In Drachenblut geschmiedet


Kapitel 30 - Wissen ist Macht -



Samara stand am Bug des Schiffes. Die starke Brise wehte ihre Tränen weg. Stenvar lag bewusstlos in der Kajüte des Kapitäns. Es war wahrlich ein Wunder, das er noch am Leben war. Samara war ob dieses Wissens sehr glücklich.

Sie würdigte der immer kleiner werdenden Insel in ihrem Rücken keines Blickes mehr.

...

„Solstheim! Nein, ich werde nie wieder diese Insel betreten!“

...

Anders als bei Frea. Sie hatte den Kampf nicht überlebt. Miraak`s Drachen, die dass Dorf der Skaal angriffen, hatten ihn schwer verletzt. Aber er wollte nicht auf diesem Eiland so zurückgelassen werden. Wenn er schon nach Sovngarde gehen sollte, dann wenigstens von seiner Heimat Windhelm aus. Wieder einmal erlebte das Drachenblut auch die sanfte Seite der Drachen. Sahrotaar, obwohl auch selber schwer mitgenommen, brachte uns in die Nähe des Schiffes, wo er dann sterbend zusammenbrach. Den Rest übernahm die äußerst erstaunte Crew des Einmasters. Vorsichtig trug man den Schwerverletzten in die Kapitänskoje. Samara versorgte behutsam seine Wunden mit der Spezial-Mixtur, welche sie von Anise bekommen hatte. Auch die wundertätige Salbe des Drachenblutes kam zum Einsatz. Sie wusste innerlich, dass dieser Krieger wieder auf die Beine kommen würde. Er würde mit Sicherheit noch weitere ruhmreiche Schlachten mit seiner geliebten Heddvi schlagen dürfen. Die Zeit seinen Urahnen zu begegnen ist noch nicht gekommen.

...

Die zwei Monate auf dieser Insel waren voll gespickt mit Gefahren, unsäglichen Kämpfen, voller unbeschreiblicher Mysterien, welche schwer zu erklären waren, wenn man es nicht selbst miterlebt hatte. Auch das Leben der Einwohner von Solstheim war erfüllt mit magisch düsterer Knechtschaft, welche von Miraak heraufbeschworen wurde. Diese Menschen würden lange brauchen, sich davon zu erholen. Oder auch nicht.

Sie empfand schmerzliches Mitleid mit den Bewohnern dieser rauen Inselwelt. Dieses Leben wünschte das Drachenblut keiner Seele.

Der Ruf ihres Herzens, sich des Drachenkultes anzunehmen, war die schwerste Aufgabe, die sich Samara bis dato gestellt hatte. Die Gratwanderung zwischen Leben und Tod wurde schmerzlich in ihr Herz gebrannt und wieder einmal wurde ihr voll bewusst, welches Schicksal sie zu tragen hatte.

Sie schaute auf das Wasser, welches durch die Spitze des Schiffes gespalten wurde. Die Gischt benetzte ihr Gesicht. Ihre Erinnerungen kamen wie in einem Spiegel sichtbar zurück.

...

Solstheim!

Angefangen hatte es, als Stenvar und Samara die Insel betraten und von einem unwirschen Dunmer namens Adril empfangen wurden. Er schien eine hochgestellte Persönlichkeit von Rabenfels zu sein. Die Nachfragen nach Miraak wurden von ihm nur spärlich beantwortet. Der Mann schickte sie zum Erdstein, dessen grünes Leuchten beide schon bei der Ankunft von der See aus gesehen hatten.Dort angekommen trafen beide Krieger auf Neloth, der ihnen etwas über Miraak erzählte.Während der Zeit, als Drachen über die Sterblichen regierten, diente Miraak als Drachenpriester auf der Insel Solstheim. Noch vor seinem Tod wandte er sich gegen seine Drachen-Meister. Mithilfe seiner Macht konnte er die Seelen der Drachen verschlingen, damit er ihre Macht und Stärke bekam. Ungefähr in der selben Zeit kam er in den Dienst von Hermaeus Mora, dem Daedra-Prinzen für Wissen und Schicksal, welcher ihm eine große Macht schenkte. Er wurde später aufgrund seines Verrats von den Drachen auf Solstheim in seinem Tempel aufgesucht und getötet. Nach seinem Tod lebte er auf Apocrypha, dem Reich Hermaeus Moras, bis die Zeit für seine Rückkehr gekommen war. Seitdem wurde er als das einzig wahre Drachenblut verehrt. Daraus entstand der mörderische Drachenkult.Mehr konnte er ihnen nicht sagen und wies sie an, zum Tempel von Miraak zu gehen. Dort würden sie mit Sicherheit mehr erfahren.Das komische Verhalten der paar Menschen um den Erdstein war schon ein äußerst beklemmendes Erscheinungsbild. Als ob sie von einer unsichtbaren Hand geleitet wurden, arbeiteten diese mit bedrückendem Murmeln von irgendwelchen Sätzen und teilnahmsloser Gelassenheit. Als Samara danach fragte, drehte sich Neloth um und ließ beide in Ungewissheit stehen. Er reihte sich ebenfalls zwischen die Arbeiter ein, als ob die eben geführte Unterhaltung nur ein kurzer Augenblick wachen Verstandes gewesen war.Das Drachenblut schüttelte den Kopf und ging Richtung Rabenfels. Stenvar folgte ihr mit fast gleicher Unfassbarkeit. Es ist Abend geworden. Also wollte man sich ein Zimmer mieten und nur noch ausruhen.


Doch am nächsten Morgen stand Samara an dem Felsen und hämmerte auf den Stein ein. Als sie sich dessen endlich bewusst wurde, ließ sie das Werkzeug fallen. Auch Stenvar kam angerannt, und schaute sie ungläubig an, was sie hier machte. Vor allem wie sie hierher kam. Das Drachenblut hatte keine Antwort darauf und verließ schnell das unheimliche Gesteinsgebilde. Das war ihre erste Begegnung mit dem düsteren Mysterium, welches auf dieser Insel lastete wie ein schwerer Teppich.Auf den Weg zum Tempel von Miraak geschah die erste Begegnung mit diesem Drachenpriester. Ein Drache stürzte sich auf die beiden Krieger. Als der schwere Kampf vorbei war, erschien dieser Mann und stahl die Drachenseele vom der erlegten Bestie. Stenvar stürzte sich mit gezogenem Schwert auf ihn aber schlug nur ein Luftloch. Das sarkastisches Lachen von Miraak hallte noch die Berge herunter, als er schon längst wieder verschwunden war. Samara konnte aber trotzdem in seinen Augen erkennen, dass dieser Gegner ihr noch einige unangenehme Schwierigkeiten bereiten würde.Als sie den uralten Tempel erreichten, hörten sie Kampfgeräusche. Eine Nordmaid war von Kultisten umringt. Wenn keiner ihr helfen würde, wäre ihr Schicksal besiegelt. Sie wehrte sich mit aller Kraft und Entschlossenheit. Man merkte deutlich, dass sie das Wort „Aufgeben“ nicht kannte. Und die Hilfe wurde ihr gewährt. Stenvar und Samara stürzten sich auf die nahe gelegenen Gegner. Die Kultisten kämpften bis zu ihrem Ende. Keiner machte Anstalten zu fliehen. Im Namen Miraak wählten sie lieber den Tod, als aufzugeben. Wieder war die Macht des Drachenpriesters extrem zu erkennen. Seine Anhänger waren ihm vollkommen verfallen.Nach dem Kampf bedankte sich die nordische Kriegerin für die unerwartete Hilfe. Sie hieß Frea und war wie Samara eine begnadete Schwertkämpferin. Als die junge Frau erfuhr, warum ihre Helfer hierher gekommen waren, schloss sie sich ihnen kurzerhand an. Dem Drachenblut kam diese Unterstützung mehr als recht, denn diese Maid kannte sich auf der Insel bestens aus.Im weiteren Verlauf im Heiligtums des Tempels stieß die Gruppe auf ihnen bekannte Gegner. Die Draugr und Todesfürsten sind Bewies dafür, dass diese untoten Seelen in Tamriel allgegenwärtig sind. Aber auch vereinzelte Kultisten versuchten das Vordringen in das Allerheiligste zu verhindern. Viele gefahrvollen Fallen galt es zu umgehen. Aber auch mehrere Rätsel verursachten dem Drachenblut einige Probleme.


Vor allem ein Buch, was sich später als eins der sieben „schwarzen Bücher“ herausstellte, brachte Samara in eine andere Dimension. Zum ersten Mal begegnete sie den Daedraprinz Hermaeus Moras. Im Gespräch mit ihm erkannte die Frau schon im Ansatz, welches Spiel dieser Gott mit Miraak durchführte. Ihr offenbarte er ein unvorstellbares Wissen, wenn sie es schaffen würde alle „schwarzen Bücher“ zu finden. Was dem Drachenpriester nicht gelang. Mehr sagte er Samara nicht, und sie war wieder in der realen Welt. Frea und Stenvar versuchten zu erfahren, was gerade eben passierte. Das Drachenblut erzählte ihnen von den schwarzen Büchern und von der Offenbarung des Daedras. Die Nordmaid wusste wovon die Frau sprach und schlug vor, dass Samara mit Storn Fels-Schreiter sprechen sollte. Er kannte sich besser mit dem Mysterium um diese Bücher aus. Er lebte in einem Dorf der Skaal. Die Skaal sind ein Stamm von Nords, welcher im nördlichen Teil Solstheims zu finden waren. Sie glauben an den All-Schöpfer. Sie meinen, dieser hat alles erschaffen. Stirbt man, kehrt man zum All-Schöpfer zurück. Außerdem sind sie die einzigen, die wissen, wie man Stalhrim schmiedet. Daraus folgten viele Wege des Wissens, die Suche nach den schwarzen Büchern, weitere Begegnungen mit dem Daedra. Viel wichtiger dabei war die Befreiung der Bewohner von Solstheim von der magischen Knechtschaft durch Miraak. Auch dass wieder einmal die Thalmor ihr Unwesen trieben und den Schmied der Skaal entführten, um an seine Geheimnisse in Bezug des „magischen Eises“ , des Stalhrims, heranzukommen.

Seine schnelle Befreiung war eine der leichtesten Aufgaben, die man dem Drachenblut auftrug. Auch wenn Solstheim ziemlich klein zu sein schien, verbarg diese Insel viele geheimnisvolle Orte, seltene Bewohner und auch extrem gefährliche Wesen. Zu den seltenen Einwohnern gehörten kleine, koboldartige Geschöpfe, Rieklinge genannt. Normalerweise sind sie ein harmloses Volk. Sie leben von der Jagd, sind stets auf der Suche nach Glitzersachen oder sammeln alles auf, was in ihre Finger kommt. Weiterhin beten sie Götzen an.Die wilden Artgenossen brachten die drei Helden in einige Schwierigkeiten. Vor allem ihr Umgang mit Speeren war bemerkenswert. Solche Waffen kannte man eben nicht. Für Stenvar und Samara waren es mehr überdimensionale Pfeile. Auch nutzten diese wilden kleine Wesen viele Gegenstände, wie Fässer oder Kisten, woraus sie dann unerwartet angriffen. Seitdem schaute ihr Begleiter aus Windhelm mit vorsichtigen Gehabe und gezogener Waffe in jedes Fass und in jede offene Kiste. Aber auch Drachen waren auf dieser Insel keine Seltenheit. Nur sahen diese anders aus, als ihre Artgenossen aus Himmelsrand. Sie ähnelten mehr riesigen geflügelten Würmern. Aber in Bezug auf Gefährlichkeit und unbändige Kraft waren sie ihren Brüdern aus Himmelsrand ebenbürtig. Die abscheulichsten Gegner waren unter anderem die Aschenbrut und die Schleicher. Untote aus Vulkanasche geformt ließen ihre feurige Wut an den Helden aus, wenn man auf sie traf. Die Schleicher wurden aus einer anderen Dimension geschickt und gehörten zu den Daedra. Es war stets besser gewesen, sie aus der Ferne zu bekämpfen. Für Nahkämpfer wie Stenvar waren diese Gegner gefährlich. Das erste Mal glaubte er, dass sein Gehirn brannte. Ab da überließ er es Samaras Bogen, sich um diese Bestien zu kümmern.


Nachdem man die Suche nach den schwarzen Büchern beendet hatte, stand man vor dem Showdown mit Miraak. Als Samara das letzte Buch las, wieder in einer anderen Dimension landend, schlug Hermaeus Moras ihr einen Handel vor. Das Wissen, wie man Miraak besiegt für das Leben von Storn. Samara wollte nicht auf diesen abscheulichen Handel eingehen.

Aber Storn nahm ihr diese Bürde ab, in der Hoffnung, dass sie Solstheim von dem Drachenpriester befreit und ihn endgültig in die Hölle schickt. Er las das Buch und der Daedragott erschien. Er hatte was er wollte und nahm den Geist des alten Mannes in sich auf. Im Gegenzug, trotz ihrer Weigerung, erhielt Samara das letzte Wort um Miraak herauszufordern. Sie kannte nun den gesamten Umfang des falschen Spiels des Gottes. Nur um an Wissen heranzukommen, tötet dieser Daedra jede Seele, die er dafür geschaffen hielt. So auch Miraak, nur um sein Wissen aufzusaugen. Das würde Hermaeus Moras vollkommen machen.Wissen ist Macht. Diese Floskel hatte das Drachenblut wieder einmal selbst erleben müssen.

„Es tut mir so leid Frea! Ich weiß nicht was ich sagen soll! Hätte ich geahnt, was dieser Mistkerl von einem Daedra im Schilde führt, wäre es nie soweit gekommen!“ Samara blickte traurig zu der jungen Maid.

„Tue es nicht Samara! Gib jetzt nicht auf! Storn hatte gewusst, dass es so kommen würde. In seiner Meditation hatte er sich so sehr mit Hermaeus und dem Wissen der schwarzen Bücher beschäftigt, dass es zu seinem Schicksal wurde. Dass es ihn das Leben kosten würde, wenn es soweit war. Er sagte mir schon damals, dass jemand kommen würde, der hinter das Geheimnis um dieses Wissen kommen würde. Dass Derjenige ihm dazu verhelfen würde, das Ganze zu verstehen!“ Frea sank auf die Knie und schloss Storns Augen.

„Zu viel zu wissen ist es nicht wert dafür zu sterben! Man hat nur ein Leben! Nicht wie die Götter, die unsterblich sind. Aber das war ihm egal! Also! Was wirst Du jetzt tun, Drachenblut!“

„Was ich tun werde? Ich werde mich an seinem Zögling Miraak rächen! Ich werde das Herz des Drachenpriesters aus seinem toten Körper reißen und dem Deadra zum Fraß reichen! Das werde ich tun!“„Aber Du weißt, dass Du da allein reingehen musst! Wir können Dich in diese Dimension nicht begleiten!“

„Das habe ich mir schon gedacht! So sei es! Pass mir auf Stenvar auf, dass er ja keinen Unsinn macht!“

„Achtung! Zwei Drachen!!!“ Stenvar schrie die Warnung regelrecht heraus.

„Das kann nur das Werk Miraaks sein! Er will verhindern dass Du zu ihm gehst!“ Frea zog ihr Schwert und machte sich kampfbereit.

Auch Samara war bereit sich den beiden Drachen zu stellen, doch Stenvar ist dagegen.

„Du nicht, werte Freundin! Du hast eine weit höhere Aufgabe. Töte das Schwein und schieb ihn in den Hintern des Daedragottes! Wir halten diese Drachen schon auf. Im Dorf sind genug Kämpfer! Also los! Geh schon! Wir kommen schon zurecht!“

Das Drachenblut nahm das Buch von Storns Leichnam und schlug die Seite der Wachträume auf. Mit einem lauten Aufschrei stürzt sich währenddessen Stenvar auf den erstbesten landenden Drachen. Frea folgte ihm. Der Krieger wurde mit einem Feuersturm begrüßt. Noch bevor der feurige Atem Samara erreichte, war sie schon in der anderen Dimension.

In der anderen Welt, dem Reich Hermaeus Moras, stand ich da und war unschlüssig. Meine Gedanken kreisten um Stenvar und Frea, die für mich in den ungleichen Kampf gegen zwei Drachen gegangen sind. Wieder einmal lag es an mir, dem Ganzen ein gutes Ende zu bereiten. Nur ahnte ich noch nicht, welch ein schwerer Weg es wurde. Also zog ich meine Schwerter und ging vorwärts. Es waren mehrere Bereiche, durch die ich mich kämpfen musste. In jedem fand ich weitere mysteriöse Bücher. Ich wusste da noch nicht, welche Bedeutung sie hatten, aber ahnte, dass sie wichtig waren und packte sie ein. Mehrere Schleicher, aus den Boden wachsende Tentakel und mysteriöse magische Wesen, Sucher genannt, konnten mich nicht aufhalten. Ich streckte sie alle nieder. Miraak sollte einen Vorgeschmack bekommen, was ihm blühte. Ich spürte ihn. Wusste, dass er mich beobachtete. Sollte er ruhig. Sollte sehen, wer das wahre Drachenblut ist. Plötzlich war der Weg nach oben zu Ende. Keine Tür war zu sehen, nur verschiedene Buchständer mit irgendwelchen Zeichen darauf. Ich schaute mir die Bücher noch einmal an. Las in ihnen und verstand die Bedeutung. Meine Ahnung um die Wichtigkeit dieser Bücher war gerechtfertigt. Ich legte sie auf ihren bestimmten Platz.In der Mitte tauchte plötzlich ein weiteres Buch auf. Ich las es und fand mich auf dem Gipfel dieser Welt wieder. Aber ohne Miraak.

„Wo steckst Du verdammter Drachenpriester? Ich bin hier! Na komm schon oder hast du Angst vor einer Frau!“ Nichts geschah. Doch plötzlich hörte ich den mir gut bekannten Flügelschlag eines Drachen. Es war ein Schlangendrache, der sich auf mich stürzte.

„Erbärmlicher Mistkerl! Ist das alles, was Du kannst? Andere vorschicken, die deine Drecksarbeit verrichten?“

Ich hätte gegen den Drachen kämpfen und ihn töten können. Aber irgendwie war er die beste Gelegenheit, an Miraak heranzukommen. Warum sollte ich nicht den Spieß umdrehen und Sahrotaar zu meinen Werkzeug machen. Also verwendete ich das neue Wissen „Willen beugen!“ Es klappte auf Anhieb und der Drache war plötzlich handzahm.

„Ich weiß zwar nicht, wie Ihr es geschafft habt, Mensch! Aber ich bin nun Euer Diener und Gefährte! Kann es nicht glauben, dass es noch Jemanden gibt, der diese Macht beherrscht. Aber sei es, wie es sei! Ihr scheint noch mächtiger zu sein, als mein alter Herr Miraak! Ich werde Euch zu ihm bringen und wenn es sein muss auch gegen ihn kämpfen! An Eurer Seite! Also steigt auf und haltet Euch gut fest. Das wird ein harter Flug!“

In mir stieg eine gewisse Häme auf. Ich hatte es geschafft, einen Teil der Macht von Miraak zu brechen. Meine Freunde in der realen Welt konnten mich nicht begleiten. Aber hier fand ich einen noch stärkeren Begleiter. Einen Drachen! Der sogar bereit war mit mir zu kämpfen. Also stieg ich auf, und zusammen flogen wir zur Apocrypha.Dort angekommen und nachdem ich wieder vom Drachen herunter gestiegen war, tauchte plötzlich Miraak auf und trat in die Mitte des hohen Tempels.

„Nicht schlecht Samara Rhano oder soll ich lieber Drachenblut sagen. So nennt man Euch doch oder nicht!“

Ich konnte den Sarkasmus und die Ironie in seinen Worten spüren.

„Und Du Volltrottel von einem Drachen, lässt dich von einer Frau um den Finger wickeln! Auch egal! Habe genug Deinesgleichen, die mir treuer sind und die sich gern an Dir laben möchten. Das ist das, was Du verdient hast!“

Sahrotaar fauchte ihn an.

„Aber andererseits würde ich Euch, Samara, gern an meiner Seite haben. Ihr wärt das perfekte Werkzeug für meine unterwürfigen Diener des Drachenkultes. Ach verdammt, hätte ich ja fast vergessen! Ihr habt sie ja alle getötet. Zu dumm! Nun habe ich keinen mehr, der mich anbetet, als das einzig wahre Drachenblut!“ Höhnisches Lachen kam über seine Lippen.

„Haltet endlich Euer dreckiges Maul, Drachenpriester! Ich habe Eure Spielchen endgültig satt! Ein für allemal endet das hier und jetzt! Ihr habt genug Menschen gequält, versklavt oder getötet! Stellt Euch zum Kampf! Jetzt!“ Ich zog meine Schwerter und rannte auf ihn zu.


Ein Drachenschrei verließ Miraak`s Kehle und schleuderte mich zurück. Dann glühte es in seinen Händen und ein Sturm voller Feuerbälle schoss auf mich zu. Mein neuer Begleiter stellte sich zwischen mich und die anfliegenden Geschosse glühenden Magmas. Ein Blizzard kam aus seinem Maul, die Feuerbälle wurden plötzlich schwarz, verharrten sekundenlang in der Luft und fielen auseinanderberstend zu Boden. Dann drehte sich der Körper des Drachen. Ich musste mich ducken, damit mich der riesige Schwanz des Drachen nicht traf. Dafür schlug der Körperteil des Bestie hart bei Miraak ein, sodass er es diesmal war, der zu Boden geschleudert wurde. Der Treffer war hart und hatte ihn schwer mitgenommen.Er stand auf, taumelte zur Mitte und um den Drachenpriester entstand eine undurchdringbare magische Barriere. Ich wusste zuerst nicht, was das zu bedeuten hatte. Er stand einfach da, als ob er sich ausruhen wollte. Aber meine Aufmerksamkeit wurde von weiteren Flügelschlägen abgelenkt. Ein Drache tauchte auf.

„Das habe ich geahnt! Wenn Miraak zu schwach ist, schickt er seine Drachen. Er weiß, dass sie nicht stark genug gegen Euch sind. Aber er braucht ihre Seelen, um wieder zu Kräften zu kommen. Aber sei trotzdem vorsichtig. Diese Drachen sind nicht ohne!“

Nun verstand ich Miraak`s Taktik und Art, seine Kämpfe stets zu seinen Gunsten zu drehen. So manch ein Gegner war ihm unterlegen, weil dieser keine Möglichkeit hatte sich zu erholen. Ich war meinem neuen Partner dankbar für seine hilfreiche Erklärung. Nun wusste ich, was ich zu tun hatte.Also kämpfte ich gemeinsam mit Sahrotaar gegen den Drachen. Es war ein langer und zäher Kampf. So manch schwere Wunde musste mein Drache einstecken. Auch mich kostete es sehr viel Kraft. Aber mit vereinten Kräften konnten wir uns des Drachen entledigen. Wie Sahrotaar schon erklärt hatte, geschah es. Die Seele des Drachen war dabei, in Miraak einzutauchen. Geistesgegenwärtig stellte ich mich in den Seelenstrom und konnte selbst einen kleinen Teil aufnehmen.

„Verdammtes Miststück! Aber egal! Ich bin wieder voll meiner Kräfte! Du hast keine Chance Drachenblut! Ich bin der wahre Drachenmeister!“

Schrie Miraak mich an und stürzte sich auf mich mit heraufbeschworenen magischen Waffen. Aber er war ein schlechter Schwertkämpfer. Es war mir ein Leichtes seine Attacken zu parieren und selbst zur Gegenoffensive zu schreiten. Nach ein paar schweren Treffern meinerseits ging er wieder zur Mitte und das sein Spiel begann von vorn.Ich spürte, dass meine Kräfte nahe der Erschöpfung waren. Nur hatte ich keine Zeit mich zu erholen, weil wieder ein Drache erschienen. Meine letzte Kraftreserve ging mit diesen Drachen zur Neige. Schwer atmend fiel ich auf die Knie, währenddessen der verdammte Miraak die Drachenseele aufsaugte.

„Schon am Ende Drachenblut? Ich könnte das den ganzen Tag machen!“ Irres Lachen kam durch seine Maske.

„Hochmut kommt vor dem Fall!“ So leicht wollte ich mich nicht geschlagen geben. Ich holte tief Luft und bündelte meine letzten Kräfte zusammen und stellte mich ihn erneut. Wie viele Drachenschreie wir uns gegenseitig entgegenschleuderten, ich weiß es nicht mehr. Die letzten Schreie schleuderten uns voneinander weg. Schwer schlugen wir auf den Boden auf. Ich konnte nicht mehr aufstehen. Ich war am Ende. Verschwommen sah ich, wie Miraak versuchte aufzustehen. Er schaffte es. Langsam und wankend wollte er wieder zur Mitte schreiten.


Noch bevor er sie erreichte, tauchte plötzlich der Daedragott vor ihm auf. Er tötete Miraak, genauso wie er Storn umgebracht hatte. Dann war er wieder verschwunden. Wortlos, mit einer Stille, dass ich die Tropfen meines Schweißes auf den Boden fallen hörte, war alles vorbei.

„Was ist da eben geschehen? Wer war das?“ Sahrotaar, aus mehreren Wunden schwer blutend, setzte sich schwer neben mich.

„Das ist eine lange Geschichte! Nur habe ich keine Zeit, sie Dir jetzt zu erzählen. Meine Freunde brauchen meine Hilfe. Ich hoffe nur, dass sie nicht schon längst tot sind! Kannst Du diese Welt mit mir verlassen? Ich könnte Deine Hilfe gebrauchen! Um meiner Freunde Willen!“ Ich schaute ihn an.

„Nicht so wie Ihr! Ihr müsst wieder so zurückkehren, wie Euer Weg hierher begann. Aber ich werde da sein! Versprochen!“

Ich rappelte mich auf, ging zu Miraak und riss ihn seine Maske ab. Ich wollte sie Frea mitbringen, als Beweis dafür, dass der Drachenpriester nie mehr sein Unwesen in Solstheim treiben konnte.Dann öffnete ich wieder das Buch der Wachträume und war wieder im Dorf der Skaal.


Auch Sahrotaar war schon da. Er hatte sein Wort gehalten. Ich schaute mich um. Der Kampf schien beendet zu sein. Kein Drache zu sehen. Tote und Schwerverletzte lagen auf dem sandigen, blutdurchtränkten Boden. Ich schrie nach Frea und Stenvar. Ein Dorfbewohner kam zu mir.

„Frea hat den Kampf nicht überlebt. Wir haben sie und Storn zusammen schon begraben! Euer heldenhafter Freund ist schwer verletzt und liegt bewusstlos in meinem Haus. Er bat mich Euch auszurichten, falls er nicht bei Eurer Rückkehr wieder aufgewacht ist, dass ihr ihn zurück nach Windhelm bringen sollt. Wenn er schon sterben sollte, dann in seiner Heimat!“

Er senkte traurig sein Haupt. Samara starrte weinend die groteske Maske des Drachenpriesters an.

Dann blickte sie zu dem Drachen hin und sagte:„Kannst Du uns zum Schiff bringen. Also meine Freund und mich! Schaffst Du das?“ Sie ahnte, dass es schlecht um Sahrotaar stand.

„Ja das kann ich! Seht es als Dank für meine Freiheit an, die Ihr mir gewährt habt!“ Das Drachenblut nickte. Dann wandte sie sich dem Dorfbewohner zu.„Bitte holt Stenvar aus Eurem Haus, nachdem ihr mir das Grab gezeigt habt!“

Sie gingen hinter das Dorf zu einem kleinen Friedhof. Das frische breite Grab war deutlich zu sehen. Samara fiel auf die Knie. Während sie stumm die Erde durch ihre rechte Hand rieseln ließ, legte sie mit der anderen Hand die Maske auf das Grab. Dann stand sie wieder auf.Man hatte Stenvar aus dem Haus geholt. In der Mitte des Dorfplatzes stellte man die Trage ab. Das Drachenblut stieg auf Sahrotaar.Schwer erhob sich der riesige Körper in die Luft. Über ihrem Freund schwebend, ging er nach unten. Seine Vorderklauen schlossen sich sanft um den bewusstlosen Körper des Mannes. Dann stieg der Drache auf und flog in Richtung Rabenfels.

Samara schloss die Augen. Die starke Brise spielte mit ihrem Haar. Sie dachte zurück an Frea und Storn. Auch waren ihre Gedanken und Hoffnungen bei Stenvar.

Aber vor allem dachte sie an Kematu.

„Wie ist es ihm in der Zeit meiner Abwesenheit ergangen? Wie hat sein Vater den Tod seiner Liebsten verkraftet. Geht es den Beiden gut?“

Sie sehnte sich nach seinem Atem, seinen kräftigen Armen und Händen. Er war so stark und doch so sanft. Ein Mann, den eine Frau sich wünschte. Genau in solchen Zeiten sehnte sie sich nach einem Halt, der sie auffing, wenn sie zu fallen drohte.

Samara wusste nun, dass sie es ohne ihn nicht schaffen würde.

...

Das Drachenblut braucht ihn!


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