In Drachenblut geschmiedet


Kapitel 14 - Ein Schwur für die Zukunft -



Sein Timing konnte nicht besser sein. Zwei Stunden nach Mitternacht, betrat er das Versteck. Lautlos fiel er über die Schlafenden her. Seiner langjährigen Erfahrung als Assassine, als perfekte Tötungsmaschine, waren sie nicht gewachsen.

Selbst das kleine Mädchen hat er, ohne zu überlegen dem Tod geweiht. Als ob er damit die gequälte Seele seiner Freundin mit Blut reinigen wollte, verrichtete er sein Werk, der endgültigen und unvermeidlichen Rache und Vernichtung.Am liebsten wäre es ihm gewesen, wenn Astrid noch am Leben gewesen wäre. Dieses Weib hätte er sich, bis ganz zum Schluss aufgehoben. Sie einfach zu töten, wäre für ihn keine Befriedigung gewesen.

Die Qualen, die er an ihr durchgeführt hätte, wären nicht zu vergleichen gewesen, mit denen, die Samara erleiden musste.

Kematu war auf Samara sehr stolz. Seine Freundin fand, trotz aller an ihr vorgenommener Grausamkeit, eine unmenschliche Kraft. Das sie trotz alles Leidens den Mut aufbrachte, sich gegen Astrid zu stellen und ihr abscheuliches Lebenswerk ein für alle Mal beendet hatte.Jeder Stoß, jeder durchschnittene Hals, war für ihn mehr als nur Selbstjustiz. Er ließ keine menschliche Anwesenheit, vom Rest der Bruderschaft am Leben. Nur der Spinne schenkte er keinerlei Beachtung, es ist nur ein fehlgeleitetes Tier. Zum Schluss stapelte er die Leichen auf und schüttete Öl über die toten Körper. Ohne noch einen Gefühlsregung zu verschwenden, warf er eine Fackel auf den Hügel der Rache, der Genugtuung, der Gerechtigkeit und des Todes.

 

Kematu schaute dabei in die Flammen. In seiner Seele und seinem Geist fand eine Veränderung statt.Er beendet damit sein Dasein als Assassine, den Schwur, den er damals als Anwärter seiner Zunft geleistet hatte. Der Mann erkannte die Sinnlosigkeit solcher Gesetze, die es ihm erlaubten, sich über das Leben zu stellen oder sogar „Gott“ zu spielen. Die Sinnlosigkeit und Anmaßung, diese Gesetze so auszulegen, Menschen unerträgliches Leid auszusetzen, egal ob sie es verdienten oder nicht. Das ist eines Menschen unwürdig, das ist Menschenverachtend. Ein neuer Schwur wurde auferlegt.

 

 

Alles zu tun, um Samara vor jeglichem Leid zu schützen!

Das er sich für jede andere arme Seele einsetzen würde, dem Unrecht geschah und denjenigen welche sich nicht selbst verteidigen konnten.

Das er hart und gerecht mit Denen umging, die das Leben von Menschen bedrohten. Das der Tod nur letzte Ausweg sein sollte, wenn Gefahr für sein eigenes Leben oder seiner Liebsten bevorstand. Aber nur dann, wenn wirklich alle anderen Möglichkeiten scheitern sollten.

Das kein Mensch, keine Instanz, ihn wieder als Henker benutzen darf!

 

NIEMALS MEHR!

 

Er verschwand so schnell, wie er gekommen war.

...

Seit dem plötzlichen Verschwinden ihres Freundes, schaute sie jeden Tag stundenlang in die Richtung seines Aufbruchs. Die Sorge und Angst um ihren Gefährten, ging auch auf Anise über. Manchmal saßen beide Frauen auf der Bank und warteten auf ein Lebenszeichen Kematu´s.

Samara´s Hoffnung, das sein überstürztes Handeln, nicht ihrer Leichtsinnigkeit gleichen würde, löste sich in Luft auf. Vier Tage sind vergangen, als endlich Samara den Krieger wieder sah.

Sie rannte ihm entgegen und warf sich um seinem Hals. In ihren Gesicht erkannte er, wie Unverständnis und Wiedersehensfreude sich abwechseln. Er spürte, wie die riesige Last der Sorge und Angst um ihn von ihr abfällt, als sie ihn wieder losließ.

Eine schallende Ohrfeige durchbrach die Ruhe des Waldes. Ohne eine Regung, als ob er diese Reaktion erwartet hätte, nahm Kematu den Schlag hin.

„Bist Du denn von allen guten Geistern verlassen! Solltest Du dies jemals noch einmal machen, kann ich auch auf Deine Unterstützung verzichten. Dann brauchst Du auch nicht mehr wiederkommen!“ sagte sie ruhig, aber mit fester Stimme.

„Aber ich habe auch Verständnis dafür. Vielleicht hätte ich das nicht erzählen dürfen.“ Plötzlich lächelte Samara. Ihr Mund näherte sich der Wange Kematu´s, welche sich durch ihre Ohrfeige rötlich verfärbt hatte. Sie drückte einen sanften Kuss darauf.

„Nein, Samara!“ Sie schaute ihn an. Mit bestimmender Mimik fuhr er fort.

„Ich bin froh, das Deine Erinnerungen wiedergekehrt sind. Und seien die Anderen noch so hart und grausam, dann erzähl es mir bitte. Du hast in mir Jemanden, der Dir stets zuhören wird. Lass sie raus und friss sie nicht in Dir rein. Das schadet Dir nur. Wenn immer Bedarf dazu besteht, dann rede mit mir darüber. Mach Deine Seele und Deinen Geist frei. Sonst gehst Du darin unter und das will ich nicht.“

Samara wollte etwas erwidern, aber er legte sanft einen Zeigefinger auf ihren Mund.

„Ich bin noch nicht fertig! Keine Geheimnisse mehr. Sollten Probleme auftreten, werden wir gemeinsam versuchen, diese zu lösen. Ich entschuldige mich dafür, das ich Hals über Kopf abgehauen bin und Dich einfach so allein ließ. Aber ich konnte nicht Anders, ich musste es tun. Aber es war auch eine Befreiung für mich!“

 

Er erzählt ihr, wie die dunkle Bruderschaft ihr Ende fand. Das sie nie mehr wieder irgend einem Menschen das antun könnten, was Samara erleiden musste. Er erklärt ihr, warum er nicht mehr das Leben einer Assassine führen möchte und welchen Schwur er sich auferlegt hat.

„Ich lasse Dich nie wieder allein, ich werde an Deiner Seite stehen und Dich beschützen, egal wohin uns der Weg auch führen mag.“ mit diesen Worten beendete er das Erlebte.

„Ich bin wirklich froh, das Du heil aus der Sache herausgekommen bist. Du hast das getan, zu was ich vielleicht nicht fähig gewesen wäre. Der Wunsch nach Rache ist eine Sache, aber die Ausführung eine Andere. Aber bitte, frag mich beim nächsten Mal vorher, ob ich das auch möchte.

Ich verlange nicht, das sich irgend Jemand meiner Probleme annimmt und den Tod sprechen lässt. Auch wenn es der Rest der Bruderschaft verdient hatte!“

„Das weiß ich! Das war vor allem der Grund, warum ich ohne was zu sagen, einfach los gerannt bin. Ich wusste, Du würdest mich aufhalten wollen. Aber ich war getrieben von unaussprechlichem Hass und Rache. Ich bin mehr als froh, das Du selbst Astrid getötet hattest. Ich hätte sonst was mit ihr angestellt, was ich später vielleicht bereut hätte. Weil, dann wäre ich zu der gleichen Bestie geworden, welches dieses Pack verkörperte!“

 

Samara nahm seine starken Hände in ihre und lächelte. Sie nahm das Gesagte freudig in sich auf.

„Danke, das Du das für mich getan hast! Das macht es mir wirklich leicht, es zu verarbeiten und zu vergessen. Es war eine traumatische Erfahrung, in die ich mich selbst hinein manövriert hatte. Durch meine eigene Dummheit und Leichtsinnigkeit. Das wird mir nie mehr passieren. Ich sollte mehr auf die Ratschläge meiner Freunde hören. Als selbst und allein zu versuchen, Probleme aus der Welt zu schaffen. Das war mir mit Sicherheit eine Lehre!“

„So kenne und schätze ich Dich! Du hinterfragst stets Dein Handeln, gehst meist überlegt vor. Ich werde Dir dabei helfen, das Du so bleibst, wie Du bist! Eine andere Samara möchte ich nicht kennen!“ Nun lächelte auch er.

 

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