In Drachenblut geschmiedet


Kapitel 4 - An einem fremden Ort - I -


...

„Das Drachenblut ist angekommen! Noch drei Prüfungen und sie kann mit der Ausbildung beginnen!“

„AAN GAF AUS! Ein Geist leidet, weil es nicht frei ist!“

„Was meint ihr damit? Stimmt etwas nicht mit Ihr?“

„AAN RO DAAL! Das Gleichgewicht muss zurückkehren! Macht ihren Geist frei!“

„Ihr habt recht! Alduin ist stärker als jemals zuvor. Noch ist sie nicht bereit! Wir werden uns darum kümmern!“

„AAN KAAL ZAHRAMIK! Der Champion muss geopfert werden!"

„Ich werde Mirmulnir auf die Begegnung mit dem Drachenblut vorbereiten!"

...


Kapitel 5 - Das verschlossene Tor von Weißlauf -



Kematu und Samara erreichten die Stallungen von Weißlauf. Sie sahen eine Kutsche, auf dessen Bock der Fahrer wohl den Morgen verschlafen wollte.

Als man am Stall vorbei kam, blieb der Krieger stehen und schlug vor: „Ich würde es als eine Wohltat empfinden, wenn wir uns Pferde kaufen würden. Ich hasse Fußmarsch wie einen schlechten Fusel!“ Kematu zog dabei eine Grimasse und schaute auf seine Stiefel.

„Oh! Bist Du zu einem Sensibelchen geworden?“ Schnippisch blickte Samara zu ihren Freund hinüber.

„Ach komm schon, man wird auch nicht jünger und ein bisschen Luxus können wir uns ja wohl leisten. Ich glaube kaum, wenn Du dem Jarl einem Besuch abgestattet hast, die Reise hier beendet ist.“

Er hatte recht. Die Frau wusste es selbst, das das nur der Anfang einer langen und beschwerlichen Reise sein konnte.

„Einverstanden! Ich gebe zu, das diese Idee gar nicht mal so schlecht ist.“

 

Es waren sehr kräftige Tiere. Nicht zu vergleichen mit den Artgenossen in ihrer Heimat, die weit aus schlanker und anmutiger sind. Aber das lag wohl an Himmelsrand selbst. Alles hier schien größer, imposanter und machtvoller zu wirken, so wohl auch die hier lebenden Wesen. Samara kaufte zwei schwarze Pferde, mit Sattelzeug inklusive. Nebenbei bemerkte sie, dass die Pferde mit leichter Panzerung bestückt sind. Der Stalljunge erklärte ihr, das die Wildnis rau und gefährlich sei. Gefährliche Tiere und Wesen greifen oft an. Da wäre es eine gute Idee seines Vaters gewesen, sich um seine Investitionen zu kümmern. Und somit auch seinen Pferden einen gewissen Schutz zu geben.

Die Frau fand seine Erklärungen absolut logisch und stellte fest, das die Pferde bei bester Gesundheit waren. Auch schienen sie weit aus ruhiger und gelassener zu wirken, als ob sie ihrer unbändigen Stärke bewusst wären. Die Pferde in ihrer Heimat sind weit aus wilder und es kostete viel Geduld diese Tiere zu zähmen und zu zureiten. Kematu schien mehr über dieses Land zu wissen und es steckte eine gewisse Absicht dahinter, das er mich zu diesen Kauf überredet hatte.

Samara sagte dem Stalljungen, das sie die Pferde erst einmal hier im Stall lassen wollen, da noch Einiges in der Stadt zu erledigen wäre. Sie gab ihn ein paar Goldstücke. "Ich hoffe Du kümmerst Dich persönlich um das Wohlergehen unserer Pferde." Das Strahlen in seinen Augen wurde heller und man konnte seine Freude förmlich spüren. "Vielen Dank, ich verspreche Euch, das es den Pferden an nichts Mangeln wird." Die Frau streichelte mit ihrer rechten Hand über sein Haar, während er sie mit großen Augen anlächelte. Dann rannte er tänzelnd zu unseren Pferden hinüber. Samara schaute dem Jungen lange hinterher.

"Das ist die Samara, die ich kenne! Du musst wohl jedes Kind verhäscheln!" Kematu lachte vor sich hin.

"Kinder sind was Besonderes." Erwiderte sie bedrückt. "Vielleicht wirst Du es eines Tages selbst erfahren und dann verstehen, welch ein Segen Kinder sind. Das sie es wert sind, das man sich um sie kümmert, auch wenn es nicht die Eigenen sind." Kematu schaute Samara an und sofort verstummte sein Lachen. Er sah, wie ihre Augenlider zittern und das Grün in Ihren Augen verschwamm. Sein Blick verfolgte eine Träne, die langsam über ihre Wange wanderte und auf ihrer bebenden Brust zersprang. Er sah ein, das sein Kommentar über die Art und Weise seiner Freundin, wie sie mit Kinder umging, mehr als nur unpassend war. Sie vermisste ihre Kinder, ihre Familie und Sie würde sie nie mehr wiedersehen.

"Entschuldige! Das wollte ich nicht, ...Verdammt!"

Er ging zu ihr, nahm sie in seine Arme und drückte die Frau fest an sich. "Es tut mir schrecklich leid, ich hätte mein Maul halten sollen!" Samara spürte, das sein Trost wirklich ernst gemeint war. Das es tief aus seinem Herzen kam und sie hatte somit kein Problem, ihn zu verzeihen. "Hau mir beim nächsten Mal einfach eine runter, falls ich wieder solch einen Spruch ablasse. Vielleicht werde ich es dann endlich kapieren, das ich erst mein Gehirn in Gang bringen soll, bevor ich was sage!"

"Schon gut! Du kannst ja nichts dafür. Ich weiß ja wie Du tickst und über dieses Thema denkst. Lass uns weitergehen!"

 

Sie überqueren die Zugbrücke. Dabei fragte die Kriegerin ihren Freund: „Kematu, wie lange bist Du schon hier? Was ist in den letzten zwei Jahren passiert? Wo wir uns nicht mehr gesehen haben?“

„Müssen wir gerade jetzt darüber reden, ich denke, das Du erst einmal keine Zeit dafür hast, sich jetzt meine Geschichte an zuhören. Dafür haben wir noch Zeit genug, versprochen!“

Seine Antwort überraschte sie ein wenig. So kannte Samara ihn gar nicht. Früher war er ein regelrechtes Plappermaul, prahlte oft über seine Erlebnissen von manchen Scharmützeln und Abenteuer. Manchmal musste mein Mann ihn hart zurecht stutzen, damit er endlich den Mund hielt.

Vielleicht haben ihn die letzten zwei Jahre verändert. Er wirkte ruhig, kontrolliert, besonnen. Seinen festen Blick schien nichts zu entgehen. Wachsamkeit bestimmte sein Handeln. Nur seinen eigenartigen Humor, schien er nicht abgelegt zu haben.

„Einverstanden, aber ich will wissen, was in den letzten zwei Jahren passiert ist!“

 

Man erreichte das Stadttor. Komischerweise war es verschlossen und streng bewacht. Kaum in der Nähe des Tors, kam einer der Wachen ihnen entgegen und wurden abrupt gestoppt.

„Keinen Schritt weiter! Auf Befehl des Jarls, ist ein Betreten der Stadt für Fremde verboten!“

„Und dürfen wir auch den Grund erfahren?“ fragte Kematu schroff.

„Nach den Geschehnissen auf Helgen erwarten wir eine Vergeltungsaktion der Sturmmäntel. Sie wissen, das Weißlauf wohlgesonnen gegenüber dem Kaiserreich ist und somit mehr als nur einen Grund haben, uns anzugreifen. Wir sind nur wenige Soldaten hier, können uns nur verteidigen. Nur mit persönlicher Erlaubnis des Jarls dürfen die Einwohner von Weißlauf raus oder rein.“

Die Anwesenden merkten nicht, das zwei Frauen und ein Mann sich dem Tor nähern. Der Nord folgte den Frauen leicht gekrümmt und humpelnd. Er schien schwer verletzt zu sein. Das sie einen harten Kampf hinter sich hatten, sah man ihnen an. Von Kopf bis zum Fuß waren eine der Kriegerinnen und auch der Krieger selbst mit Blut verschmiert. Kaum zu erkennen, als ob die darin gebadet hätten. An der anderen Frau, die einen Bogen bei sich trug, war kaum was zu sehen. Eben eine Fernkämpferin. Das musste ein heftiges Gemetzel gewesen sein, so wie die beiden Anderen aussahen.

„Lars! Los mach das Tor auf! Die Sache ist erledigt!“ rief die Bogenschützin.

„Ah Aela! Habt Ihr Euch um das Riesenproblem gekümmert? Komische Sache, so habe ich die Mammuts und die Riesen noch nie erlebt! Normalerweise sind sie friedlich, scheuen die Nähe von bewohnten Gegenden.“

„Das ist wohl wahr!“ antwortete die junge Frau. „War nicht leicht, den Riesen auszuschalten! Farkas wurde förmlich durch die Luft geprügelt. Bloß gut, das ein Haufen Strohbälle seinen unvermeidlichen Absturz bremsten, nicht war mein Alter?“

„Pah! Das nächste Mal, nehme ich den Bogen und Du gehst in den Nahkampf. Dann mach ich mich über Dich lustig, wenn Du im Dreck liegst!“ erwiderte Farkas gequält mit schmerzverzerrtem Gesicht.

"Ach komm schon! Du weißt selbst das ich die bessere Schützin bin und Du mein geliebter Blocker! Komm schon! Geh zu Tilma und lass Deine Rippen verarzten. Ria wird Dich stützen und zu ihr bringen! Wir sehen uns gleich!“

 

Kematu und Samara schienen wohl die fünf Menschen zu übersehen, weil sie gar nicht mehr zu beachtet wurden.

„Dann ist es ja jetzt die beste Gelegenheit, mit rein und somit zum Jarl zu gehen!“ Aela und die beiden Wachen drehten sich zu uns um. Aelas und Samaras Blicke trafen sich. Die Frau sah in ihren Augen der Schützin ein wildes, unbändiges Feuer. Auch wenn sie noch ziemlich jung zu sein schien, merkte man sofort das mehr in ihr steckte, als der Anschein wahrte.

„Machen die zwei Rothwardonen Probleme?“ fragte Aela die Wache, die sie vorhin Lars nannte.

„Ach ja, diese Beiden habe ich doch fast vergessen! Nein bis jetzt nicht, ihr kamt gerade, als ich nach den Grund fragen wollte, warum sie in die Stadt wollen. Ich habe bis jetzt nur erklärt, warum kein Fremder oder in dem Fall Fremde in die Stadt dürfen.“

Aela musterte die beiden Krieger. „Wer seid ihr, warum wollt ihr zum Jarl?“

„Wer ich bin oder wer mein Freund ist, ist vollkommen uninteressant! Wichtig ist nur, das wir zum Jarl müssen. Wir haben dringende Botschaften für Ihn! Und ich finde, das es mehr der Wache interessieren sollte als Euch! Wer seid ihr, was spielt ihr hier für eine Rolle?“

„Wow! Ihr redet nicht um den heißen Brei herum! Kommt gleich zum Punkt, das schätze ich! Ich bin Aela und gehöre zu den Gefährten. Ein Bund, der sich auch um die Belange des Jarls kümmert. Wir arbeiten mit den Wachen des Jarls zusammen. Somit interessiert es mich auch, warum Ihr hier seid.“

Kematu wurde ungeduldig. Seine Partnerin legte ihre Hand beruhigend auf seine Schulter.

„Mir ist es egal, wer ihr seid, oder ob Euch mein Hiersein interessiert. Ich muss zum Jarl, weil Flußwald Hilfe braucht, weil ein Drache das Land bedroht!“

„Wie bitte?“ Lars schreckte förmlich zusammen.

Kematu antwortete schelmisch „So ist es! Und ich glaube kaum, dass der Drache durch dieses geschlossene Tor in die Stadt kommen wird!“ und zeigte mit der Hand gen Himmel.

Aela und Lars schauten uns mit großen Augen an und blicken unbewusst zum Himmel. Als ob sie nach den Drachen Ausschau halten wollten.

„Kematu! Keine Scherze jetzt, die Angelegenheit ist ernst genug! Das hat man wohl Euch nicht berichtet, beziehungsweise hat man Euch nur ein Teil über die Geschehnisse auf Helgen erzählt. Und den Punkt mit dem Drachen einfach vergessen. Deshalb muss ich zum Jarl und zwar sofort!“

Lars stand vollkommen neben sich. Die andere Wache antwortete: „Wenn das so ist, lasse ich Euch natürlich durch. Aber Eure Waffen bleiben hier! Ihr bekommt sie wieder, wenn ihr die Stadt wieder verlasst!“

Drohend legte Kematu seine Hand auf sein Schwert. „Niemand berührt meine Waffen, geschweige denn übergebe ich sie irgend Jemanden. Dass das klar ist!“

„Wir sind nicht hier, um irgendwelchen Streit oder einen Grund zu suchen, um unsere Waffen zu benutzen. Aber unser Glaube verbietet es, Waffen an Jemanden abzugeben, auch wenn Eure Besorgnis berechtigt ist. Aber wir versprechen, das Gesetz zu wahren und uns vernünftig in der Stadt zu verhalten. Solange man uns in Ruhe lässt, kommt niemand zu Schaden. Aber wir haben nun genug Zeit damit verbracht, Euer ellenlanges Gespräch mit an zuhören, und habe keine Lust mehr auf weitere Diskussionen, ich muss zum Jarl!“

„In Ordnung! Ich glaube Euch und lass Euch rein! Der Jarl ist oben auf der Drachenfeste!“

„Ich weiß!“ Antwortete Samara nur noch. Die Wache schaute den beiden Überbringern schlechter Neuigkeiten ungläubig und kopfschüttelnd hinterher. Aela folgte uns kurz dahinter.

 

Kaum waren sie drin, rief Aela „Wartet bitte!“

Die Angesprochenen blieben stehen und drehten sich zu ihr um. Die Schützin wirkte besorgt und die Sicherheit ihres vorherigen Auftretens war wie weggeblasen. „Ist das wahr? Ihr habt einen Drachen gesehen?“

„So wahr wie ich hier stehe! Ich habe noch nie so eine Bestie gesehen, geschweige denn noch nie von Drachen gehört. Ich suche selber Antworten in dieser Beziehung. Deshalb bin ich hier und deshalb muss ich jetzt zum Jarl!“

„Die Legenden in Himmelsrand sind voll von diesem Wesen. Sie sind unserem Volk nicht unbekannt. Ich selbst habe viele Bücher darüber gelesen. Aber das nun die Legenden wahr werden, ist schwer zu glauben.

Aber wenn Ihr vielleicht mehr wissen wollt über diese Legenden, dann redet mit Kodlak. Er ist älter, als es zu scheinen Ihr glaubt. Ihr könnt ihn in den Hallen von Jorrvaskr treffen. Das ist unser Heim und befindet sich unterhalb der Drachenfeste. Das Gebäude ist nicht zu übersehen. Ist nur ein kleiner Rat, vielleicht kann er Euch dabei helfen.“

„Danke Aela! Wenn ich dafür Zeit habe, werde ich mit Kodlak sprechen. Auf Wiedersehen!“ Samara sah ihren Freund an. „Kematu, lass uns sofort ohne weitere Gespräche oder Unterbrechungen zum Jarl gehen. Ich will Antworten!“

Kematu nickte zustimmend. Sie verabschiedeten sich von der jungen Frau und gingen ohne Umwege direkt auf die Festung zu. Beide hatten momentan keinen Blick für die Stadt oder achten auf deren Einwohner, die sie mit ihren Blicken verfolgten. Je näher die beiden Krieger der Festung kamen, spürte Samara mehr und mehr eine unsichtbare Kraft, eine Kraft die sie automatisch zu der Feste führte. Sie fühlte sich davon fast erdrückt, je näher sie der Burg sich nähere. Drachenfeste, den Namen hatte sie nicht umsonst.

"Geht es Dir gut?" fragte Kematu, aber ohne zu antworten, öffnete Samara das Tor zur Feste und trat ein.

 

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