DER TOD WARTET NICHT


Kapitel 3 - Der Tod versucht nicht -


- I -


Im „Kerzenschein“


Die drei Männer saßen immer noch wortlos am Tisch und tranken ihren Met. Ihr Gesichtsausdruck wegen dem, was im Thronsaal passiert war, sprach aber Bände. Engar starrte mit regloser Miene in den Krug, so hatte er Ulfric noch nie erlebt. Am liebsten hätte er selbst den Mörder seines Vaters einen Kopf kürzer gemacht. Auf einer Seite wurde durch seinen König die Suche nach dem Mörder schlagartig beendet, aber auf der anderen Seite fing sie gerade erst an. Zu viele Fragen über das Warum und Weshalb begannen neue Formen anzunehmen. Und die Suche nach den Antworten offenbarte eine weit größere Gefahr, die über sein Volk zu kommen schien. Dieser Kult von Boethiah musste vernichtet werden. Hier waren Mächte am Werk, die die Grundfesten von Himmelsrand zum Erschüttern brachten.


Cidius und Feandal erging es nicht anders. Auch in ihren Köpfen hinterließen die letzten Ereignisse bedrückende Fragen, wie es nun weitergehen sollte. Die Antwort für die ersten und wichtigen Fragen ihres Hierseins wurde enthauptet; man stand wieder einmal mit leeren Händen da. Cidius war der Erste, der das Schweigen durchbrach.

„Das ist doch zum Kotzen! Nichts gegen deinen König, an Ulfrics Stelle hätte ich genauso gehandelt. … Aber... wieder einmal haben wir nichts, aber auch rein gar nichts! Nicht mal einen Fliegenschiss von einem Hinweis!“

Weitere Flüche kamen lautstark über seine Lippen und sein leerer Krug flog krachend gegen die Wand. Im selben Atemzug drehte er sich zur Wirtin um, machte eine entschuldigende Geste und bestellte drei neue Krüge.

„Das ist so nicht ganz richtig...“, begann nun auch Faendal sich am Gespräch zu beteiligen.

„...Die Spur führt uns immer wieder zum Kult von Boethiah. Immer wieder fällt der Name dieses Deadra und seiner Anhänger. Das ist kein Zufall. Und ich denke, dass dieser Kult zwar eine untergeordnete Rolle in der ganzen Angelegenheit spielt, aber uns im Endeffekt ins Zentrum führen könnte. Wir sollten uns diese Vereinigung zu Gemüte führen und womöglich sogar vernichten!“

Nun erwachte auch Engar aus seiner Starre.

„Faendal hat recht! Wenn wir Antworten haben wollen, dann sollten wir uns diese von dem Kult holen. Und wenn wir sie aus diesen Bund herausschneiden müssen, dann soll es so eben sein. Ich werde Ulfric um eine kleine Einheit bitten, denn zu Dritt gehen wir da nicht hin, das wäre Selbstmord!“

„So soll es sein. Lasst uns damit morgen früh anfangen“, stimmte Cidius nachdenklich zu. Danach stießen drei Krüge zur Bekräftigung zusammen.


- II -


Ostkaiserliche Handelsgesellschaft, Kontor in Einsamkeit


Die Verfolgung von Gulum-Ei war für die beiden Thalmor-Agenten zu einfach, bis zu einem Punkt. Innerhalb der Handelsgesellschaft war es kein Problem, dem Argonier zu folgen. Sie wurde zwar von Soldaten der kaiserlichen Armee bewacht, aber diejenigen von ihnen, denen ihr Tun verdächtig vorkam, wurden leise darauf hingewiesen, dass sie einem Befehl folgten. Diese Soldaten hatten keine Lust, sich mit den Freunden des Kaisers anzulegen.

Plötzlich aber war der Argonier verschwunden. Des Rätsels Lösung fand sich jedoch schnell - noch jemand hatte in dieser großen Höhle seinen Unterschlupf gefunden. Der Eingang zum Versteck war kaum sichtbar, aber den geschulten Augen eines Thalmor-Agenten entging so etwas nicht. Das konnte nur ein Banditen-Versteck sein.

Äußerst clever! Direkt an der Basis, dazu noch bewacht von der kaiserlichen Armee; diese Dreistigkeit musste man erst einmal haben. Der Banditenchef musste ein harter Hund sein oder verdammt selbstmörderisch, sich in der Höhle des Löwen einzunisten. Wie auch immer, beide Thalmor unterhielten sich leise über ihr weiteres Vorgehen. Einerseits war der Befehl, den Argonier zum Reden und dann zum Schweigen zu bringen, eindeutig. Andererseits hatten die beiden Agenten in diesem Augenblick keine Lust, sich mit den Banditen in einen Kampf verwickeln zu lassen. Dann würde Gulum-Ei ihnen vielleicht entkommen. Eine verdammte Zwickmühle, in der sich beide nun befanden. Aber eine Möglichkeit gab es. Banditen waren immer nach Beute aus, immer zählt für sie nur eins: glänzende Münzen! Und wie der Zufall es wollte, hatte einer von ihnen einen dicken Beutel bei sich.

Also betraten sie das Versteck. Zwei Banditen sahen sofort die ungebetenen Gäste und wollten sich auf sie stürzen.

„Halt! Wir sind nicht hier um Ärger zu machen, sondern geschäftlich! Ich möchte Euren Anführer sprechen!“

Welch ein Glück die beiden Agenten doch hatten. Einer der beiden Banditen war tatsächlich der Chef.

„Für welch ein Geschäft soll ich gerade von einem Spitzohr interessiert sein? Und wie habt Ihr dieses Versteck gefunden? Ich sollte Euch lieber töten, bevor Eure gespaltene Zunge darüber berichten kann. Das bedeutet doch nur Ärger!“

„Und ich dachte, Ihr wärt ein cleverer Hund. Es wäre uns ein Leichtes, noch bevor einer von Euch beiden nur eine falsche Bewegung machen könnte, dass einer von uns hinausläuft und die Soldaten alarmiert. Und das wollt Ihr doch mit Sicherheit nicht. Es liegt mir ferne Euch einzuschüchtern, aber diese Angelegenheit ist zu pikant und von allerhöchster Wichtigkeit. Wir wollen nur eines, Gulum-Ei. Und das wäre eine Stange Septime wert!“

Und schon fingen die Augen des Anführers an zu leuchten. Er war clever genug um zu sehen, dass hier ein dickes Geschäft auf ihn zu warten schien.

„Ach, ich wusste von Anfang an, dass uns dieser Argonier eines Tages Ärger bringen würde. Er ist hier nur geduldet, mehr nicht. Seine Bezahlung für unser Schweigen und Unterschlupf ist sehr gut und das zählt für mich. Was soll mich dazu bringen, meine Meinung zu ändern? Und woher soll ich wissen, ob ich Euch Thalmor trauen kann?“

„Wie wäre es mit einer sofortigen Bezahlung!“

Der Agent warf die prallgefüllte Ledertasche vor die Füße des Banditenchefs. Goldglitzernde Münzen fielen aus dem Geldbeutel. Dieses Argument zog.

„Und das Versprechen, dass das unser kleines Geheimnis bleibt.“

„In Ordnung, aber räumt danach auf. Ich glaube nämlich nicht, dass die Echse dieses Versteck lebend verlassen wird. So gut kenne ich Euch Thalmor mittlerweile. Bratac, geleite die Herren nach hinten. Es war mir eine Freude, mit Euch Geschäfte zu machen, einen schönen Abend noch!“

Die Agenten waren über den Verlauf dieser Unterhaltung sehr zufrieden und folgten dem Mann. Wieder einmal wurde bewiesen, dass diese Banditen für Gold selbst ihre Mütter verkaufen würden. Die letzten Stunden im Leben des Argoniers Gulum-Ei waren angebrochen.


- III -


Cidius konnte einfach nicht einschlafen, sein Gehirn ließ ihn nicht in Ruhe. Noch immer kreisten seine Gedanken und Überlegungen um die letzten Tage und deren Ereignisse. Er stand auf und ging im kleinen Gemach auf und ab. Plötzlich blieb er stehen und schnappte sich seinen Pelzmantel. Er brauchte frische Luft, brauchte einen klaren Kopf. Er schlenderte vom „Kerzenschein“ aus Richtung Palast. Die kalte Luft tat ihren wohlwollenden Dienst, es war kurz nach Mitternacht und eine sternenklare Nacht. Auch der kleine Rausch war wie weggeflogen. Seine Gedanken und die darauffolgenden Überlegungen konnten endlich einen klaren Weg nehmen. Er merkte dabei nicht, wie drei Männer aus dem Palast traten und dem jungen Mann entgegenkamen. Fast wäre er mit dem Mittleren zusammengestoßen.

„Da schau einer her! Na junger Mann, schlafen sollte man im Bett und nicht hier draußen!“

Es war Ulfric Sturmmantel, der Cidius zum Stehen brachte.

„Entschuldigung, war wohl zu sehr in Gedanken versunken. Ich bin sicherlich kein Schlafwandler, aber ich konnte einfach nicht einschlafen!“

Der junge Mann schaute zum großen König der Nord hoch. Ulfric blickte dabei in seine Augen und stellte fest, daß ihn wohl mehr bedrückte als nur eine schlaflose Nacht. Er nickte ihm zu.

„Mir geht es nicht anders, auch ich konnte nicht einschlafen. Musste raus aus dem Palast. Aber Ihr seht ja, auch wenn ich es nicht will, folgt mir die Leibwache auf Schritt und Tritt. Wie soll man da ruhig seine Gedanken ordnen! Komm, Sohn des General Tullius, lasst uns gemeinsam spazieren gehen!“

Ulfric wies seine Garde an, einen gewissen Abstand zu halten. Es war den Soldaten anzusehen, dass sie damit nicht einverstanden waren, dass ihr Oberhaupt in Gegenwart des Feindes so einen Befehl gab. Aber sie folgten seiner Anweisung und wahrten einen respektvollen Abstand.

Es dauerte eine Weile, bis beide Männer ins Gespräch kamen. Ulfric war der Erste, der das Schweigen durchbrach.

„Was bedrückt Euch! Waren es die letzten Ereignisse? War es mein Tun in Bezug des Irren? Sprecht frei heraus, ich weiß über Euch, dass ihr es hasst, wie eine Katze um den heißen Brei zu reden.“

„Nein Herr, das ist es nicht. Ich hätte genauso gehandelt, wenn ich an Eurer Stelle gewesen wäre. Mich beschäftigt das Ganze, all diese Vorkommnisse in letzter Zeit. Und ich bin keinen Schritt weiter in dieser Angelegenheit. Das ist es, was mich frustriert. Ich bin mir aber sicher, dass hier dunkle Mächte im Spiel sind, die meine Vorstellungskraft wohl übersteigen. Ich zweifle an mir selbst, ob ich dieser Sache auch gewachsen bin oder ob mein Vater zu viel von mir erwartet.“

„Nicht Euer Vater, sondern Ihr von Euch selbst! Ich habe Euren Weg schon eine Weile verfolgt, denn Eurer Ruf eilt Euch voraus. Ihr seid noch jung ja, aber trotzdem ist in Euch eine gewisse Weisheit, wo manch alter Gelehrter erblassen würde. Ich bewundere Eure Sichtweise, immer das Ganze zu betrachten. Weise den nächsten Schritt abwägend und dann auch dementsprechend handelnd. Ja wahrlich, Ihr seid noch jung, aber ich wünschte mir, ich hätte auch so einen Sohn.“

Ulfric machte eine kleine Pause.

„Ich stimme Euch in dem Punkt zu, das Mächte hier ein Spiel mit uns treiben, die ganz Himmelrand ins Verderben stürzen könnten. Dieser Bürgerkrieg ist die Folge davon und das raubt mir meine Kräfte. Von Außen betrachtet sieht man mich als grausamen und harten Monarchen, der alles tun würde für sein Volk. Ja, ich hasse die Kaiserlichen inständig, aber ich bin mir nicht mehr sicher, ob sie die eigentlichen Feinde meines Volkes sind. Zuviel ist in letzter Zeit passiert, wo ich Zweifel bekomme, gegen wen ich eigentlich kämpfe.“

Cidius schaute den König der Nord an.

„Und warum dann kein Gespräch zwischen den beiden Kriegsparteien? Warum schweigen nicht die Waffen? Warum immer noch Blutvergießen in diesem sinnlosen Krieg? Ihr seht doch selbst, Eure Ressourcen schwinden dahin. Und mein werter Vater treibt den Krieg weiter und holt noch mehr frische Einheiten über das große Meer in dieses Land.“

„Ihr habt recht, junger Mann! Aber zum Reden ist es zu spät, das hatte schon das Drachenblut versucht. Es gab da zwar eine Friedensverhandlung, jedoch Frieden brachte es nicht, sondern nur eine Waffenruhe, die solange andauerte, bis die Drachenkrise vorbei war. Danach ging es wieder von vorn los, aber diesmal härter, kompromissloser. Ihr müsstet langsam festgestellt haben, dass die Nord niemals aufgeben. Himmelsrand ist unser Land. Und wenn ich dabei sterben sollte, dann als Nord und nicht als eine Marionette des Kaisers.“

Ulfric sog die kalte Luft ein, dann sprach er weiter.

„Aber was man nicht sieht ist, dass ich müde des Krieges bin. Mir schwindet langsam die Kraft und ich fange an, den Tag zu verfluchen, als ich mich selbst zum König der Nord machte. Ich hätte bei den Graubärten bleiben sollen. Ich ertappe mich oft dabei, wie sehr ich mich nach der Ruhe in den ehrwürdigen Hallen, nach den Studien der Mysterien dieses Landes zurücksehne. Aber das habe ich mir nun selbst verbaut und es gibt keinen Weg zurück. Ich bin nun gezwungen, meinem gewählten Weg bis zum bitteren Ende zu folgen. Und ich sehe einfach keinen anderen Pfad mehr, keine andere Möglichkeit, vom Weg des Krieges abzulassen. Ich weiß, dass meine treuesten Untergebenen da anderer Meinung sind. Ich weiß, dass Galmar-Steinfaust sich insgeheim mit Legat Rikke treffen wird, um eine Möglichkeit zu finden, diesen Krieg zu beenden. Ich lasse ihn gewähren. Vielleicht braucht es keine Herrscher dafür, deren Aufgabe es wäre, sondern Menschen, die davon mehr betroffen sind, weil sie an vorderster Front kämpfen. Wir Monarchen stehen mehr an der Schlachtkarte und bewegen die Figuren. Insgeheim wünsche ich mir, dass mein Feldherr in seinem Vorhaben Erfolg haben möge. Die Zukunft wird es bringen. Auch Eure Aufklärung wird dabei eine gewichtige Rolle spielen, dazu wünsche ich Euch viel Erfolg und Glück. Das werdet ihr brauchen!“

Ulfric drehte sich abrupt um und ging zu seiner Leibgarde. Cidius schaute lange dem König der Nord nach, bis er im Palast verschwunden war. Wie lange er so dastand, konnte er danach nicht mehr sagen, er war jedoch vollkommen überrascht über die Worte von Ulfric Sturmmantel.


- IV -


Akademie der Magier von Winterfeste


Eine durchsichtige Erscheinung erreichte ein kleines Felsplateau, welches an die hohe Mauer der Akademie angrenzte. Wenn man nicht wüsste, dass da jemand eine Pause machte, würde man diese Erscheinung für eine optische Täuschung halten. Als ob die Sterne des Nachthimmels in einem nicht zu erkennenden und unnatürlichen Loch verschwinden würden. Es hatte angefangen zu schneien, auf den oberen Umrissen der Erscheinung hatte sich ein leichter Film pulverartigen Schnees abgelegt, welcher urplötzlich wieder verschwand, als ob der Wind seine Arbeit tun würde. Aber es rührte sich kein Lüftchen. Dort, wo man den Mund vermuten würde, erschienen kleine Wolken ausgeatmeter warmer Luft. Es war kalt, eisig kalt. So auch der Auftrag, welchen der Killer auszuführen hatte. Nur wurde dieser unsichtbare Schatten in der Realität von niemanden gesehen, darauf war die Erscheinung sehr bedacht.


Er hätte sich auch durch die untere Müllgrube schlagen können. Der Assassine kannte den Plan der Örtlichkeiten der Akademie in und auswendig, denn die Informationen von Ancano von Sunhold waren wie immer sehr präzise. Doch viel hielt der Mann von diesem hochnäsigen Hochelfen nicht. Er war nur Mittel zum Zweck, mehr nicht.

Aber der Schatten hatte den schwierigen Aufstieg über die steilen und schroffen Felsen gewählt. Er wusste, dass hier auch nachts rege Betriebsamkeit herrschte. 'Diese verfluchten Magier schlafen wohl nie!', dachte er bei sich, als er schon vor einigen Stunden die Akademie ausspionierte. Es wurde langsam Mitternacht, als er sich entschloss, mittels einer Klettertour an das bestimmte Ziel heranzukommen. Nun stand er an der Mauer, die ihn direkt zu den Gemächern des Erzmagiers führen sollte. Er atmete ruhig und gelassen die kalte Luft ein, als ob ihm das Klettern keinerlei Schwierigkeiten gemacht hätte. Wie aus dem Nichts schoss aus der Erscheinung ein Enterhaken nach oben. Der Wurf war von hervorragend treffsicherer Natur, der Haken krallte sich am oberen Randes des Mauersimses fest und das Seil straffte sich mit einem Ruck. Er prüfte trotzdem nocheinmal den festen Sitz des Hakens, obwohl er sicher war, dass das nicht notwendig wäre.

Nach nicht einmal zwei Minuten stand der Killer oben auf dem Sims und blickte sich um. Niemand war zu sehen, er hörte nur Stimmen im Hof, deren Klangfetzen leise zu ihm nach oben drangen. Er sprang vom Mauersims herunter, kein Geräusch war zu hören, als er die freie Steinfläche vor dem obersten Eingang zu den Gemächern des Ziels mit seinen Stiefeln berührte. Der leichte Pulverschnee dämpfte seine Landung ab, nur ein fast widerwilliges Aufstieben zeigte eine plötzliche Veränderung des vorher glatten Schneebelags. Dabei entfernte der Killer den Enterhaken von der Mauer. Er verharrte kurz in der hockenden Haltung und rollte das Seil zusammen, dann befestigte er das Hilfsmittel wieder an seinem Platz am Gürtel.

'Hoffentlich ist der Erzmagier auch da drin!'

Dabei schaute er nachdenklich zu der Tür. Aber er ließ es darauf ankommen. Mit einem leicht federnden Absprung landete er geräuschlos genau vor der großen Tür, in derselben hockenden Position wie vor dem Sprung. Der Assassine legte sein linkes Ohr an die eisig kalte Holztür. Er hörte, dass sich innen etwas bewegte und dann wieder Ruhe eintrat. Da war mit Sicherheit jemand. Den Umstand einschätzend war dieser wohl allein im Raum, denn es war kein Gespräch zu hören oder sonst ein Anzeichen, dass jemand bei ihm wäre.


'Na, dann woll`n ma mal!'

Mit diesem Gedanken zog er sein vergiftetes Messer, wog es prüfend in der rechten Hand und machte es zum ständig geübten Wurf bereit. Er öffnete leise und schnell die schwere Tür. Dass sie offen war, wusste er zwar nicht, aber warum sollte man eine Tür so hoch oben auf dem Turm auch abschließen. Wer würde denn auch ahnen, dass jemand so dreist sein sollte, sich ungebeten von hier oben aus Zutritt zu verschaffen, um mitten in der Nacht dem Oberhaupt der Magierakademie einen unangemeldeten Besuch abzustatten. In Bruchteilen von Sekunden hatte er die Räumlichkeit mit seinem nichts entgehenden Blick überprüft.

Der Erzmagier war an seinem Schreibtisch in seine Studien versunken. Er merkte nicht einmal, dass jemand die Tür öffnete. Das Messer traf ihn genau im Nacken und bohrte sich durch den Hals, der Tod trat sofort ein. Der Erzmagier schlug mit dem Kopf auf seinen vor sich liegenden Wälzer, die Spitze des Messer drang dabei in das Buch ein und nagelte somit das Ziel seines Auftrages daran fest.

Der Auftrag war erledigt, sein Ziel tot. Ein Seufzer der Befriedigung war zu hören. Der Killer machte sich nicht die Mühe, die Tür zur Turmplattform wieder zu schließen, er war schon an der anderen Tür, um schnell den Ort wieder zu verlassen. Er wollte nicht den gefährlichen Abstieg riskieren, diesmal wollte er den Rückweg durch die untere Müllgrube wählen. Seine Unsichtbarkeit war immer noch aktiv. Er horchte an der Tür zum Vorraums des Arcaneums, doch in diesem Moment war nichts zu hören. Also öffnete er schnell die Tür und schlüpfte geräuschlos in den Gang. In diesem Augenblick ging die Tür der anderen Flügelseite dieses Bereiches auf und ein älterer Ork betrat den Vorraum. Schnell versteckte sich die unsichtbare Erscheinung im dunkelsten Bereich des Ganges, doch irgendetwas hatte Urag gro-Shub bemerkt. Er blickte ungläubig in die Richtung seiner Einbildung, doch er erkannte nichts und sah auch niemanden.

„Ich sollte langsam schlafen gehen, ich sehe schon Gespenster!“ murmelte er in seinen langen Bart. Er hatte vollkommen vergessen, wohin er eigentlich wollte, also machte er kehrt und ging dahin zurück, wo er hergekommen war.

Der flirrende Schatten wartete noch eine Minute, dann erreichte er ohne weitere Vorkommnisse die Luke im Hof, die in die untere Müllgrube führte.


Cicero grinste böse und zufrieden in sich hinein, als er noch einmal zur Akademie zurückblickte. Wieder einmal hatte er seinen Auftrag mit absoluter Präzision ausgeführt. Seine Auftraggeber konnten zufrieden sein. Nun hatte Ulfric Sturmmantel einen gefährlichen Gegner mit Ancano von Sunhold in seinem Rücken. Die Schlinge, die sich nun mehr und mehr um den Hals des Königs der Nord legte, zog sich unaufhaltsam zusammen.