In Drachenblut geschmiedet


Kapitel 21 - Die Leiden eines verwirrt kleinen Geistes -


 

Der nächste Tag war ebenso erfüllt von angeregten Unterhaltungen, wie am Vortag. Samara wunderte sich. Bei dem gemeinsamen Mittagessen fragte sie, warum ihre Freundinnen immer noch zusammen, hier im Versteck verblieben waren.

„Warum seid Ihr nicht wieder zu Euren Familien, Freunden oder in Eure Heimat zurückgekehrt. Ich möchte nicht, das Ihr nur wegen mir hier bleibt!“ die Sorgen der Anführerin wurden schnell, wissend und fest aus ihr entrissen.

„Wir alle hier haben beschlossen, dein angefangenes Werk fortzusetzen. Hilfe zu leisten für die Leidtragenden und Unbeschützten. Wir sind uns der damit verbundenen Gefahren stets bewusst. Aber das nehmen wir gern in Kauf!“ fing Serana an zu erklären, warum alle noch hier waren.

„Durch Deine Freundschaft, Deine Art und Weise, wie Du mit Menschen umgehst, hat Uns zum Nachdenken gebracht. Du hast uns dazu geleitet, durch Deine Freundschaft, das es mehr gibt als nur Rache, Vergeltung, Leid, Kummer und sogar Krieg!...Wir wollen gemeinsam unseren Beitrag dazu leisten. Denen Hilfe und Unterstützung zukommen lassen, die es auch wirklich benötigen. Wir sind noch junge und starke Kriegerinnen! Noch ist nicht unsere Zeit gekommen, Gedanken um Familie, Kinder oder Ähnlichem zu machen. Wir können es schaffen! Aber nur wir zusammen! Nur unter dieser Voraussetzung sind wir noch hier!

Gut Uthgerd hat uns verlassen, aber das ist nicht schlimm. Im Gegenteil! Ihr gemeinsames Glück, das neue kleine Leben, hat uns nur noch mehr bestärkt in unserem Vorhaben. Das ist das, was wir schützen und verteidigen wollen!“ Samara bemerkte das zustimmende Nicken von allen Seiten.

 

„Nur Ihr wisst schon, das ich Euch nicht mehr dabei unterstützen kann! Und ich auch nicht lange hier verweilen kann. Auch wenn ich es zu gern wollte! Aber der vor mir liegende Pfad ist zu schmal, das Ihr mir da folgen könntet. Ich möchte und will nicht Euch unnötigen, unbekannten Gefahren aussetzen. Von dem ich selber noch keine Ahnung habe! Und bald werden Kematu und ich auch wieder aufbrechen müssen! Ich kann es selbst Ihm nicht mehr ausreden! Er will, komme was wolle, bei mir bleiben!“ dabei schaute die Anführerin zu Kematu.

„Das haben wir reichlich ausdiskutiert,Samara! Keine Chance! Mich wirst, Du so schnell nicht mehr los, es sei denn ich gehe dabei drauf!...Oder...du müsstest mich umbringen!“ Lachend, aber mit ernsthaften Gesichtsausdruck beendete der Mann. Für ihn war jegliches Bedenken seiner Begleitung betreffend, ab sofort ad ac-ta gelegt.

„Wenn Du es nicht kannst liebe Freundin,...dann mache ich es!“ alle haben den Scherz Lydia´s richtig aufgefasst. Schallendes Gelächter erfüllte den Raum.

„Mit Sicherheit nicht! Ich bin zwar immer noch nicht davon begeistert, aber ich möchte und will nicht, auf seine wertvolle Hilfe verzichten! Und er war mir stets, ein sehr guter Freund gewesen, den ich nicht missen möchte!“ Samara stellte damit die Wichtigkeit und Besonderheit dieses Mannes fest.

„Hört hört! Ist hier vielleicht Jemand verliebt!?“ Ria`s Äußerung, ließ kurz Stille einkehren. Alle warteten nun gespannt auf die Antwort der verlegen dreinschauenden Angesprochenen.


„Nein! Soweit ist es nicht gediegen! Aber vielleicht,...“ Samara beendete nicht ihre Antwort. Sie wollte Kematu vorerst nicht all zu große Hoffnung machen. Oder mit einer falschen Aussage ihn sogar verletzen. Sie ahnte, nein sie wusste, das er sie sehr liebte. Aber sie war nicht oder noch nicht dazu bereit. Die Zukunft würde es zeigen, ob seine Liebe auch ihrerseits Zuspruch fand. Um schnell das Thema zu wechseln, sagte Samara in die Runde: „Ich verstehe Eure Beweggründe und bin sehr stolz auf Euch! Gerne würde ich Euch dabei helfen, Gutes und Ehrenhaftes zu tun. Allein durch meine Kontakte hier in Himmelsrand, würdet Ihr es einfacher haben, Euren Weg weiterzugehen!“

„Da mach Dir keine Sorgen! Wir haben dank Karliah`s Hilfe, naja sagen wir mal, die Diebesgilde mit schlagkräftigen Argumenten umgekrempelt. Samara! Darf ich Dir den neuen Chef der Diebesgilde vorstellen?...Jordis!“ Serana zeigte mit ausgestreckten Finger auf die ehemalige Huscarl aus Einsamkeit.

Samara schaute etwas entsetzt, aber auch vollkommen überrascht auf die Kriegerin.

„Die Diebesgilde? Ihr wollt doch jetzt nicht damit sagen, das Ihr unter die Dieben gegangen seit!“ Rief sie etwas verwirrt aus und blickte ungläubig in die Runde.


„Nein! Nein! Ganz im Gegenteil! Wir haben den Haufen kräftig umgewandelt. Keine gesetzlosen Aktionen mehr. Kein ehemaliger Dieb unternimmt mehr etwas, ohne unserer Zustimmung. Und wer da aus der Reihe tanzte, na ja...Du kennst Jordis besser, als alle Anderen hier. Der oder Diejenige konnte sich warm anziehen! Die Frau kann sehr gut überzeugend argumentieren und austeilen. Oder auch ihre einschüchternde Ader spielen lassen! Dadurch haben wir sämtliche Kontakte in jeder Stadt oder kleinstem Dorf, hier in Himmelsrand übernommen. Welche uns sehr hilfreich sind, bei unserem Vorhaben. Und wir hatten somit die Probleme mit der Diebesgilde, aus Himmelsrand verbannt.

Karliah ist eine sehr gute Stellvertreterin, wenn Jordis mit uns unterwegs ist. Sie unterstützt uns ohne Bedenken und wir vertrauen Ihr! Somit haben wir auch noch eine kleine Armee in der Hinterhand, falls es nötig ist. Und dann haben wir ja noch die hier lebenden Orks, als sehr guten Beistand!

Wie Du Samara bemerkst, ist viel Positives in Deiner Abwesenheit geschehen. Auch damit haben wir Dir hoffentlich bewiesen, das wir uns, nach Deiner Überzeugung richten! Wir würden uns dabei nie soweit erniedrigen lassen, die Art und Weise von Dieben zu übernehmen!“ Damit beendete Serana ihre Erklärung.

„Dann fällt mir aber ein riesiger Felsbrocken von meinem Herzen! Ich kann und muss es einfach nochmal sagen! Ich bin so stolz auf Euch, meine lieben Damen! Wow! Ich bin vollkommen geplättet ob Eurer Initiative und den dabei verbundenen Einfallsreichtum! Ich sehe schon, Ihr kommt ganz gut auch ohne mich zurecht! Das erleichtert mich ungemein zu wissen, das Ihr stets das Richtige machen werdet!“ Beruhigt, glücklich und mit voller Hochachtung, bedankte sich Samara bei allen Frauen des Geheimbundes.


„Uthgerd und Hadvar! Ich wünsche Euch und Eurer Sylvana von ganzen Herzen, viel Glück, ewige Liebe und vielleicht noch mehr Kinder. Mögen Euch die neun Götter stets beschützen und wohl gesonnen sein. Ihr habt es Euch wirklich verdient!“ während Samara die junge Mutter herzlich umarmte, schaut sie zu Hadvar hinüber.

„Achte gut auf meine Freundin und beschütze Sie! Und beendet nicht Eure Überlegungen ob des Soldatendaseins!“ bat sie ihn.

„Darauf kannst Du Dich verlassen! Das verspreche oder schwöre ich Dir sogar. Zu sehr liebe ich meine Damen!“ Uthgerd drückte zärtlich einen Kuss auf die Wange des Mannes, nach dem Samara sie wieder losgelassen hatte.

„Gerdi! Wenn das Alles hier vorbei ist und wir es auch hoffentlich Überleben sollten, komme ich Dich auf „Seeblick“ besuchen! Versprochen!“

„Das hoffe und wünsche ich mir sehr, liebe Samara! Und wenn nicht, komme ich persönlich zu Euch und dann werden wir die Kneipenprügelei fortsetzen!“ lachend umarmten sich beide Frauen noch einmal.

„Bloß nicht! Ich möchte sicherlich nicht der Schiedsrichter sein! Aber auch ich kann mich da nur meiner Frau anschließen! Auch ich, würde mich sehr freuen, Dich in einem Stück, wiederzusehen! Aber das ist auch leider unserer Stichpunkt! Wir Drei müssen leider wieder los! Morgen sind meine freien Tage zu Ende und der Dienst ruft dann wieder! Ich wünsche Dir und Kematu viel Glück und Erfolg, bei dem was vor Euch liegen möge! Kommt bitte lebend und heil zurück!“ Mit sorgenvollen, aber mit lächelnden Gesichtsausdruck verabschiedete sich die junge Familie von den beiden Gefährten. Samara kam nicht umhin zu sagen:

„Versprechen kann ich es nicht!...Ich und somit Kematu können nicht vorausahnen, was uns bevorsteht! Das steht alles noch in den Sternen! Nur der Wunsch und die Hoffnung ist fest verankert, das es ein gutes Ende nehmen soll!“


Samara, zusammen mit Kematu, begleiteten die Familie bis zur Drachenbrücke. Lange schaute die Kriegerin ihnen nach. Nachdem man sie nicht mehr sehen konnte, gingen beide Freunde langsam zur Zuflucht zurück. Plötzlich kam in Samara die Idee auf, ein Bad zu nehmen. Nachdem in sich im Versteck umgezogen hatte, ging sie auf das höher gelegene Plateau. Kematu folgte ihr schweigend. Während die junge Frau ins Wasser stieg, setzte er sich auf die Bank und schaute ihr dabei zu.

„Ich bin immer noch vollkommen überrascht. Deine Freundinnen sind schon ein bemerkenswerter Häufen, schöner und entschlossener Kriegerinnen! Und das auch noch Rayya dazu gehört, war das Pünktchen auch dem „I“! Oh Mann! In den zwei Jahren, hast Du Himmelsrand ganz schön auseinander genommen!“ dokumentierte Kematu die letzten Erkenntnisse über Samara`s langjähriges Hierseins.

„Hm! Da ist mir wohl eine unglaubliche Überraschung gelungen, oder was!?“ Fragte Samara zurück, als sie an ihm vorbei schwamm.

„Ich habe mit vielem gerechnet! Aber nicht damit! Hammerhart! Das ist Dir wirklich gelungen! Mich haut es ja nichts so schnell vom Hocker! Aber damit hast Du die Holzbeine regelrecht durchschlagen!“ gab Kematu offen zu.

„Auch wenn es schön wäre, einfach hier zu bleiben! Aber müssen wir morgen weiter! Ich will die ganze Angelegenheit so schnell wie möglich hinter mir bringen! Ich habe keine andere Wahl!“ Die Frau setzte sich auf den Beckenrand, unweit der besetzen Bank Kematu´s, nachdem sie aus dem Wasser gestiegen war.

„Schade! Würde gern noch länger den „Hahn im Stall“, mimen! Soviel Schönheit und Anmut sieht man nicht alle Tage! Aber Du hast vollkommen recht! Wir sollten nicht das Unvermeidliche hinauszögern!“ Auch wenn Kematu etwas enttäuscht und widerstrebend zu Samara blickte, wusste er, das sie es nicht vor sich herschieben konnte. Zu viel stand auf dem Spiel.


Der nächste Morgen brachte die unvermeidliche Trennung mit sich. Auch wenn Samara nicht gehen wollte, blieb ihr keine andere Wahl.

Alle übriggebliebenen Frauen begleiteten die beiden Gefährten hinaus vor das Versteck.

Das dabei gegenseitige Versprechen mit dem Wunsch und der Hoffnung eines baldigen Wiedersehens, ließ beide Partner mit einer festen Gewissheit davon reiten. Beide Reiter hatten bei der Zuflucht nun die Pferde gewechselt. Samara`s Liebling Frost, ließ sich leicht und gefügig leiten. Kematu hatte Anfangs, mit dem Schwarzen aus Weißlauf, so seine gewisse Probleme.Aber Divinity stellte sich schnell auf seinen neuen Reiter ein. Kematu verliebte sich auf Anhieb in diesen Schimmel.

 

 

Himmelsrand. Ein herrliches Land.

Die Fauna und Flora wechselte sich unbemerkt, in unterschiedlichste Formen und Artenvielfalt ab. Viele Berge, mit verschiedenen Höhen, rahmten stets des Betrachter oder Reisenden Blick ein. Auch das hier herrschende Klima, war mit faszinierender Veränderung einbezogen. Die gemäßigten Temperaturen luden, wenn die Sonne schien, regelrecht zum Relaxen ein. Nicht so tropisch, wie in Hammerfell. Da machte das lange Aufhalten in der Flammenkugel keinen Spaß. Da sehnte man sich nach kühlenden und schützenden Schatten.

Aber auch, das sich Regenfälle oder Unwetter in den Tälern von Himmelsrand lange aufhielten. Die hohen Berge Himmelsrands verhinderten ein Überqueren der regenschweren Wolken und hielten sie fest.

Der Übergang von strahlendem Sommer in den ewigen Schnee und Eis, passierte genauso schnell und lautlos, das man es kaum bemerkte. Nur der Temperaturunterschied war dann aber drastisch zu merken. Wer durch dieses Land reiste, sollte stets darauf vorbereitet sein. Warme Sachen zu Hause zu lassen, wäre eine verheerende Dummheit.

Sie machten einen Umweg. Samara hatte beschlossen, über Windhelm nach Ivarstatt zu reiten. Diese Route wäre sicherer und nicht so sehr von Banditen und deren Lagern besetzt. Nach drei Tagen waren die Mauern von Windhelm zu sehen. Der riesige „Palast der Könige“ ragte imposant über die hohen Mauern der Stadt in den Himmel. Die Sonne spiegelte sich in den Fenstern des prächtigen Bauwerks. Während beide Freunde vor den Ställen von Windhelm in Richtung Rifton nach rechts abbogen, kamen in Samara Erinnerungen auf, als sie damals zum ersten Mal diese Stadt betrat.

Nur ein Gerücht! Allein dieses Wort, ließ wieder eine geballte Wut in ihr aufsteigen. Wie konnte man so Etwas einem menschlichem Wesen, einem Kind antun? Wie mag es Aventus Arentino, mittlerweile ergangen sein? Lebte eigentlich Grelod, dieser Hausdrache von Frau noch? Der Beiname „Die Gütige“ war solch ein Hohn, welchen man nicht beschreiben konnte.

Ein Junge namens Aventus Aretino wünschte mich unbedingt zu sprechen. Dieses Kind sollte in Windhelm zu finden sein.

Immer noch drehten sich in ihren Kopf Verachtung, Unverständnis, Ungläubigkeit und Hass im Kreis, wenn sie daran zurückdachte. Vielleicht wäre es besser gewesen, diese Kinder missachtende Hexe über den Jordan zu jagen, statt sie zu entführen und nach Solstheim unbemerkt zu verschifft zu haben. Aber diese raue, durch ewige Asche gebranntmarkte Insel, passte zu ihrem Wesen. Dort war sie besser aufgehoben. Auch die dort lebenden Kinder waren härter im nehmen. Jung mussten sie lernen, mit dieser unwirklichen Welt klarzukommen. Sie ließen mit sich nicht so umspringen, wie hier in Himmelsrand. Aber Samara glaubte kaum, das Grelod weiter eine Waisenheimleiterin sein würde.Vielleicht lag es daran, das es dort nicht so viele Waisen gab. Auf diesem Eiland gab es keine so großen Städte oder Dörfer. Dort herrschte ein weit aus, dem Leben angepasster Familienzusammenhalt. Man achtete untereinander mehr auf Mitbewohner der Insel, Kinder einbegriffen. Auch herrschte dort kein Krieg, wie hier in Himmelsrand.

Welcher die Hauptursache war, warum viele Kinder in Himmelsrand ihre Eltern verloren und zu Waisen wurden. Und davon gab es zu viel. In jeder großen Siedlung Himmelsrands liefen einem Kinder über den Weg, die bettelnd nach Almosen jeden ansprachen. Kein eigenes Bett zum Schlafen hatten.Auch das war Himmelsrand. Auch das war ein Grund, was sich hier im Land unbedingt ändern musste. So etwas konnte man Kindern und vor allem Waisen nicht antun.

Also reiste ich, nichts Schlimmes ahnend, nach Windhelm. Als meine Augen zum ersten Mal diese Stadt zu sehen bekam, war ich beeindruckt. Anders als Einsamkeit, zum Beispiel, liegt dieser Ort stets des kalten Klimas trotzend, im ewigen Eis. Für die Nord, ihre Hauptstadt. Sitz von Ulfric Sturmmantel, des selbsternannten Königs von Himmelsrand. Und Oberbefehlshaber seiner nach ihm benannten Armee. Hauptsächlicher Gegner war das Kaiserreichs in diesem Bürgerkrieg. Neben den Thalmor, die Stiefellecker des Kaisers. Oder sei es auch umgekehrt. Wie auch immer. Im Endeffekt hatten beide Fraktionen schon eine abgewetzte Zunge, wenn es darum ging, eigene Vorteile daraus zu ziehen. Aber dieses Land hatte die Eigenschaft, das Schlangen stets neue Köpfe wuchsen. Aber es ist auch eine Stadt die Unheimliches, Gefährliches und Mystisches in sich verbarg. Ungeklärte Vorfälle, neben den Krieg, prägten das Leben, in Windhelm. Mysteriöse Morde, wie Opferungen aussehend, waren passiert. Vereiste nicht entfernte, blutigen Spuren im Schnee, zeugten heute noch von diesen Untaten, die der erste Verzauberer von Windhelm vollzogen haben sollte.

Auch das geschäftliche Treiben in der Ortschaft, kam nur stockend vorwärts. Immer wieder wurden die Handelskontore, vor den Mauern der Stadt von unbekannten Banditen überfallen und geplündert. Auch der tagelang ausbleibende Nachschub an dringend benötigten Vorräten, verbesserte nicht die Situation in der Hauptstadt der Nord. Ebenfalls eine Nachwirkung des Bürgerkrieges.Nach mehreren Nachfragen, wo man diesen Aventus Aretino finden könnte, bekam ich endlich die Information. In einer verwinkelten Gasse fand ich das Haus der besagten Familie. Vor dem Haus sprachen ein kleiner Junge und eine Frau, die wohl das Kindermädchen zu sein schien, über Aventus. Dabei erfuhr ich, das es ein kleiner Junge war. Aus einem Kinderheim in Rifton geflohen, versteckte er sich im Haus seiner verstorbenen Eltern. Mein mehrmaligen Klopfen gegen die verschlossene Eingangstür, blieb ohne Reaktion. Des Umstandes wegen, das dem Jungen vielleicht etwas passiert sein könnte, ließ mich handeln. Mit geübten Schlossknacken, war die Tür schnell geöffnet.Beim Eintreten, fingen mein Nackenhaare an, eine warnende, aufgerichtete Position einzunehmen. Diese unheimliche Stille, war unerträglich. Leichter Verwesungsgeruch, welcher sich schon ewig, in dem alten Holz und Stein, versteckt hatte, vermischte sich nun mit der frischen kalten Luft. Welche beim Betreten des Hauses, meine Begleiterin war. Nichts war zu hören. Auch mir war es irgendwie nicht möglich nach dem Jungen zu rufen. Langsam, leise aufsteigend, knarrte unter meinen Stiefeln, das uralte Holz der Treppe. Eine Fackel, die ich am Eingang an einer kleinen Wandkerze anzündete, warf groteske Schatten an die Wände. Noch, bevor mein gestiefelter Fuß die letzte Stufe nahm, beugte ich mich vor und schaute nach rechts um die Ecke. In diesem Augenblick sah ich plötzlich erschreckend, einen sich schnell bewegenden kleinen Schatten in ein Zimmer verschwinden.Langsam fast schleichend, erreichte ich das Zimmer. Und was ich sah, ließ mich erschaudern. Dieser Eindruck hatte sich tief in meine Seele gebrannt. Total entsetzt und immer noch unter Schock, kam ich der Ursache dieses Eindrucks näher.

 

Ein Raum, beleuchtet mit mehreren Kerzenständern, tat sich vor mir auf. Es war kein normales Licht. Als ob man die Kerzen mit feuerfeste, durchsichtige und rot gefärbte Leinen abgedeckt hätte, so empfing mich diese nicht definierbare Lichtquelle. Auf dem Boden sah ich einen blanken Totenkopf, verteilte Reste menschlicher Knochen und vor allem dieses...menschliche Herz. Vor diesen markant gruselig aussehendem Gebilde, saß der kleine Junge. War das Aventus?Er murmelte verwirrtes Zeug. Kaum zu verstehen. Seine rechte Hand hielt einen Dolch. Immer wieder stieß die Messerhand nach oben und ging danach wieder nach unten. Als ich näher heran trat, schien er meine Anwesenheit nicht zu beachten.Nun waren auch seine Worte zu hören. Einen Satz sprach er immer und immer wieder aus. „Warum...Mutter ? Warum...Mutter ? Hast Du...das...getan ?“Vor lauter Entsetzen ging ich neben ihm in die Knie. Mir fehlten einfach die Worte und fand keine klar fassende Gedanken. Ich konnte ihn nur anstarren. Seine verwirrten Augen blickten festsitzend, auf die vor uns befindliche leere Wand. Die sich dauernd hoch und runter bewegende Dolchhand, stieß in einem nicht vorhandenen Körper. Der Dolch, zu lang für diese zierliche Hand, landete stetig zwischen den verteilten Knochen. Und immer wieder dieser Satz, der sich in mein Gehirn hämmerte.

Er wird doch wohl nicht seine Mutter getötet haben? Aber schnell verwarf ich diesen Gedanken. Er war den Gerüchten nach eine Waise. Seine Eltern waren schon seit einer Ewigkeit verstorben. Aber woher hat er diese Skelettreste und vor Allem dieses...menschliche Herz? Vollführte er hier eventuell etwa ein dunkles Ritual? Erst als meine rechte Hand seinen linken Arm berührte, beendete er seine furchterregenden Bewegungen..

„Endlich !...Endlich...wurde ich erhört! Die...dunkle Bruderschaft...hat...endlich...Jemanden geschickt! Alte Hexe!...jetzt kommt...der Tod...zu Dir!“ Mich traf ein heftiger, unsichtbarer Schlag. Erste Gedanke kamen einer Sinnestäuschung gleich. Es klang wie ein....Mordauftrag! Und ich sollte, die Ausführende, sein. Die genannte Bruderschaft war mir als mordender Bund bekannt. Selber hatte ich noch zum damaligen Zeitpunkt keine Bekanntschaft mit Denen gemacht. Er schaute er mich erlöst und erleichtert an und ich fragte ihn nochmal, was das hier alles zu bedeuten hatte. Es war keine Sinnestäuschung. Die Wiederholung seiner Ausführungen stachen in mir, als ob die mit dem Dolch vorhin geführten Stöße in meinen Körper drangen. Es war keine Sinnestäuschung. Ich sollte für ihn jemanden umbringen.

Eine alte Frau, seine Heimleiterin namens Grelod „die Gütige“, sollte sterben. Warum soll ich eine Frau umbringen, die ich nicht einmal kannte? Mir selbst nichts getan hatte? Alles war so unglaublich, so entsetzend, so verwirrend.Andererseits, was hat „Die Gütige“ nur getan, das dieser kleine Junge so ausrastete. Mir war nun vollkommen klar, das das nichts mit Gutmütigkeit zu tun haben konnte. Ich war immer noch in Gedanken versunken. Der Junge ließ mich einfach so sitzen.

„Wenn Du es vollbracht hast und die Hexe ist tot, kann ich vielleicht dann wieder ins Waisenheim zurückkehren!“ Diese Worte, so klar, so deutlich und so bestimmt daher gesagt, ließen mich regelrecht hochfahren. Ich drehte mich zu ihm um, aber ich stand allein in diesem Zimmer. Der Junge war plötzlich verschwunden. Ich konnte einfach nicht mehr in diesem Haus des Schreckens bleiben. Ich hatte das dringendes Verlangen nach frischer Luft. Vor dem Haus konnte ich dieses Verlangen, mit vollen Zügen durchführen. Was ist diesem Kind, diesem Jungen, bloß zugestoßen ? Was hat diese Grelod nur getan, das dieses Kind so schrecklich verändert wurde? Was zur Hölle geht in diesem Riftoner Waisenheim vor? Was ist, wenn noch mehr Kinder davon betroffen sein sollen? Antworten auf diese Fragen konnte ich nur in Rifton erhalten. Auch wenn ich dabei Unmenschliches, erfahren oder erleben sollte, ist das noch lange kein Grund, jemanden zu töten. Kein Grund, einen Mord zu veranlassen. Ich musste mich vor Ort erst einmal selbst ein Bild machen, was da vor sich ging.Wenige Tage später traf ich in Rifton ein. Wo das Heim sich befand, war mir bekannt. Es lag links vor dem Zugang zur Festung, dem Sitz des Jarls von Rift. Die Abenddämmerung legte sich langsam über die Stadt. Diesen perfekten Umstand nutzend, war die kleine Mauer kein Hindernis. Im Hinterhof unbemerkt landend, war der kurze Weg zu einem Fenster schnell überwunden. Meine Blicke erfassten eine Szenerie. Eine erschreckende Gewissheit.

Das Timing war perfekt. Alle Waisenkinder waren anwesend. Sie standen im Halbkreis vor dem großen Kamin des Schlafbereiches. Unweit vor ihnen stand eine wütend fluchende alte Frau. Daneben eine junge Gehilfin. Man konnte sehr genau sehen, welch ein Unbehagen und innerlich zerfressene Wut in ihr aufkam. Das vollkommene Unverständnis, wie dieser alte Hausdrache mit den Kindern umging, war ihr mehr als nur peinlich. Diese alte Frau hörte gar nicht auf herumzuschreien und scheußliche Beleidigungen in Richtung der verängstigten und eingeschüchterten Kindern zu werfen. Drei von den fünf Kindern fingen an, Herzzerreißend zu weinen. Aber das schien die keifenden Heimleiterin nicht zu jucken. Im Gegenteil. Ihr hasserfülltes Brüllen wurde noch lauter. Nun war mir auch vollkommen verständlich, warum Aventus sich so verwirrend, und irrational aufführte. Eine solche Behandlung konnte den Kindern überhaupt nicht gut tun. So etwas musste ja, zu solch einen Fehlverhalten führen. Die Wut, die in der jungen Gehilfin tobte, ging in mich über. Nur zu einem Mord war ich nicht fähig. Und wenn, würde ich es nie tun können. Auch wenn es diese alte Hexe vielleicht verdient hätte.Aber dieses kinderverachtende Treiben musste ein für allemal beendet werden. Einfach so reingehen und mit dieser mit Sicherheit uneinsichtigen alten Frau zu reden, würde keinen Sinn machen. Dieses Verhalten kam nicht von heute auf morgen. Diese Frau war nicht überhaupt mehr fähig, sich solch einer Aufgabe und Verantwortung zu stellen. Sie war damit nur noch komplett überfordert. Vielleicht vor langer Zeit war sie noch, „die Gütige“. Aber das war einmal.Einfach zur Obrigkeit, dieser Stadt zu gehen würde sicherlich auch nichts bringen. Ich bin, eine Fremde. Mir würde man sicherlich anraten, sich da raus zuhalten und nicht einzumischen. Es würde mich nichts angehen, was in diesem Waisenhaus vor sich ging.In mir kam eine Idee auf. Unvermeidliche Umstände verlangten eben auch härtere Maßnahmen. Ob nun berechtigt oder nicht. Es waren halt hier im Land schwere Zeiten. Die junge Gehilfin wäre bestimmt eine andere, weit aus bessere kinderliebende Hilfsmutter, als dieses schreiende Etwas von einer Heimleiterin. Die Ersatzmutter sein sollte.


Ich beschloss, eine Entführung zu unternehmen. Die alte Frau irgendwie einfach verschwinden zu lassen. Und zwar lebend, aber weit weg von Himmelsrand. Ich hatte einen guten Kontakt zum Hafenmeister von Windhelm. Er schuldete mir eh noch einen Gefallen für mehrere Dienste. Er könnte dann veranlassen, das Paket nach Solstheim zu verfrachten. Von da aus käme dieser teuflische Hausdrachen nicht mehr so schnell zurück. Wenn überhaupt. Zwei Fliegen mit einer Klappe! Einerseits, Aventus könnte wieder zurückkehren. Er brauchte dringendst seelische Hilfe. Sonst ging er daran zu Grunde.Und zum Anderen, ich bräuchte niemanden umzubringen. Die Entführung wäre auch wenn es ungesetzlich wäre die einzig „positive“ Alternative. Zwei Stunden nach Mitternacht, setzte ich meinen Plan um. Trotz Bedenken war ich dazu entschlossen. Ich wollte dies nur zum Wohle und zum Schutz der Kinder unternehmen.Das waren meine Beweggründe. Sollte man mich ruhig dafür zur Rechenschaft ziehen, wenn man mich erwischen sollte. War mir zu diesem Zeitpunkt vollkommen egal.Die Tür zum Hinterhof war zum Glück unverschlossen. Leise und geduckt schleichend, bewegte ich mich schnell, an den schlafenden Kinder vorbei. Ich hatte gesehen, das das Zimmer der Leiterin am Schlafbereich der Waisen angrenzte. Unbemerkt näherte ich mich der schlafenden Grelod. Ohne zu zögern drückte ich meine Hände auf ihren Mund und versuchte ihr die Luft zu nehmen, bis sie ohnmächtig wurde. Auch gelang es ihr nicht zu schreien oder um Hilfe zu rufen. Ihre anfängliche Abwehr brachten Grelod kein Erfolg. Meiner fest entschlossenen Kraft war sie einfach nicht gewachsen. Nach wenigen Minuten lag sie nur noch bewusstlos auf ihren Bett. Ich zog das Laken unter ihr weg. Schnitt es mit meinem Messer leise in mehrere Streifen. Zuerst knebelte ich sie. Dann fesselte ich schnell die Hände und zum Schluss ihre Füße. Der große Pelzteppich vor ihrem Bett war optimal. Damit konnte ich sie komplett einwickeln und wie ein Paket verschnüren.Ich warf das zusammengeschnürte Etwas über meine Schulter und verlies leise, ohne Aufsehen zu erregen, das Waisenheim. Ich warf die gefesselte Gerlod einfach über die Mauer. Nun verließ ich eiligen Schrittes Rifton. Sprang in den Sattel des bereitstehenden Frost`s. Mit kräftigen Galopp umrundete ich die Stadt, bis zu der Stelle, wo ich das Bündel über die Mauer warf. Schnell war das Paket vor dem Sattel befestigt. Nach drei Tagen, nur in der Nacht reitend, erreichte ich wieder Windhelm. Der Hafenmeister übernahm das Paket und erfüllte mir somit den Gefallen, den er mir schuldete. Auch bezahlte ich freiwillig die Kosten der Schiffsüberfahrt nach Solstheim.

Nach dem allen kamen wieder die Bedenken zurück. Aber als ich zu dem verwirrten kleinen Jungen Aventus zurück kam, waren diese Bedenken in Luft aufgegangen. Die Notlüge, das Grelod tot wäre, ließ erleichtert den Jungen seine sieben Sachen packen. Ich begleitete ihn bis zu Kutsche vor der Stadt. Ich gab den Kutscher eine Extrabelohnung, damit er selbst den Jungen im Waisenhaus von Rifton abliefert. Ich sagte ihm, das ich mich selbst davon überzeugen würde, ob Aventus wohlbehalten im Heim angekommen sei. Der Kutscher hatte unmissverständlich verstanden, das ich sehr daran interessiert war, das diese Bitte auch ohne Probleme ausgeführt wurde.

 

Einige Wochen später, traf ich wieder in Rifton ein. Man war wenig bis kaum daran interessiert, warum und wohin Grelod verschwunden sei. Aber anscheint hatte sie sehr wenige Freunde, so das ihr plötzliches Verschwinden kein weiteres Aufsehen erregte. Ich gab, der neuen Heimleiterin, Konstanze Michel, einen beträchtlichen Goldbetrag unter der Bedingung, das sie es ausschließlich nur zum Wohle der Kinder verwenden durfte.Sie hatte es mir hoch und heilig versprochen! Ich glaubte und vertraute ihr!

...

Das mächtige Bergmassiv von Hoch Hrothgar wurde vom Mond bestrahlt, als Samara und Kematu in den Schatten des Berges ritten.

 

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