DER TOD WARTET NICHT


Kapitel 3 - Der Tod versucht nicht -


- V -


Ein paar Stunden später an den Ställen von Windhelm


Ein Schneesturm kündigte sich an diesem Morgen an, seine eisig kalten Vorboten brachte der aufkommende Wind mit sich. Die drei Partner waren dabei, ihre Pferde für den bevorstehenden Ritt in die östlichen Grenzgebirge fertigzumachen. Auch der Trupp Sturmmäntel, den Engar von Ulfric Sturmmantel erbeten hatte, saß auf ihren Pferden bereit. Sie waren gut ausgerüstet und schwer bewaffnet, denn der alte Nord ahnte, dass ein unangekündigter Besuch beim Kult von Boethiah nicht ohne Gemetzel enden würde, nicht nach allem, was er über sie gehört hatte. Andererseits war es ihm egal, so brauchte er wenigstens nicht um Erlaubnis zu fragen, um deren Köpfe einzuschlagen.

'Oh ja! Deren Treiben findet bald ein Ende, so wahr ich hier stehe!', dachte sich Engar dabei.

„Na komm schon, alter Mann, wollen wir?“, riss ihn Cidius aus seinen Gedanken.

„Aber sicher doch, junger Mann. Kann es kaum erwarten!“, erwiderte der Nord amüsiert und blickte zu Cidius hinauf.

„Aber Hallo, dieser Reiter hat es aber eilig! Sein Pferd bricht ja fast zusammen, so wie er es antreibt!“

Faendal zeigte in die Richtung, wo die lange Brücke vor die Tore der Stadt hinführte. Es dauerte keine drei Minuten, da schoss der Reiter an den verblüfft dreinschauenden Männer vorbei.

„Der Erzmagier der Akademie ist letzte Nacht ermordet worden!“, schrie der Bote aus Winterfeste im Vorbeireiten den Männern entgegen, was seine extreme Eile erklärte.

„Das klingt gar nicht gut! Jetzt hat dieser schleimige Thalmor Ancano das Ruder der Akademie der Magier in der Hand! Das ist nicht gut, das ist gar nicht gut!“, schlussfolgerte der Elf zähneknirschend.

„Du kennst diesen Thalmor?“

Cidius schaute überrascht seinen Freund an.

„Und ob ich diesen verfluchten Hund kenne! Er war es doch, der damals den Befehl gab, mich zu jagen und gefangenzunehmen. Schon vergessen? Ich nicht!“

Dabei blickte der Waldelf in Richtung Winterfeste.

„Cidius, ich glaube, dass du mit deinen Vermutungen in Bezug auf eine Verschwörung richtig liegst. Das ist ihre Handschrift, dessen bin ich mir nun mehr als nur sicher! Die Thalmor stecken dahinter... das wird böse!“

Faendal spuckte verächtlich in den Schnee.

„Ich hasse es, wenn ich Recht habe! Jetzt hat Ulfric eine verdammte Schlange im Rücken. Wir sollten uns mit dem Kult von Boethiah nicht allzuviel Zeit lassen, denn diese Angelegenheit spitzt sich zu!“

Cidius trieb sein Pferd an, alle anderen Reiter folgten ihm.


- VI -


„Ich werde Euch gar nichts sagen, Ihr verfluchten Drecksäcke der Thalmor!“, kam es gepresst und schmerzverzerrt aus Gulum-Ei heraus. Er spuckte blutigen Schleim und ein paar abgeschlagene Zähne in den sandigen Untergrund der Höhle.


Er war sichtlich geschockt, als der Stellvertreter der Banditen mit den zwei Thalmor-Agenten ankam. Als Antwort bekam er nur, „Die bezahlten besser! Sind nun dein Problem, nicht unseres!“, als der Bandit wieder seiner Wege ging. Eine Flucht war unmöglich, denn diese Fieslinge standen genau vor dem Eingang zu seinem Versteck.

Man hatte ihn an einen stabilen Holzstuhl gefesselt, die ganze Nacht mit Fragen bombardiert und gefoltert. Um ihn stand es schlecht, sein ganzer Körper schmerzte. Die Thalmor hatten keine Stelle an ihm ausgelassen. Mehrmals war er in Ohnmacht gefallen und wurde immer wieder in die Realität zurückgeholt. Die Agenten der Thalmor verstanden ihr Handwerk nur zu gut.


„Mach es dir doch nicht noch schwerer, als es schon ist. Du hast nur zwei Optionen. Entweder du sagst uns sofort, was wir wissen wollen und du stirbst schnell, oder wir können den ganzen Tag und auch die darauffolgenden Tage so weitermachen und du stirbst langsam, voller Qualen! Wirst sicher festgestellt haben, dass wir unser Metier sehr gut beherrschen. Bis jetzt lösten wir noch bei jedem dreckigen Maul die Zunge. Also überlege es dir gut, sterben wirst du so oder so. Nur das wie entscheidest du selbst! Glaub uns, niemand wird etwas aus deinem Mund erfahren, was man nicht hören sollte. Verstehen wir uns?“, sagte ruhig der eine Agent zu dem Argonier. Aber als er in die fast zugeschwollenen schuppigen Augen des Mannes blickte, konnte der Thalmor erkennen, dass ihm feste Entschlossenheit förmlich entgegenblitzte. Seine wütende Antwort auf diese sichtbare Trotzreaktion brachte er mit weiteren festen Faustschlägen in den Brustbereich und den Unterleibes des Argoniers zum Ausdruck.

Gulum-Ei schrie auf, als er spürte, wie mehrere Rippen brachen, eine davon bohrte sich dabei in sein Herz. Der gefolterte Mann brach in sich zusammen und starb leise.

„Verdammte Scheiße!“

Der Agent, der die letzten Schläge ausführte, hob den Kopf des Toten.

„Eins muss man diesen Argoniern lassen, die sind hart im Nehmen und verrecken leise und standhaft“, meinte der andere Agent verächtlich.

„Halt dein dämliches Maul! Bewunderst Du diese ungehobelten Echsen etwa? Das ist nicht lustig! Was wäre, wenn er nun doch irgendetwas in die Welt hinausposaunt hat? Dann können wir uns warm anziehen. Bete, dass das nicht der Fall ist! Nur in einem Punkt hast Du Recht: er wird für immer schweigen über das, was er zu sehen glaubte. Lass ihn uns hier in diesen unterirdischen Fluss werfen, den Rest erledigt die Strömung und er wird sein Grab im Meer finden. Oder wo auch immer. Verschwinden wir hier!“

Nachdem sie den Leichnam entsorgt hatten, traten die beiden Agenten unverrichteter Dinge den Rückweg zur Botschaft der Thalmor in Einsamkeit an.

Wenn sie erfahren hätten, dass Gulum-Ei seinem Bruder eine Nachricht gesandt hatte, würden sie nicht so ruhig das Versteck der Banditen verlassen, sondern wissen, dass nun doch Beten angebracht wäre.


- VII -


Hauptquartier des Kaiserlichen Miltiärs in Einsamkeit


„General Tullius, ich werde eine Inspektion unserer Außenposten durchführen, um zu sehen, wie es um unsere Männer da draußen so steht. Dafür werde ich einige Tage brauchen.“

Sie hoffte inständig, dass ihr Befehlshaber seine Zustimmung zu diesem plötzlichen Ausritt gab. Auch wenn Legat Rikke innerlich einige Zweifel hegte, ob das Ganze überhaupt eine gute Idee war, sich mit dem Feind zu treffen, war sie dazu fest entschlossen. Allein ihre Neugierde, warum sich gerade Galmar Stein-Faust, die rechte Hand Ulfrics, mit ihr treffen wollte, war stärker, als an eine Falle zu glauben. So dumm konnten die Sturmmäntel nicht sein, wenn sie dachten, sie so leicht zu täuschen und in einen Hinterhalt zu locken. Vor allem nicht nach den letzten Ereignissen. Nur dazu brauchte sie eben die Zustimmung des Generals.

Dieser schaute sie leicht verblüfft und überrascht an.

„Jetzt?... Jetzt wollt Ihr einen Ausflug zu den Außenposten machen? Warum? Ich brauche Euch hier, denn ich denke, dass sich in kürzester Zeit etwas an der Lage ändern wird. Wie weiß ich auch noch nicht, aber wenn, dann werde ich Euch an meiner Seite brauchen!“

Tullius war absolut nicht begeistert von der plötzlichen Idee seiner rechten Hand.

„Herr General, noch hat Euer Sohn keine besonderen Erfolge in seinen Untersuchungen erreicht. Das war ja wohl deutlich in der letzten Nachricht von ihm zu lesen. Und in der Zeit starben Menschen auf mysteriöse und dubiose Weise wie die Fliegen. Wir sollten uns vergewissern, dass in den Außenposten alles in Ordnung ist, dass man sofort kampfbereit ist, wenn man diese Männer brauchen sollte und das werden wir. Denn wenn es dann soweit sein sollte, möchte ich diese Männer an unserer Seite wissen. Und wer sonst kann diese Einheiten über die letzten Ereignisse unterrichten und somit für den bevorstehenden Kampf motivieren, wenn nicht ich? Oder wollt Ihr das selbst machen und dabei vielleicht Ziel eines Hinterhaltes werden? Und ein anderer Offizier ist dafür nicht geeignet, denn es sind meine Männer da draußen, Herr General...“

„Genau das sind meine Befürchtungen! Ihr könntet in einen Hinterhalt geraten und getötet werden!“

Der Mann war immer noch nicht überzeugt, warum er ihr das erlauben sollte. Er ging im Besprechungsraum nachdenklich auf und ab, blieb dann an der Wandkarte stehen und starrte sie minutenlang an.

Gut, sie hatte Recht. Es waren ihre Männer, die in den Außenposten und Lagern der Dinge harren mussten. Ihre Soldaten waren tagein, tagaus den Gefahren ausgesetzt, die seitens der Sturmmäntel auf sie lauerten. Ihr war es zu verdanken, dass man sich auf diese Männer verlassen konnte, wenn es hart auf hart kam. Das konnte er vom Rest seiner Männer hier in Einsamkeit nicht sagen. Diese Soldaten waren noch nie im Kampfeinsatz gewesen, waren mehr mit Training, Exerzieren und Wachaufgaben beschäftigt. Nur dazu brauchte er aber auch seine Legatin, um diese Legionäre auf Vordermann zu bringen und für den bevorstehenden Kampf bereitzumachen. Denn er war sich sicher, dass das bald geschehen würde.

Aber auch in dem anderen Punkt musste er ihr leider zustimmen. Sein Sohn Cidius konnte ihm in Bezug seiner Ermittlungen noch keine befriedigende Mitteilung geben. Man stand immer noch vor einem Rätsel, wer diese Taten durchgeführt hatte und wer der Drahtzieher dieser Mordserie war. Er konnte sich nicht vorstellen, dass das die Tat eines Einzelnen sein sollte. Da steckt mehr dahinter. Er hoffte inständig, dass sein Sohn erfolgreich in dieser Angelegenheit sein würde.

Der General dachte an die Ermordung des letzten Kaisers zurück. Sein Sohn glaubte an eine Verschwörung, war davon vollkommen überzeugt. Nur fehlten Cidius unumstößliche Beweise, dass die Thalmor seiner Ansicht nach ihre Hand im Spiel hatten. Nach außen hin musste Tullius seinen Sohn zurechtweisen, um sein Gesicht zu wahren. Aber innerlich war er gewillt, ihm zu glauben. Doch der Einfluss der Thalmor am Hofe des Kaisers war zu hoch, um an deren Beteiligung bei einer Verschwörung zu glauben, aber auszuschließen war es mit Sicherheit nicht. Er kannte die Geschichte des Aldmeri-Bundes, und dass die Thalmor dessen Repräsentanten in hohen Stellungen waren.

Seines Vaters Urahnen waren dabei, als dieser Bund das Kaiserreich vor 200 Jahren fast vernichtet hätte. Es hatte damit begonnen, als man den jahrelangen Einfluss in Elsweyr verlor, als sich die Khajiits vom Kaiserreich abwandten und sich der falschen Ideologie der Thalmor hingaben, die behaupteten, sie seien für die Rückkehr der Monde verantwortlich. Man musste sich auch aus dieser Region zurückziehen. In nur hundert Jahren musste das Reich viele der eroberten Gebiete wieder abtreten, alles als Folge der Oblivion-Krise.

Der Einfluss des Aldmeri-Bundes wuchs zunehmend und er wurde zu einem gefährlichen Gegner aller Völker, nicht nur jener des Kaiserreiches. Denn die Thalmor hatten nur ein Hauptziel, die Versklavung und Auslöschung aller mischblütigen Rassen. Wer sich dem nicht unterordnen wollte, wurde gnadenlos gejagt und vernichtet.

Man überbrachte Titus Mede dem II., der zur damaligen Zeit den kaiserlichen Thron bestiegen hatte, ein Ultimatum der Thalmor. Man verlangte die Auflösung der Klingen und das Verbot der Anbetung von Talos. Dazu gehörte auch eine riesige Gebietsabtretung an den Bund der Aldmeri. Falls man sich weigerte, drohte man mit Krieg. Doch Titus Mede zerriss das Ultimatum und besiegelte somit die Kriegserklärung der Thalmor. Damit begann der große Krieg. Das Kaiserreich hatte große Verluste zu verzeichnen und man stand vor der totalen Vernichtung. Irgendwie gelang es, beide Kriegsparteien an den Verhandlungstisch zu bringen und es wurde das Weißgoldkonkordat unterzeichnet. Dieser Friedensvertrag bevorteilte in vielen Punkten die Thalmor. Die Klingen wurden aufgelöst und die Ächtung der Talosanbetung begann. Dass die Thalmor also zu solch einer Verschwörung fähig waren, hatte die Geschichte somit schon oft bewiesen.

Während sich der General seinen Überlegungen hingab, schickte Legat Rikke leise die Wache aus dem Zimmer. Dann näherte sie sich dem Mann und legte ihre Hand auf seine rechte Schulter.

„Nun komm schon Tullius, lass mich losreiten, ich muss es tun und das weißt du. Ist doch nur für ein paar Tage und ich nehme die vier besten Prätorianer aus der Leibgarde mit. Also was soll da schon passieren, mein Liebling?“

Sie hauchte einen Kuss auf seine Wange, als er sich zu ihr umdrehte.

„Das gefällt mir nicht! Schon gar nicht nach all diesen Ereignissen. Aber du hast recht, wir müssen wissen, wie es draußen aussieht. Und da kann ich keinen anderen Offizier schicken, der das besser könnte als du! In Ordnung, sei aber äußerst vorsichtig, hörst Du! Versprich mir das!“

„Ja, ich verspreche es! Mach Dir keine Sorgen!“

Nach diesen letzten Worten küsste sie noch einmal ihren General und verließ schnell den Raum, bevor es sich Tullius noch anders überlegen konnte. Sie hatte es geschafft, jetzt stand dem Treffen mit Galmar Stein-Faust nichts mehr im Wege. Doch sie wurde trotzdem bei diesem Ritt von einem flauen Gefühl im Magen begleitet. Die schwerbewaffneten Prätorianer folgten ihr in kurzem Abstand.


- VIII -


Fast zur selben Zeit in den Hallen der Könige von Windhelm


„Galmar! Wir sollten einige unserer Außenposten auflösen. Ich möchte diese Männer und Frauen im Schutz der Mauern von Windhelm wissen. Ihr wisst selbst, das wir die Verteidigung dieser Stadt verstärken müssen. Es ist vielleicht nur noch eine Frage der Zeit und die Imperialen könnten bald vor unseren Toren stehen. Dafür möchte ich gewappnet sein. Und ich möchte, dass Ihr, mein Freund, diese Aufgabe übernehmt. Ihr kennt Euch besser da draußen aus und könnt somit selbst einschätzen, welches Lager unwichtig sein könnte und welches wir dann aufgeben sollten. Lass uns zur Karte gehen!“

Der Erste Feldherr folgte Ulfric Sturmmantel.

„Mein Herr! Von den fünf unserer Lager fällt mir auf Anhieb nur ein Außenposten ein und das wäre das Lager vor Reach.“

Er ließ sich nicht anmerken, dass ihn dieser Auftrag seines Befehlshabers sehr nahe an den Standort heranführen würde, wo er sich mit Legat Rikke treffen wollte. Nur hatte er sich in den letzten Stunden den Kopf zermartert, wie er das anstellen sollte. Diese Order war für ihn wie ein Wink der Götter und insgeheim dankte er ihnen. Aber um seine Hintergedanken nicht zu verraten, versuchte er Ulfric strategisch zurechtzuweisen.

„Mein König, ich würde keine Lager auflösen wollen. Eher verlegen! Seht es als Speerspitze an. Falls das Kaiserreich wirklich zum endgültigen Schlag gegen uns auszuholen versucht, dann sollten zumindest diese Einheiten den Vormarsch bremsen, so gut sie es können. Das würde uns mehr Zeit verschaffen, das zu unternehmen, was auch immer wir wollen und sollten. Seht her, das Lager Haarfingar würde ich in die Gegend der Eisenbundhügel schicken. Das könnte sich dann dem Militärlager von Pale annehmen, wenn diese versuchen sollten, über jene Hügel nach Windhelm zu kommen. Das Lager bei Morthal würde ich in die Festung Dunstad zurückziehen. Ein sehr wichtiger strategischer Punkt, falls die Kaiserliche Armee von Einsamkeit aus durch diesen Pass heranrückt. Das Lager Reach soll die Flanke in der Nähe von Totmannsruh sichern und könnte von da aus Aktionen gegen die Streitmacht ausüben.

Kommen wir zu den letzten zwei Lagern. Auch diese würde ich lieber verlegen, um das Hinterland von Rift abzudecken, falls die zwei Kaiserlichen Militärlager in Rift und Ostmarsch ebenfalls in die Kampfhandlungen eingreifen. Unser Lager in Falkenring würde ich in die Gegend um Hilgrunds Grab schicken und das in Weißlauf in das Gebiet vom Felsmoorhang. Somit wären alle wichtigen Wege abgedeckt und ich würde mich schwer täuschen, wenn das Kaiserreich über die jeweiligen Gebirge kommen würde. Aber auszuschließen wäre das nicht, nur glaube ich nicht daran. Die Berge sind unsere Heimat und nicht ihre. Dort würden sie zu große Verluste erleiden und darauf lässt sich Tullius nicht ein!“

Galmar blickte zu Ulfric, als er mit der Erklärung seines Plans fertig war. Dieser schaute sich lange die Karte an. Das hatte etwas für sich, was Galmar Stein-Faust ihm vorschlug. Er hatte aber auch den freudigen Ausdruck in seinen Augen gesehen, als er seiner rechten Hand seinen eigenen Vorschlag unterbreitete. Dass ihm dieser Auftrag nur zu gut gelegen kam, konnte er sich gut vorstellen. Ihm war nicht entgangen, wie sehr sein Erster Feldherr mehr mit eigenen Gedanken beschäftigt war, als sich um die wichtigen Angelegenheiten zu kümmern, die vor der Tür standen. Er wollte nicht, dass sein Freund und langjähriger Partner eine Notlüge erfinden musste, um sich mit Legat Rikke zu treffen.

Er war trotzdem überrascht, dass sein Gegenüber ihm immer noch nichts von seinem Vorhaben sagen wollte. Aber andererseits konnte er ihn gut verstehen. Nicht jeder würde sich solch einer Gefahr aussetzen, nur um seinem Volk zu helfen und es womöglich sogar zu retten. Ja, alle wurden des Krieges langsam müde, man sehnte sich nach Frieden und Ruhe. Und vielleicht sah Galmar die Lage mittlerweile genauso wie er, nämlich dass man vor der Vernichtung stand. Das Kaiserreich war übermächtig geworden und seine eigene Gefolgschaft hingegen schwand zunehmend. Und dann noch diese gesamten Vorkommnisse, als ob sich die Götter gegen die Nord verschworen hätten. Denn auch er glaubte daran, dass noch eine andere Macht die Kaiserlichen dazu benutzte, seinem Volk ein Ende zu setzen. Und dieser Feind war noch gefährlicher als das Kaiserreich selbst. Nur trug dieser Gegner keinen Namen, zog unsichtbar im Hintergrund seine Fäden, wie eine fette Spinne, die ihr Netz größer und größer webte.

„Ihr habt recht, Galmar Stein-Faust. Reitet schnell und vorsichtig! Lasst alles für eine Verlegung veranlassen, damit diese schnell und ohne großen Aufhebens vonstatten geht. Mögen Euch die Götter gewogen sein und auf Euren Weg begleiten!“

„Danke, mein König!“

Mit schnellen Schritten verließ der Feldherr den Kartenraum.


„Ich hoffe, dass sein Vorhaben auf fruchtbaren Boden stößt...“

Ulfric blickte wieder nachdenklich auf die Karte von Himmelsrand.