In Drachenblut geschmiedet


Kapitel 34 - Hilfe eines Waffenbruders und ein schlechter Scherz -



Man hatte Windhelm erreicht. Der Schneesturm hatte sich leise verabschiedet, je mehr man sich der Stadt im ewigen Eis und Schnee genähert hatte. Die Morgensonne durchbrach die letzten dunklen Wolkenfetzen des Blizzards. Nur der Wind war noch nicht müde, seine Spielchen mit dem gefallenen Schnee zu treiben. Das Schneeunwetter hatte seine ganze Arbeit vollzogen. Die gesamte Region lag unter einer dicken Schneedecke. Die Kiefern und Fichten hatten keine Chance, die schwere Last zu tragen,. Dass dabei die Äste unter der Schneelast ächzten und knacksten, war nicht zu überhören. Der Wind half ihnen dabei, sich von dieser Schwere zu befreien. Die Bäume wiegten nach der Befreiung hin und her, als ob sie ihrem Befreier zum Dank zuwinken würden. Ein sehr bewegender Eindruck.

Man konnte sehen, dass selbst die Schiffe im Hafen von Windhelm, von einer dicken Schicht aus Schnee und Eis umschlossen waren. Es sah so aus, als ob sie mitten in der Landschaft stehen würden und nicht im eiskalten Wasser. Nur die freie und schmale Furt aus dem Hafen heraus zeigte, das man hier richtig war, wenn man von hier aus eine Reise zum offenen Meer machen wollte.


Auch Samara hatte vor kurzen erst, diesen Weg nach Solstheim und zurückgenommen. Sie musste wieder daran denken. Den diese Insel ist ja einer der Gründe, warum die Frau nach einem Strohhalm fassen musste, um Stenvar ins Leben zurück zu holen.

„Wir sind fast da, Samara! Hast Du nun eine Lösung gefunden, wie es nun weitergehen soll? Denn Du kannst Dich nicht zweiteilen!“ drängte Kematu sie, um eine befriedigende Antwort auf eine Frage zu erhalten, die er ihr im „Himmelstor“ gestellt hatte.

Samara brauchte eine kleine Weile, um endlich auf seine Frage zu antworten.

„Ja habe ich! Nur wird Dir meine Antwort nicht gefallen. Aber im Moment gibt es keine andere Möglichkeit. Ich werde nicht nach Hoch Hrothgar mitkommen, sondern nach dem alles soweit erledigt ist, mache ich mich auf die Suche nach dem Horn von Jürgen Windrufer. Ich werde wieder nach Flusswald reiten und Faendal bitten, mich zu begleiten. Er ist ein sehr guter Bogenschütze und mit Sicherheit ein hilfreicher Begleiter bei dieser Aufgabe. Ich hoffe nur, das seine Frau Camilla nichts dagegen hat. Ansonsten werde ich es dann allein machen müssen. Wie auch immer, das ist mein Entschluss. Den Du dann wohl akzeptieren musst. Weil Du musst mit Stenvar, zu deinem Vater reisen und ihn um seine Unterstützung bitten. Aber Du wirst es nicht allein darauf schaffen!...“ Kematu unterbrach sie kurz in ihren Ausführungen zu ihrem weiteren Vorgehen der Angelegenheiten.

„Du hast Recht, es gefällt mir gar nicht, das Du allein oder mit Faendal das Horn holen willst. Aber sehe auch ein, das wir da keine andere Möglichkeit haben. Und Du hast auch Recht! Das werde ich nicht allein schaffen. Denke mal, das Stenvar ein ebenso schwerer Brocken ist wie ich! Würde kein Zuckerschlecken werden, ihn da hoch zu wuchten!“ mit dieser Annahme hatte Kematu den Nagel auf den Kopf getroffen, ohne ihn einmal gesehen zu haben.

„So ist es! Es hat fast die selbe Statur wie Du. Mit ein wenig mehr Muskeln, die sein Erscheinungsbild noch gewichtiger machen. Deshalb werde ich Ulfric Sturmmantel um ein paar starke Männer bitten müssen. Aber ich denke, er wird meiner Bitte Folge leisten. Denn Ulfric ist mir noch einen Gefallen schuldig, für die Aufklärung einer schrecklichen Mordserie, die sich hier in Windhelm, vor einem Jahr ereignet hatte. War eine böse Sache, auf die ich ungern tiefer eingehen möchte und will. Weil dazu fehlt uns einfach die Zeit. Denke mal, das Du mit dieser Unterstützung, es einfacher haben wirst, den Berg zu erklimmen. Und sollte etwas Unerwartetes passieren und davon können und müssen wir ausgehen, hast Du eine kleine schlagkräftige Armee dabei. Die Dir und Stenvar dann tatkräftig helfen kann.“ damit beendete Samara ihre Vorstellung des weiteren Handhabens der folgenden Ereignisse und Aufgaben.

„Du hast aber auch rein gar nichts vergessen, was? Wie ein Taktiker auf einem Schlachtfeld. Jede Armee würde sich vor Dir fürchten! Na, aber im ernst! Deine Überlegungen sind von weiser und vorausschauender Natur. Ich hoffe nur, das all deine Faktoren mitspielen, sonst sind alle Überlegungen zum Scheitern verurteilt. Aber ich lege hiermit meinen Pessimismus ab und bin geneigt zu glauben, dass das funktionieren wird. Also rein in die ewige Stadt und lass uns der Theorie Taten folgen!“

man hatte die Ställe von Windhelm erreicht, als Kematu seinen Kommentar beendet hatte. Sie übergaben die Pferde dem Stallmeister und schritten schnell in die Stadt der Nord.


Ohne große Umschweife, erreichte das Paar in kurzer Zeit das „Weisse Fläschchen“, das Haus und Alchemielabor, des älteren und eher missmutigen Altmer`s Nurelion. Man betrat das Geschäft. Sie wurden sofort und ungehalten von Quintus Navale, seinem Lehrling und Schüler, am weiteren Betretens der oberen Räume des Alchemisten gehindert.

„Der Meister ist in der letzten Nacht verstorben. Und somit auch die Angelegenheit, um dieses blöde Hirngespinst des „weißen Fläschchens“. Oder seid ihr gekommen, um die Wahrheit dieser Legende zu offenbaren? Dafür ist es wohl jetzt zu spät! Auch würde ich Euch bitten, für den kranken Krieger eine neue Bleibe zu finden. Da...“ besorgt fragte Samara: „Wie geht es ihn?“, bevor der unhöfliche junge Mann, sich seinem Jammern weiter hingeben konnte.

„Ihm geht es den Umständen gut. Mit dem Tod Nurelion`s, ist er aus dem Koma erwacht. Er ist sehr schwach und ich habe nicht die Kenntnisse, mich um ihn entsprechend zu kümmern. Deshalb kann ich nicht hierbleiben. Ich muss mir einen neuen Lehrer suchen, der mich weiter ausbilden kann. Das ist der Grund für meine Bitte, das Ihr Euch nun um ihn kümmern müsst. Ich kann es nicht!“ aus Unhöflichkeit wurde Verlegenheit, Trauer und Ungewissheit. Er setzte sich hin und ließ Samara und Kematu freie Hand ihres weiteren Handelns.

Die Frau legte das kleine Säckchen auf den Ladentresen, in dem sich die Überreste des nun vollkommen sinnlos gewordenen Unternehmens befanden, bei dem sie fast ihr Leben verloren hätte.

Es war schon fast Ironie und Sarkasmus in ihrem Gesicht zu erkennen, als sie daran zurückdachte.

Beide Freunde gingen nach oben und betraten das Krankenzimmer, in dem Stenvar lag.


„Na, wenn das nicht meine Heldin ist! Schön Dich gesund und lebend wiederzusehen! Ja, Ja! Ich weiß, ich sehe beschissen aus! Und wen hast Du da bei Dir? Scheint ein kräftiger Bursche zu sein! Hast ja schnell Ersatz gefunden!“ begrüßte er seine Retterin leise. Seine Stimme war rau und trocken. Und er hatte Schwierigkeiten, überhaupt zu sprechen.

„Zumindest hat er einen gesunden Humor. Das gefällt mir schon mal!“ Kematu konnte sein Mundwerk nicht halten, als er den Sarkasmus des kranken Kriegers mitbekam.

„Ruhe Kematu! Und auch Du, Stenvar! Du musst nichts sagen, wenn es Dir schwerfällt. Ich sehe auch so, das Du dazu kaum fähig bist. Es tut weh zu sehen, wie es Dir geht. Und ja Du siehst beschissen aus!“ während sie das sagte, setzte sich das Drachenblut lächelnd auf die Bettkante und nahm seine linke Hand. Samara bemerkte, das Stenvar trotz seines Zustandes, einen immer noch sehr festen Händedruck hatte. Sie machte es ihm gleich und drückte ebenfalls sanft seine Hand.

„Danke Samara, das Du mich nach Hause gebracht hast! Du bist eine wahre Freundin! Eine wahre Kriegerin mit Herz! Hier kann ich mich beruhigt zu meinen Ahnen in Sovngarde begeben, wenn das Schicksal es so will. Aber noch schlägt mein Herz und werde nicht so leicht aufgeben. Wäre nicht das erste Mal, das ich dem Tod von der Schippe gesprungen wäre. Nun sag schon, wer ist dieser Mann!“ sprach er leise und gequält.

„Genau deshalb sind wir hier! Du hast ja selbst mitbekommen, das Nurelion verstorben ist und Dich nun nicht mehr heilen kann. Auch der Versuch, nach einem Heilmittel zu suchen und zu finden, war leider gescheitert. Ich möchte Dich nicht mit Einzelheiten belasten, sondern komme gleich zum Punkt. Es gibt nur noch eine Möglichkeit, Dich ins gesunde Leben zurück zubringen. Aber dafür müsstest Du nach Hoch Hrothgar. Zum „Hals der Welt“! Und das wird eine verdammt schwere Reise für Dich und diesen Mann hier. Er ist mein liebster Freund aus meiner Heimat. Er heißt Kematu und ist ebenfalls ein begnadeter Krieger wie Du. Er ist eine Assassine, aufgewachsen in der Wüste von Hammerfell, aber ein Nord wie Du. Komm her Kematu und begrüsse nun deinen Waffenbruder!“ der Angesprochene trat an das Bett heran und nahm die Hand des Nordmannes.

Dabei blickten sich beide Männer an und stellten sofort fest, das sie in ihren Herzen von selber Natur sind. Das sie, obwohl sie sich noch nie begegnet sind, sich sofort verstanden, ohne je ein Wort miteinander gesprochen zu haben. Samara hatte Recht. Im Inneren waren sie sofort Waffenbrüder.

„Setz Dich zu uns, Kematu! Schön Dich kennen zu lernen! Du gefällst mir auf Anhieb! Scheint wohl, das diese Frau endlich eine neue Liebe gefunden zu haben scheint, so wie sie Dich anschaut. Ja Samara! Ich habe Dich erwischt. Dann muss ich wohl weiter meine „Heddvi“ küssen. Wo ist sie eigentlich!“ verschmitzt schaute sich der kranke Mann um sich. Dann sah er seinen Zweihänder in einer Ecke stehen, den er liebevoll „Heddvi“ nannte. Die Frau, leicht errötet, lächelte Stenvar an.

„Nichts da! Du bist wohl kaum in der Lage, sie in die Hand zu nehmen. Oder Kematu?“

„Höre auf die Frau! Ich musste auch feststellen, das sie in diesem Punkt sehr eigensinnig ist. Und auch sehr ungehalten werden kann, wenn man sich nicht danach richtet. Sie hat mich schon einmal angebrüllt, das mir Hören und Sehen verging!“ Kematu musste lachen, als er daran zurückdachte.

„Ach komm schon! Das war ein Versehen! Das wollte ich nicht. Kam einfach heraus! Du nachtragendes Etwas!“ Auch sie stimmte in das Lachen ein.

Stenvar, nicht wissend, wovon die beiden sprachen, lächelte ebenfalls.

Kematu hatte nun Gelegenheit, sich den Mann genauer anzusehen. Er ertappte sich dabei, das seine Neugier und auch die Eifersucht seine Bestätigung fand. Auch wenn der derzeitige Zustand des Waffenbruders mehr als zu Wünschen übrig ließ, konnte er nun auch verstehen, warum Samara sich solch eine Mühe machte, seine Gesundheit auf Vordermann zu bringen. Ohne ihn selbst zu kennen, war er es mit Sicherheit wert, um sein Leben zu kämpfen. Koste es, was es wolle!

Der Mann war sehr erstaunt, wie ähnlich sein Gegenüber im Bett zu sein schien. Er hatte den selben Humor, sah die Welt mit dem selben Augen und durchschaute sie, so wie sie war. Rau, gefährlich, tödlich. Aber auch schön und lebenswert. Wert um sie zu kämpfen, sich für sie zu opfern.

Ja! Stenvar war es definitiv und wahrhaft wert!

Der schwerverletzte Mann dachte wohl auch das Selbe über Kematu, als er in seine Augen blickte. Auch er war nun etwas neidisch darüber, das seine alte Kampfgefährtin endlich jemanden gefunden hatte, der ihre Liebe verdient zu haben schien. Nun kam ihm diese Frau nicht mehr so unnahbar und unberührbar vor. Das sie endlich einen Platz in ihren Herzen gefunden hatte, wo sie einen anderen Menschen reinlassen konnte, ohne an das Vergangene denken zu müssen. Das Samara endlich ihre ewige Trauer abgelegt hatte. Er freute sich für sie! Sie hat es auch verdient, wie kein anderer Mensch hier in Himmelsrand! Ja dieser Mann, mit den Namen Kematu, war zu beneiden!


Aber ohne seine Gedanken zu offenbaren, wandte er sich der hübschen Frau zu und fragte: „Also raus mit der Sprache! Wohin soll es gehen! Wird langsam Zeit, das ich aus dem Bett komme! Oh Mist! So einfach wird es wohl doch nicht!“ stöhnend vor Schmerz und Schwäche, ließ er sich wieder auf das Kissen fallen, als er versuchte sich aufzurichten. Besorgt half ihm Samara dabei, eine bequeme Position zu finden, indem sie ein weiteres Kissen unter seinen Kopf auflegte.

„Hey, Hey! Langsam mein Freund! Typisch Männer! Die wollen immer wieder beweisen, wie stark sie sein wollen und können. Aber ihre Schwäche wollen sie lieber unterm Bett verstecken. Es ist keine Schande, schwach zu sein und Hilfe anderer anzunehmen, auch wenn man es nicht zu mögen mag.“ gab die Frau leicht erbost von sich.

„Ja, Ja! „Mutter“! Nun spann mich nicht auf die Folter! Von welcher Reise sprichst Du? Was soll ich in Hoch Hrothgar? Wer soll mir da helfen wollen?“ erwiderte Stenvar.

„Mein Vater!“ sagte Kematu, noch bevor Samara seine Fragen zu beantworten begann.

„Vielleicht hat Dir Samara schon erzählt, das ein Drache sie damals vor dem Tod bewahrt hatte, als die Orks Skaven angriffen. Das sein Blut durch ihre Adern fließt. Und da kam mir die Idee, nach dem wir beim letzten Versuch gescheitert waren, das vielleicht mein Vater dabei helfen könnte. Damit Du wieder auf die Beine kommst. Nur so einfach wird das aber nicht werden. Wir haben es selbst erleben müssen, wenn man den Pfad zum „Hals der Welt“ beschreitet. Und da habe ich eben meine Bedenken, dass man das, bei deinem Zustand, Dir nicht zumuten kann und darf, diesen Weg auch zu vollziehen. Und Du scheinst nicht nur ein harter, sondern auch ein schwerer Brocken zu sein, denn ich nicht allein da hoch zu schleppen vermag.“

„Na! Was soll da noch schlimmer sein, als hier im Bett zu verfaulen. Und so schwer bin ich auch nicht mehr, nach dieser Abmagerungskur! Aber ich will ja nicht jammern. Der alte Mann hatte sich wohl gut um mich gekümmert, in der Zeit, als ich weggetreten war. Sonst könnten wir hier wohl nicht so miteinander sprechen. Und dieser junge Bursche scheint wohl mehr Angst vor mir zu haben, als vor seiner Unfähigkeit mir weiter zu helfen, welche er mir offenbart hatte.

Sei es wie es sei! Also schlimmer kann es wirklich nicht mehr werden! Was soll da schon am Bergsteigen so besonders sein?“ versuchte Stenvar, Kematu´s Bedenken zu zerstreuen.

„Genau mein Freund, das ist der Punkt dieser Sache!“ nun war es Samara, die schneller als Kematu war.

„Nicht das „Was“ ist das Besondere, sondern das „Wie“! Das ist kein normaler Aufstieg, ganz im Gegenteil! Nur der Würdige, der sich seinem Schicksal stellt, schafft es bis nach Hoch Hrothgar. Du musst Dich deinen schlimmsten Ängsten stellen und diese aus deinem Geist, deiner Seele verbannen. Es sind Trugbilder, aber die Schlimmsten ihrer Art. Die sind so real, das die auch tödlich sein können, wenn man es nicht vermag, diesen zu widerstehen und um sein Leben zu kämpfen. Nur dann und nur dann, wirst Du den „Hals der Welt“ auch erreichen können. Ich teile auch die Bedenken meines Partners, aber sehe keine andere Möglichkeit mehr, Dir irgendwie noch helfen zu können. Damit Du wieder gesund wirst und Deine „Heddvi“ in gewohnter Manier schwingen kannst. Nur bist Du dazu bereit, die Reise und somit auch diesen Aufstieg anzugehen?“ etwas besorgt und mit leichtem Unglaube blickte sie fest in Stenvar´s Augen.

„Wie ich schon sagte! Schlimmer kann es schon nicht sein, als jetzt! Egal was ich nun machen soll, aber ich will raus aus diesem verdammten Bett! Und der Leichengeruch im Nebenzimmer ist schon Anreiz genug, dies so schnell wie möglich zu machen. Sonst lege ich mich noch wirklich dazu und grüße die Ahnen in Sovngarde. Und Du mein Bruder, machst mir aber auch große Hoffnungen, wenn Du schon sagst, das Du mich nicht schleppen könntest. So ausgelaugt wie ich bin, könnte mich eine Taube da hoch bringen!“ als er versuchte, über den eben selbst gemachten Witz zu lachen, verzog er stattdessen sein Gesicht zu einer leicht schmerzverzerrten Grimasse.

„Darüber habe ich mir auch so meine Gedanken gemacht. Deshalb werde ich jetzt zu Ulfric Sturmmantel gehen und bei ihm einen Gefallen einfordern. Damit Kematu eine weitere Hilfe bekommt, eine Feder nach Hoch Hrothgar zu tragen!“ Lachend gab sie ihrem Liebsten einen Kuss auf die Stirn und verabschiedete sich bei Stenvar mit den Worten: „Männer macht mir ja keinen Blödsinn. Bin gleich wieder zurück!“ Schnell hatte sie die Treppe überwunden und schritt, ohne auf Quintus zu achten, aus dem Laden heraus. Der Lehrling hatte nicht einmal bemerkt, das jemand das Haus verlassen hatte.

...

„Werte Thane! Ihr kommt mit dieser Bitte zu einem sehr ungünstigsten Zeitpunkt. Wie ihr bereits bemerkt habt, sind wir im Bürgerkrieg! Die verdammten Kaiserlichen bekommen immer frischen Nachschub und ich muss zusehen, das ich mit meinen, noch zur Verfügung stehenden Männern, überhaupt zurecht komme!“ schwer ließ sich Ulfric Sturmmantel in seinen Thron fallen.

„Na gut! Dann werde ich eben mach Einsamkeit reiten und die Kaiserlichen um Beistand fragen. Auch sie schulden mir mehrere Gefallen! Aber sie werden nicht begeistert sein, wenn sie hören werden, wem sie helfen sollen und warum sein König nicht fähig sei, einem Landsmann, einem „Nord“ zu helfen!“ sie machte kehrt und war dabei den Palast zu verlassen.

Das hatte gesessen. Sie brauchte nur drei Schritte zu machen, als der König der Nord sie zurück rief:

„Wartet bitte, Thane Samara Rhano! Kommen Sie bitte zurück!“ Die Frau drehte sich um und ging langsam zum Thron zurück.

Ulfric räusperte sich, als ob er Schwierigkeiten hatte, die richtigen Worte zu finden. Noch nie musste er erleben, wie jemand mit ihm so umging. Er war regelrecht beeindruckt davon, wie sich diese Frau und Kriegerin, um ihre Freunde, um seine Untertanen kümmerte. Das sie alles tun würde, damit es ihnen auch gut ging. Und das sie sehr gut mit Worten Nachdruck verleihen konnte, um ihre Ziele in diesem Punkt zu erreichen, das ließ sie ihn deutlich spüren. Er kannte Stenvar nur geläufig. Er hielt wenig von Söldnern und deren Ehrenkodex. Aber er kannte auch seinen sehr guten Ruf. Und wusste auch von den Heldentaten, welche er mit dieser Frau geleistet hatte.

„Also gut! Ich gebe Euch die vier Männer. Sie gehören zu meiner Leibgarde und diese kann ich auch entbehren. Die stehen eh nur blöd hier herum und achten selbst darauf, das ich nicht in den Abort falle.

Aber eins muss ich schon sagen. Ich bin beeindruckt! Ihr könnt gut mit Worten umgehen. Und wenn es sein muss, auch schlagkräftig Nachdruck zu verleihen. Nun verstehe ich auch Balgruuf, warum er Euch damals als Friedenshändlerin zu mir geschickt hatte. Ihr seid nicht auf den Mund gefallen und wisst auch diese Worte zum richtigen Zeitpunkt auszusprechen. Das kann nicht jeder! Seid ihr zufrieden?“

„Vielen Dank meine Hoheit! Mehr wollte ich nicht und bin erfreut, das Ihr Euch meiner Bitte annehmt!“ Samara machte eine ehrfürchtige Verbeugung. Ulfric rief seinen Kommandanten der Leibwache herbei und gab ihn die entsprechenden Anweisungen. Keine fünf Minuten später standen vier Männer voll bewaffnet und in voller Montur zum Abmarsch bereit.

„Ihr werdet den Befehlen dieser Frau, Thane Samara Rhano oder ihrem Begleiter, namens Kematu absoluten Gehorsam leisten und zufriedenstellend befolgen. Ich möchte keine negativen Berichte hören! Ist das klar!“

„Jawohl mein König!“ antworteten die Leibwächter im gleichen Atemzug.

Damit war ein Teil der Angelegenheit geregelt. Samara wies den vier Männern an, sich ins „Weiße Fläschchen“ zu begeben und dort auf weitere Anweisungen zu warten. Die Soldaten machten sich sofort auf den Weg zum genannten Ort.

Samara hingegen war unterwegs zum Stall. Die dort wartende Kutsche war ihr Ziel.


„Hallo Kutscher! Habt ihr ein Gespür für ein großes Geschäft?“ Der Mann wäre fast vom Bock gefallen, als er die laute Stimme einer Frau vernahm. Er war eingenickt und hatte sich schön in seinen dicken Pelz eingemummelt. Da seit Stunden, kein Fahrgast Interesse zeigte und bei diesem Wetter auf den kalten Holz sitzen wollte, war er einfach eingeschlafen. Das er nun unsanft aus seinem Träumen gerissen wurde, ließ er auch sofort mürrisch verlauten:

„Was heißt hier „großes Geschäft“? Wollt ihr etwa meine Kutsche kaufen? Nix da! Die ist unverkäuflich!“

„Na kaufen möchte ich das Gefährt mit Sicherheit nicht. Sondern für eine unbestimmte Zeit mieten, für einen Krankentransport nach Ivarstatt und soweit hoch nach Hoch Hrothgar, bis es nicht mehr geht. Würde Euch eine gute Stange Septime einbringen, plus einen Bonus, wenn die Person, die gefahren werden sollte, auch heil bis dato ankommt! Na, wie klingt das?“ sie sah sofort, dass das Drachblut den richtigen Nerv bei ihm getroffen hatte, aber auch, das dieser Mann eine unangenehme Erscheinung ausstrahlte. Sie sollte sich nicht getäuscht haben.

Denn seine Augen fingen sofort an zu leuchten, als er die Wörter „eine gute Stange Septime“ erklingen hörte. Gut, das kann man niemandem verdenken. Aber als er anfing, wie eine schleimige Kröte um sie herum zu hüpfen, war in ihrem Gesicht eine angewiderte Mimik zu erkennen.

„Aber sicher doch, werte Dame! Ich bin ihr gnädigster Diener!“ Sie musste sich beherrschen, um nicht gleich auszurasten. Also beachtete sie ihn kaum, zog einen dicken Beutel aus ihrem Pelzumhang und warf ihn zum Kutscher hin.

„Fahrt die Kutsche vor das Tor und wartet auf weitere Anweisungen! Fragt auch den Stallmeister nach vielen Decken und Pelzen und legt diese auf den Boden aus. Die werden wir brauchen!“ Ohne eine Antwort zu erwarten, machte das Drachenblut kehrt und ging zurück ins Haus des ehemaligen Alchemisten.


Kematu und die anderen Männer hatten derweil den kranken Stenvar angezogen und ihn auf eine Krankentrage gebettet. Eingehüllt im dicken Fell, war der Mann im Vorraum des Ladens zum Aufbruch bereit, als Samara das Haus betrat.

„Na ihr seid aber schnell!“ völlig erstaunt über die Betriebsamkeit der Anwesenden, blieb ihr die Spucke weg.

„Werte Thane! Wir sind selber froh, endlich mal was anderes zu sehen, als nur die kalten Mauern des Palastes. Auch wenn wir wohl nur zum Krankentransport abgestellt wurden. Nur frage ich mich, warum wir dann so bewaffnet sein müssen?“ Einer der Leibwächter des Königs der Nord hatte sich mit diesem Worten an das Drachenblut gewandt.

„Hm! Hat Euch das mein Partner nicht gesagt? Ihr werdet noch froh sein, diese dabei zu haben. Auch wenn es vielleicht nicht von Nöten sein könnte. Aber man achte auf das Wort „könnte“, weil Kematu und ich haben da andere Erfahrungen gemacht. Wo wir froh waren, unsere Waffen dabei gehabt zu haben. Eins kann ich mit vollkommener Sicherheit sagen, das es kein Spaziergang wird!“

Als ob diese letzten Worte das Kommando waren, traten die vier Krieger an die Trage heran und hoben Stenvar auf.

Samara brauchte nur noch die Tür zu öffnen. „Vor den Toren steht eine Kutsche parat, bereit nach Ivarstatt zu fahren. Sämtliche Formalitäten sind erledigt!“ Sie ließ den Trupp vorbei und trat an Kematu heran.

„So mein Liebster! Damit ist wohl alles gesagt! Ich wünsche Dir viel Glück und Erfolg! Ich hoffe das unsere, nein deine Idee auch Früchte trägt und Dein Vater mitspielt!“ Sie küsste ihn.

„Das wird schon klappen! So weit kenne ich meinen Vater schon, das er alles versuchen wird, deinen Freund zu helfen. Da kann ich mich auf meine Menschenkenntnis verlassen. Nun liegt es nur an Stenvar selbst! Aber ich werde Dich vermissen!“ er umarmte sie dabei herzlich.

„Ich drücke Euch beide Daumen! Mögen Euch die Götter beschützen! Achso!...“ bevor sie weiter redete, befreite sie sich sanft aus seiner Umarmung. „...Du hast die Erlaubnis den Kutscher eine runter zu hauen, wenn er weiter wie eine schleimige Kröte über mich redet! Auch ich werde Dich vermissen!“ damit beendete Samara ihre Verabschiedung. Sie blickte noch lange zu der Tür, aus der Kematu verschwand.

...

Faendal war sofort bereit, Samara bei ihrer nächsten Mission zu begleiten. Er brauchte auch nicht die Erlaubnis bei seiner Ehefrau Camilla einzuholen, weil sie eh nicht da war und die nächste Zeit auch nicht nach Hause kommen würde. Ihre Mutter, schwer krank ans Bett gefesselt, war der Grund ihrer Abwesenheit. Und deren Genesung würde eine lange Zeit brauchen, bis sie nicht mehr auf die Hilfe ihrer Tochter angewiesen sei. Also würde es ihr eh nicht auffallen, wenn er für ein paar Tage dem Drachenblut zur Seite stehen würde. Einerseits würde er dabei auf andere Gedanken kommen, um nicht immer an Camilla zu denken und käme endlich einmal wieder aus Flusswald raus. Andererseits hoffte der Waldelf auf eine baldige und heile Rückkehr, den es gefiel ihm gar nicht, wohin es gehen sollte. Er hasste den Geschmeiß von untoten Wesen, wie ein Vampir das heilige Wasser oder das Sonnenlicht. Der Elf hatte gehofft, nie wieder mit denen Bekanntschaft zu machen. Nur in Ustengrav ist damit absolut zu rechnen. Denn dieses Grab war in dieser Beziehung legendär.

Viele Gerüchte ranken sich um diese Grabstätte, wo manch ein Grabräuber sein Leben aushauchte und nun als untoter Draugr dort sein Unwesen trieb. Gefangen zwischen den Dimensionen des Lebens und des Todes, um andere Geblendeten dazu zu bringen, ihnen zu folgen, um denen das selbe Schicksal aufzuerlegen. Damit keiner die Geheimnisse dieses Grabes, in die Oberwelt tragen konnte.

Und dorthin wollte nun Samara. Faendal ließ sich seine Bedenken nicht anmerken. Aber das war nur ein Versuch, den Samara merkte sofort, wie ruhig ihr Freund wurde, als sie ihn das Ziel ihrer Mission offenbarte.

„Mein Freund! Wenn Du nicht möchtest, mich in dieses Grab zu begleiten, dann bleibe hier. Ich zwinge Dich nicht dazu, das liegt mir fremd und das weißt Du auch. Ich verstehe Deine Beweggründe voll und ganz. Wenn nicht, dann gehe ich auch allein...“ sie kam nicht dazu, weiter zu reden. Denn Faendal unterbrach sofort den Satz, den sie beenden wollte.

„Das Du da allein hineingehst, kommt gar nicht in Frage! Was wäre ich für ein Freund, wenn ich Deine Bitte um Beistand abschlagen würde! Aus welchen Gründen auch immer!...

Du hast Camilla, dieser Siedlung und auch mir so oft geholfen, ohne je eine Gegenleistung zu verlangen. Nun verlangt dies einfach, nach einem Freundschaftsdienst meinerseits. Um Dir damit zu danken und die Rückgabe eines kleinen Teiles unserer Schuldigkeit wieder zu geben. Das gebührt der Anstand und unsere Freundschaft. Keine Frage! Ich werde Dich begleiten! Auch wenn ich jetzt schon einen Ausschlag bekomme, wenn ich an die Untoten denken muss!“ während dieser Rechtfertigung hatte er alles zusammen gepackt, was er für die Reise mitzunehmen gedachte. Schnallte seinen Bogen, den Köcher auf seinen Rücken und steckte seine Dolche in die dafür vorhandenen Holster an seinen Gürtel. Er war somit startklar, bevor Samara irgendeine Möglichkeit bekam, ihn von seinem Freundschaftsdienst abzuhalten.

„Danke Dir Faendal! Und was anderes habe ich, von deiner Seite aus, auch nicht erwartet. Und ich verspreche Dir, das wir da heil daraus kommen werden. Nein! Das schwöre ich Dir! Denn ich möchte nicht die Überbringerin einer schlechten Nachricht sein und somit Camilla ins Unglück zu stürzen. Sollte es hart auf hart kommen, werde ich allein weitermachen und Du kehrst sofort nach Hause zurück. Versprich mir das!“ sie sah, das ihm dieses Versprechen nicht behagte. Aber er ging dann doch darauf ein. „In Ordnung! Ich verspreche es Dir!“

Nun gut, dann auf nach Ustengrav!“ Samara hatte vorsorglich ein weiteres Pferd in Weißlauf gekauft, weil sie schon geahnt hatte, das Faendal sie begleiten würde. Er befestigte seine sieben Sachen, auf das ihn nun gehörende Ross und stieg auf. Das Drachenblut war schon aufgesessen und wartete auf ihn. Gleichzeitig gaben sie den Pferden ihre Sporen zu spüren und ritten gen Weißlauf.


Von da aus ging es vorbei in Richtung Westturm und weiter nach Rorikstatt. Die Straße ging etwas bergauf. Als man den Scheitelpunkt des Hügels erreichte, konnte man schon die Dächer dieser kleinen Ansiedlung sehen. Aber ein riesiger Schatten lenkte ihre Aufmerksamkeit ab. Auch erkannte Faendal durch das leichte Aufleuchten ihrer Schwerter, die er nur zu gut kannte, das etwas nicht stimmte. Das etwas dabei war, ihre Weiterreise zu erschweren.

Der Waldelf ahnte, das es sich nur um einen Drachen handeln konnte. Damit hatte er schon seit Flusswald gerechnet. Er wusste, wenn er mit dem Drachenblut reisen würde, eine Begegnung mit diesen mystischen Wesen, mit absoluter Sicherheit geschehen würde. Also steig er ganz ruhig ab, nahm seinen Bogen in die Hand und legte gelassen einen Pfeil auf.

„Na komm schon, Bestie! Zeig mir nur ein Ziel, nur eine kleine Schwachstelle, um Dir diesen Pfeil dorthin zu jagen!“ er brachte mit einer Gestik sein Pferd dazu, einen respektablen, sicheren Abstand zu suchen.

„Dich scheint wohl nichts aus der Fassung zu bringen, außer Untote!“ auch Samara war von ihrer Stute „Frost“ abgestiegen. Auch ihr Pferd brachte sich in Sicherheit, im dem sie dem anderen Ross folgte und dort stehen blieb.

„Da geht es mir wie deinem Kematu! Auch ich stelle mich dem Leben. Wenn man das tötet, dann bleibt es auch tot. Das weiß man eben bei Untoten nie! Also kann ein Drache getötet werden und hat keine unsterbliche Seele! Auch wenn es nun mein erster Kampf mit solch einer Bestie sein sollte. Aber Angst? Kenne ich dabei nicht!“

„Na wenn das so ist, dann schaffen wir uns diesen Drachen vom Hals, damit wir weiter reiten können. Während Samara das sagte, zog sie ihre Schwerter und rannte auf eine freie Fläche, etwas unterhalb der Spitze des Hügels. Faendal blieb im Schutz der Bäume in Deckung. Als Bogenschütze konnte er besser von oben auf die Bestie schießen und somit dem Drachenblut den Rücken freihalten, ohne gleich entdeckt zu werden.

Der Feuerdrache ließ auch nicht lange auf sich warten. Von oben sendete er einen heißen Gruß auf die Frau hernieder. Dessen Gruß aber die Kriegerin ungeniert ablehnte, in dem sie zur Seite sprang und etwas den Hügel hinunter rollte.Sie rappelte sich wieder auf, rannte wieder auf ihre alte Position zurück. Sie musste aber dabei das Feuer des brennenden Gestrüpps umgehen. Sie blieb dann stehen und schrie den Drachen an:

„Na komm schon runter, Du Mistvieh! Ich warte auf Dich! Komm schon! Von Oben wirst Du mich nie fangen können!“ Der Drache hatte sie verstanden, als er sie von oben herab anschrie. Dann ging er in die Sturzflug über und landete kurz vor ihr auf den Boden. Samara wurde von der Druckwelle, die der Drache bei der Landung erzeugte, leicht zurück gedrängt. Unbeeindruckt davon ging sie zum Angriff über. Dabei drehte sie das Monster so, das sein riesiger Kopf in Richtung Faendal zeigte. Darauf hatte der geübte Schütze nur gewartet. Er nahm den einen Pfeil von der Sehne, nahm einen zweiten aus seinem Köcher und legte nun beide Pfeile auf den Schädels des Drachens an.

Er zielte sehr genau und ließ sich Zeit dabei. Doch plötzlich lösten sich die Finger von der Sehne und die todbringenden Geschosse zogen ihre Spur in Richtung des Drachens.

Es war ein perfekter Schuss. Noch bevor die Bestie wieder seinen Rachen öffnen konnte, um den Drachenblut seinen feurigen Atem entgegen zu schleudern, schlugen die Pfeile in seinen Augen ein.

Von der plötzlichen Finsternis eingehüllt, fing er an wild um sich zu drehen und mit seinen Flügeln nach irgendetwas zu schlagen, nur nicht nach Samara. Sie musste sich nur vor seinem Schwanz in Acht nehmen, der ebenfalls wie ein gefällter Baum versuchte, irgendein Ziel unangespitzt in den Boden zu rammen. Doch dann man nahm die Kriegerin diesen Körperteil zu Hilfe, um in richtigen Moment auf den Rücken des riesigen Monsters zu gelangen. Am Hals angelangt, war es nun ein Leichtes, die „Drachentöter“ in seine Schwachstelle zu rammen. Noch bevor der Drachenkopf den Boden berührte, sprang sie herunter und rollte sich geschickt ab. Die Feuerbestie hauchte ihren letzten Atemzug, mit einer nach Schwefel stinkenden Wolke aus und verendete.

Sie winkte Faendal zu, als Zeichen, das alles in Ordnung sei.

Samara ging langsam die Straße hinauf, verstaute wieder ihre Schwerter und kam auf ihren Freund zu. „Vortrefflicher Schuss, Faendal! Du scheinst Dein Handwerk immer noch sehr gut zu verstehen. Zwei Pfeile auf zwei Augen eines Drachen zu feuern, das kann nicht jeder! Respekt!“ anerkennend klopfte sie freundschaftlich auf seine Schulter.

„Habe ich doch gesagt, gebe mir ein vernünftiges Ziel und ich mach das Beste daraus. Und das hast Du gemacht, in dem Du ihn zu mir drehtest. Ohne dem, wäre dieser Schuss unmöglich gewesen. Also trugst Du den Hauptanteil dazu bei!“ versuchte Faendal seine Aktion zu verunglimpfen.

„Nur keine falsche Bescheidenheit, mein Freund! Das ist keine Eigenschaft Eurer Rasse! Der Schuss war einfach nur Klasse und perfekt! Lass uns in der Taverne „Frostfrucht“ etwas essen und trinken. Das haben wir uns jetzt verdient!“ Schon war sie wieder auf „Frost“ aufgestiegen und ritt langsam gen Rorikstatt. Faendal machte es ihr nach und folgte ihr.


Nach zwei Tagen erreichten sie die Grabstätte, die man als Ustengrav kannte. Je näher beide Reiter dem Grab kamen, um so mehr sträubten sich Faendal`s Nackenhaare. Aber er war bereit, Samara dahin hinein zu folgen. Als man sich einen davor befindlichen Lager näherten, wurden sie auch sofort von Banditen und zwei Totenbeschwörern angegriffen.

„Verfluchte Leichenfledderer! Hier nimmt diese Gabe von mir!“ Im vollen Ritt schoss er auf die Totenbeschwörer und streckte sie kurzerhand nieder, bevor sie ihre schwarze Magie aussprechen konnten. Auch Samara ließ sich nicht lumpen und sprang von ihrem Pferd herunter und durchstieß im Fallen einen der Banditen. Als der andere Grabräuber erkannte, das er nun allein war, wollte er fliehen, aber ein weiterer Pfeil, ließ ihn hart auf das Gesicht stürzen. Aber er spürte den Aufschlag nicht mehr. Nur die Spitze des Pfeils brach ab, als er auf den gefrorenen Waldboden aufkam und der Rest des Pfeiles, wieder in den Kopf des toten Banditen wanderte.

„Na, das nenne ich mal eine erwartete Begrüßung eines ungebetenen Besuches unsererseits. Ich hasse diese Schmutzfinger, die nicht wissen, wo man seine dreckigen Finger lassen sollte!“ Faendal sprang von seinem Ross runter und spuckte verächtlich auf den Boden.

„Bin ganz Deiner Meinung! Nur werden diese vier keine Chance mehr haben, weitere Tote in ihrer Ruhe zu stören. Sondern haben sich nun dazu gesellt!“ Auch an Samara war pure Verachtung und Missbilligung zu erkennen.


Man betrat vorsichtig die Grabstätte von Ustengrav. Beim Abstieg auf den breiten Stufen in die Düsterheit eines antiken Tempels, trafen sie auf Magier und Beschwörer, sie sich an den Überresten eines vereitelten Banditenangriffs gütlich taten.

„Was machen wir? Vorbei Schleichen oder mit ihnen kämpfen?“ fragte Faendal leise Samara, als sie gemeinsam die schreckliche Szenerie betrachteten.

„Habe keine Lust mich ständig schleichend durch die Unterwelt durch zu schlagen. Und das hier muss endlich ein Ende haben! Also bin ich für Kampf! Sollen diese Untiere doch sehen, wer sich mit ihnen anlegt!“ noch wurden sie nicht entdeckt, auch wenn die Stimme der Kriegerin immer lauter wurde und sich in einen angriffslustigen Schrei bündelte. Sie stürmte vor. Die Gegner waren so etwas dabei überrascht worden, das sie nicht wussten, welch eine Urgewalt über sie herein brach.

So hatten keine Chance zu einer Reaktion, als Samara durch sie hindurch wirbelte. Faendal hatte Schwierigkeiten seine Feinde ins Visier zu nehmen, das das Drachenblut ständig vor den Bogen lief. Aber war auch nicht nötig gewesen. Die Tiere in Menschengestalt wurden schnell ein Opfer der scharfen Klingen von Samara`s Schwertern.

Es war ein regelrechtes Labyrinth von riesigen Höhlen und Gängen, durch die sich beide Freunde durchkämpfen mussten. Mehrere Schlossrätsel galt es zu lösen, um verschlossene Geheimtüren zu öffnen. Auch die unangenehmen und äußerst gefährlichen Frostbisspinnen hatten hier ihr Zuhause gefunden. Die zu töten, überließ Samara dem geübten Bogenschützen. Sie war froh, nicht in deren Nähe zu müssen. Aber auch Draugr und Skelette stellten sich ihnen in den Weg, welche dann Samara tötete, bevor Faendal einen regelrechten Schüttelfrost bekam.


Man erreichte einen Höhlenbereich mit einem unnatürlich blauem Licht, welches einen bestimmten Bereich ausleuchtete. Man erkannte drei Steine, in regelmäßigen Abstand stehend, vor einer unweit mit Stahlsperren verschlossenen Gang. Je näher das Drachenblut den Steinen kam, fing der Erste in einem hellblauen Licht an zu pulsieren und einige Sperre im Gang versanken im Boden. Samara ging wieder ein paar Schritte zurück und sofort verlöschte das Licht und die Sperre gingen wieder in die alte Position zurück. Das Drachenblut verstand den Mechanismus der Steine. Sie näherte sich dem ersten Stein und das selbe Ereignis vollzog sich im Gang. Sie wollte zum zweiten Stein gehen, um den Gang weiter frei zumachen. Doch bevor sie ihn erreichte, ging das helle Licht des ersten Steines wieder aus. Das Drachenblut begann zu grübeln. Aber Faendal merkte sofort, um was es sich dabei handelte. „Du musst von Stein zu Stein rennen und dann weiter den Gang entlang. Ich denke, das dann am anderen Ende ein Mechanismus sich befindet, der dauerhaft den Gang freimacht. Aber Du musst schnell da durch!“

Samara versuchte es also nochmal. Sie rannte los, an jedem Stein vorbei, der Gang wurde frei, aber bevor sie den Anfang des Ganges erreichte, prallte sie mit den ersten Sperren zusammen.

Sich den Kopf reibend, fing zu an zu fluchen. „Das wird eine gewaltige Beule!“ sagte sie nur mürrisch.

„Dann warste wohl noch zu langsam! Und auch ich wäre nicht so schnell, um da durch zu sprinten!“ gab Faendal zu.

„SPRINTEN! Du bringst mich auf eine Idee. Ich habe doch bei den Graubärten einen Wirbelsprint-Schrei gelernt. Der musste doch vollkommen ausreichen, um diese Nuss zu knacken!“ unbewusst schlug sie mit ihrer Handinnenfläche auf die Stirn, als sie dann wieder schmerzvoll aufschrie: „Verdammt meine Beule!“

Während der Schmerz langsam abklang, hörte Samara einen ihr bekannte Kanon. Die selben tiefen Stimmen, als sie sich schon mehreren Drachenmauern näherte und darauf hin ein weiteres Wort der Drachen lernte. Sie blickte sich um und sah schemenhaft die Umrisse solch einer Mauer. Sie näherte sich ihr und schon wurde der Gesang lauter. Als sie einen bestimmten Punkt erreichte, umschlossen die von ihr kommenden Strahlen die Frau und sie nahm damit das nächste Wort der Drachensprache in sich auf.

Dann nahm das Drachenblut all ihre Kraft zusammen, ging noch einmal zum Ausgangspunkt des ersten Steins, rannte los und als sie den letzten Stein erreichte, der Gang immer noch frei war, stieß sie im richtigen Moment den Sprint-Schrei aus und war durch. Faendal hatte Recht. Der Mechanismus, der den Gang vollkommen und dauerhaft freilegte, war dort vorhanden. Während sie ihn betätigte, rief sie zu Faendal: „War doch einfach, wenn man den Schrei einmal beherrscht!“

Nun war auch für ihren Begleiter der Weg frei.


Weit konnte das Ziel nicht mehr sein. Aber bevor man ihn erreicht, betraten sie eine riesige Höhle voller Spinnweben und mehreren Bewegungen. „Verdammt das ist ein Nest einer König. Ich hasse diese riesigen Achtbeiner! Aber Faendal ich sehe da was!“

„Was denn?“

„Schau mal auf die Decke! Siehst Du die Ölleuchter? Und die öligen Flächen auf den Boden? Fackeln wir doch die Mistviecher einfach ab! Dann sparen wir uns einen Kampf mit diesen giftigen Biestern!“

„Sehr gute Idee!“ gesagt getan, ohne lang zu Fackeln holte Faendal eine Öllampe nach der anderen herunter. Diese zerbarsten laut hörbar auf den Boden und das brennende Öl vollbrachte seine alles vernichtende Arbeit. Keine einzige Spinne hatte eine Chance, dem Feuer zu entfliehen. Das tödliche Feuer vernichtete alle Arachniden. Keine blieb übrig. Nach dem das Feuer das Öl verzerrt hatte, ging es aus. Übrig blieb nur noch eine schwarze Dunkelheit und ein stinkender Geruch unnatürlichen Fleisches.

Samara machte eine Fackel an und betrat die Finsternis der Höhle. Man konnte erkennen, dass das Feuer eine Tür freigelegt hatte, welche von der dichten Spinnenseide nicht zu sehen war.

Samara winkte Faendal zu sich und gemeinsam betraten sie den nächsten Raum.

Man war endlich in der Grabkammer von Jürgen Windrufer angelangt. Langsam näherten sich beide dem Sarkophag des besagten Gründers des Kultes der Graubärte. Sie hoben die Steinplatte des Grabes hoch und legten diese beiseite. Doch...

kein Horn war zu sehen, nicht war im Sarkophag außer paar alte Gebeine und Knochen.

„Das kann doch nicht wahr sein! Geht in letzter Zeit auch alles schief? Wenn man da nicht den Verstand verliert, wann dann?!“ schrie Samara die Grabstätte an.

„Hier ist ein zusammengefalteter Zettel! Sieht aus wie eine Notiz! Und nach dem Papier zu urteilen ist es noch verhältnismäßig neu. Das muss erst vor Kurzem hier abgelegt worden sein!“ er antwortete zwar nicht auf ihre Frage, aber diese Entdeckung überrachte ihn sehr. Faendal übergab die Notiz dem Drachenblut.

Was Samara dann zu lesen bekam, war wie ein schlechter Scherz für sie.

...


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