wurde auf Feste Helgen gebracht und war somit bei allen Geschehnissen dabei. Aber welch einen Sinn hatte es, einer Unbekannten, einer Rothwardonin zu trauen und mich vor dem Jarl zu lassen. Ich verstand dies Alles nicht. Dafür wäre doch Hadvar mehr geeignet, er vertrat ja zumindest die Obrigkeit hier im Lande. Seinen Worten hätten mehr Gewicht, als meine. Vorallem da ja der Jarl von Weißlauf wohlgesonnen zum Kaiserreich stand. Aber ich merkte, das diese Diskussion darüber im Sande verlief.

Also gut! ich versprach es ihm, mich darum zu kümmern.

Ich war zum Aufbruch bereit und dabei fragte ich Alvor, wo ich Vorräte und Ausrüstung kaufen könnte. Er sagte, wenn es um Waffen oder bessere Rüstung ginge, würde er sich gern darum kümmern, alles Andere könnte ich im Handelskontor gegenüber seines Hauses besorgen.

Ich bedankte mich herzlich ob des Mahles bei der Ehefrau von Alvor und verabschiedete mich höflich von ihm und seiner Familie. Auch nickte ich Hadvar wortlos nochmal einen Abschiedsgruß zu. Dann verließ ich das Haus des Schmiedes.

 

Dem Rat des Schmiedes folgend, betrat ich das Kontor und sah eine junge Frau mit dem Verkäufer streitend vor. Sie unterbrachen ihre Zwistigkeit, als sie mich sahen. Der Mann schaute mich an und fragte höflich, was ich gern hätte. Ich schaute mich um und kaufte ein paar nützliche Dinge. Bezahlte und war gewillt den Laden zu verlassen. Als mich der Mann zurückrief:

„Werte Frau, verzeihen Sie bitte meine Aufdringlichkeit, ich hätte da eine Frage.....“

Eine Frage, dieses Wortspiel hörte ich heute nicht zum ersten Mal. Ich drehte mich um und sah dem Mann direkt in die Augen. Verlegen senkte er seinen Kopf und zupfte nervös an seiner Schürze. Gut er sah mit Sicherheit nicht aus, als ob er Kontakt zu irgendeiner Armee hätte, um mich zu rekrutieren. Ich beschloss, sein Anliegen mir anzuhören.

„Was für eine Frage wäre das?“

„Entschuldigen Sie, aber Sie sehen aus, als ob Sie an einem Nebenverdienst interessiert wären.“

„Wie bitte?“ Meine harsche Gegenfrage ließ ihn den Schweiß aus seiner Stirn treiben. Es sah so aus, als ob er sich gleich hinter seinem Thresen verstecken würde.

„Warum zum Teufel soll ich an einem Nebenverdienst interessiert sein?“

„Naja! Zumindest wären Sie die Richtige für diese Angelegenheit. So wie Sie ausgerüstet sind. Ich meine, so wie Sie bewaffnet sind.“

„Bewaffnet? Sehe ich etwa aus wie ein Söldner?“ Langsam wurde ich ungeduldig. Mir ging dieses Frage-Antwort-Spiel auf die Nerven.

„Meinem Bruder ist etwas Wichtiges vor einiger Zeit gestohlen worden. Aber er hat Angst selbst in den Ödsturzhügelgrab zu gehen, um es zurück zu holen. Deshalb sucht er Jemanden, der ihm die Drachenklaue zurückholt.“ Nun war endlich durch die Einmischung der Schwester, namens Camilla, die Katze aus dem Sack.

„Eine Drachenklaue? Das ist ein Scherz oder? Soll ich etwa einen Drachen töten?“

„Nein, nein Werte Kriegerin! Sie ist aus Gold und ist ein Erbstück meiner Familie. Seit Anbeginn in unseren Besitz. Banditen brachen in unser Haus ein und stahlen dieses wertvolle Artefakt! Ich dachte, vielleicht könnten Sie mir diese zurückbringen. Ich habe das Gefühl, Ihr wärt dieser Aufgabe gewachsen, Ich würde Euch gut dafür belohnen, wenn Sie mir dieses Erbstück zurückbringen könnten. Ich weiß nicht, wem ich sonst noch fragen könnte?“

Wieder senkte sich sein Haupt vor Verlegenheit. Ein Drache in Helgen, nun eine goldene Drachenklaue. Langsam wurde ich das Gefühl nicht los, das hier ein Zusammenhang bestand. Mein Entschluss stand nun fest, ich musste dieser Angelegenheit auf den Grund gehen. Wieder hörte ich leise die Stimmen in meinen Kopf. Als ob ich darauf gewartet hätte, sagte ich:

„Also gut, ich bin auf den Weg nach Weißlauf wegen einer dringenden Sache, die keinen Aufschub bedarf. Aber wenn die Zeit dazu reif ist, werde ich mich darum kümmern. Es ist kein Versprechen, aber ich werde sehen, was ich tun kann.“

„Ich danke Ihnen und verzeihen sie bitte nochmal, ob meiner Aufdringlichkeit. Ich werde warten und hoffen, das Sie dabei erfolgreich sind, soll Ihr Schaden nicht sein. Die Götter mögen Euch schützen!“ Ich verabschiedete mich von den Beiden und verließ das Geschäft.

 

Minutenlang blieb ich Gedanken versunken vor dem Laden stehen. Irgendetwas ging hier vor. Dies alles konnte kein Zufall sein. Aber warum gerade ich? Was hatte das Alles mit mir zu tun? Der Bruder von Camilla hätte mit Sicherheit schon längst jemand Anderem, diese Angelegenheit auftragen können. Wenn Sie schon seit einiger Zeit verschwunden war. Und woher wusste er, das die Klaue sich im Ödsturzhügelgrab befand? Sie kann sonst wo sein. Vielleicht schon längst über alle Berge. Aber nein, sie war hier und fast ganz in der Nähe. Das konnte kein Zufall sein. Meine Aufmerksamkeit diesbezüglich war nun entgültig geweckt. Aber bevor ich dem auf den Grund ging, würde ich nach Weißlauf gehen. Dieses Dorf bedurfte Hilfe, das war gewiss. Also war ich gezwungen, dem Jarl von Weißlauf einen Besuch abzustatten.

 

Ich schaute auf den Fluß und bekam Lust ein Bad zu nehmen. Gesagt getan. Das Wasser war herrlich und spülte das Erlebte von meinem Körper einfach weg. Das Gefühl von Sauberkeit, einfach nicht zu beschreiben. Dabei ließ ich mir nochmal die vergangenen Ereignisse durch den Kopf gehen. Dabei stellte ich fest, das man diese Gedanken drehen und wenden konnte wie man wollte, aber zu einem erklärenden Resultat kam ich nicht.

Ich stieg aus dem Wasser und legte wieder meine Ausrüstung an. Unweit der Sägemühle setzte ich mich nochmal gedankenversunken am Ufer des Flusses hin. Ich bemerkte nicht, das Alvor und der Elf zu mir kamen. Etwas erschrocken schaute ich die Beiden an. Der Schmied gab mir zwei schöne Schwerter und passend dazu zwei Dolche. Dazu eine komplette leichte Rüstung, die mit metallenen Raben am Kragen verziert waren. Die Rüstung bestand aus feinsten schwarzen Leder, durchzogen mit dünnen Metall. Er meinte, das ich das auf meinen Weg gebrauchen könnte. Sagte aber nicht, woher er diese Sachen hatte. Auch der Elf, namens Feandal, gab mir einen wunderschönen Bogen. Schwarz und durchzogen mit einer weißen leuchtenden Schrift, die ich nicht lesen und somit verstehen konnte. Mit Sicherheit war sie elfischen Ursprungs. Beide wollten nichts dafür. Ich fragte sie, warum sie mir dies schenken wollten. Alvor sagte, das ich würdig wäre, diese Sachen zu tragen. Und sie eh keine Verwendung dafür hätten. Ich bedankte mich bei Alvor und Faendal für Ihre Geschenke und versprach diese in Ehren zu tragen und zu benutzen. Kaum waren sie weg, hatte ich ein mulmiges Gefühl ob dieser Geschenke. Warum taten die Beiden das, sie kannten mich doch gar nicht.

Ich betrachtete eines der beiden Schwerter. Es war eine herrliche Waffe, die leicht in meiner Hand lag. Die Klinge scharf und sehr ausgewogen. Am Ansatz zwischen Schaft und Klinge war ein Drache eingraviert. Auch waren am Handschutz zwei Drachen eingearbeitet. Die Klinge besaß einen rötlichen Schimmer, als ob sie mit Blut geschmiedet wurde. Die Sonne spiegelte sich gleißend darin.

Die Rüstung war sehr leicht und passte wie angegossen. Als ob sie nur für mich gemacht wurde. Also zog ich mich um.

 

Es wurde Zeit nach Weißlauf aufzubrechen. Ich merkte nicht, wie Alvor mich weiter beobachtete. Er nickte dabei, als ob er wusste, in welch tödliches Abenteuer ich geraten sollte.

Der Weg nach Weißlauf war nicht zu übersehen. Eine gepflasterte Straße, beschildert mit Wegmarkierungen, machte es mir leicht, der Straße zu folgen. Dabei kamen mir Soldaten der kaiserlichen Armee mit gefangenen Sturmmänteln entgegen. Man sah mich misstrauisch an und befahl mir weiter zu gehen.

Es kam mir vor, als ob mich eine unsichtbare Hand führte und jeder Schritt meinerseits beobachtet wurde, je näher ich Weißlauf kam. Ich wurde das Gefühl nicht los, das mir...

Was zur Hölle?

Ich war noch nie hier gewesen, hatte mein Lebenlang das Reich Hammerfell nie verlassen, außer wenn ich meinen Eltern in Anvil einen Besuch abstattete. Aber dieses Gefühl bliebt, mir kam hier alles vertraut vor. Jetzt bloß nicht verrückt werden, sagte ich zu mir. Langsam wurde die Gewissheit wahr, dass das Alles kein Zufall mehr sein konnte. Als ob das Land, auf eine wie mich, gewartet hätte. Diese Gewissheit wurde offensichtlicher als ich Weißlauf sah und vor allem stach mir die riesige Festung sofort in die Augen. Das muss Drachenfeste sein, der Sitz des Jarl von Weißlauf. Auch hörte ich dabei wieder leise diese Stimmen im Kopf. Jetzt wurde es klar, das ich ein Teil dieser Geschehnisse bin. Dass das Auftauchen des Drachen mit mir zu tun hatte. Selbst wie mich die Menschen ansahen oder die Wahl ihrer Worte, die klangen als ob sie wussten, wer ich war, obwohl ich keine von denen kannte. Wie, Weshalb, Warum - Das war kein Zufall!

...

Dessen war ich mir jetzt sicher!

 

Weiter zum Kapitel 3