In Drachenblut geschmiedet


Kapitel 20 - Ein Hurrikan der Gefühle -



Der Morgenhimmel war bedeckt mit dunklen Gewitterwolken. Die Sonne versuchte trotzdem zu zeigen, das sie sich auf ihre Bahn begab.

Das schwache, verschwommene Leuchten des Fixsterns wurde ab und an, von den Blitzen eines nahenden Unwetters überstrahlt. Kematu schaute sich um, als sie beim Versteck angelangt waren.

Die Höhle lag unweit einer Brücke. Die umzäunt von niedrigen Mauern und Steingebilden, sich über einen reißenden Fluss spannte. Die links und rechts, in gewissen Abständen, stehenden Gebilde trafen sich bei einem großen Steinbogen. In dessen Zentrum, hoch oben, ein eherner Drachenkopf wachte. In der rechten dunklen Augenhöhle, blitzte es auf. Die Sonne ließ diese schwarze Hölle, wie eine Warnung aufleuchten. Die Brücke führte bis zu einem am Berghang ruhenden Dorf, genannt Drachenbrügge. Treffender konnte der Name dieser Siedlung nicht sein. Der wilder Strom floss unruhig unter ihr hindurch. Die Unruhe rührte von einem unweit der Brücke hohem Wasserfall, mit mehreren Stufen. Das nasse Element stürzte ungehalten und des freien Falls wegen, von einem sehr hohen Felsen hinab. Ein weiterer kleinerer Fall, auf der anderen Seite der Brücke, vollendete die Wildheit des Flusses. Das weitere Verlauf des Flusses verwandelte sich in mehrere ungestüme Strudel, die den geradlinig verlaufenden Strom seine Wildheit gaben. Dieses Schauspiel hinterließ einen phantastischen Eindruck.

Der Eingang zum Versteck war kaum zu sehen. Dichter grüner Efeu verdeckte den hohen Bogen über der kleinen Tür. Eine lange Steintreppe führte zu einem höher gelegenen Plateau. Ein wild angelegter Garten mit Blumen und Pflanzen unterschiedlichster Farbe und Größe, runden den Eingangsbereich ab. Bunte Schmetterlinge und andere Insekten, saugten genüsslich an den unterschiedlichsten Blüten der Blumen.

Samara erklärte ihm, die Lage dieser Zuflucht, während beide von ihren Pferden abstiegen. Dabei machte Kematu`s Pferd plötzlich kehrt und wollte wohl nach Weißlauf zurückkehren. Also dahin, wo man die Pferde gekauft hatte.

"Was ist das denn?...Willst Du Dich einfach davonstehlen? Du verfluchter, mit breitem Hinterteil versehender Gaul!" fluchend rannte Kematu dem davon trabenden Pferd hinterher. Kurz danach kehrte er, mit dem Ausreißer wieder zurück. Lachend fuhr Samara ihre begonnene Erklärung von der Gegend fort. Das Pferd am Zügel haltend, hörte der Mann ihr kopfschüttelnd zu.

„Nun sind wir angekommen. Vor uns die Brücke, nennt man auch „Drachenbrücke“. Dahinter liegt das kleine Dorf, Drachenbrügge. Die Straße, die durch diese Ansiedlung führt, geht weiter bis nach Einsamkeit. Sitz und Oberkommando, des Kaisers und seiner Armee. Sie soll die Hauptstadt von Himmelsrand sein. Aber andere meinen, Windhelm sei die „wahre“ Bastion der Nord, von Himmelsrand. Soll mir auch egal sein! Sollen sich die Oberhäupter und Anführer beider Parteien des Bürgerkrieges sich alsbald einigen!...

Links siehst Du die hohe Steintreppe. Sie führt zu einem schönen Außenpool. Dort vor uns, zwischen den Feuern, ist der Eingang!“

„Ich bin beeindruckt! Schon allein die Gegend ist atemberaubend! Wer sich hier nicht auskennt, würde nicht auf Anhieb hier ein Versteck vermuten. Denke mal, nur von der anderen Seite her würde man sehen können, das hier vielleicht was sein könnte. Aufgrund des Umstandes, wie das Umfeld des Verstecks geschaffen ist!“

Kematu verschlug es fast den Atem, wegen der beeindruckenden Lage und dessen Umgebung der Zuflucht. „Ich könnte mir gut vorstellen, für immer hier zu leben. Dieser An- und Ausblick allein könnte reichen, um hier heimisch zu werden!“ fing er an zu schwärmen, aber auch nachzudenken. Samara konnte ihn gut verstehen. Während Kematu immer noch mit dem bockigen Pferd beschäftigt war, versank das Drachenblut in ihre Gedankenwelt.

...

Immer war Kematu unterwegs. Nie richtig zu Hause, wenn er von manchen Abenteuern zurückkehrte, schon musste er sich kurz darauf mit neuen Aufgaben beschäftigen oder Befehle ausführen. Das brachte eben das Leben eines Kriegers, einer Assassine mit sich. Man ist mit so einem Leben, nie wirklich sesshaft. Und das verschlimmerte sich noch mehr, als seine Ersatzfamilie durch eine Seuche dahin gerafft wurde. Seit dem war Kematu, wenn er mal Zeit hatte, mehr bei Samara´s Familie, als bei dem Wüstenstamm, wo er aufgewachsen war.

Auch wenn man, durch seinen Beruf, dabei neue Länder kennen lernte. Es machte aber schon einen Unterschied, ob man aus Vergnügen reiste oder die Ausübung eines Auftrages dazu zwang, in fremden Ländern zu agieren.

Ihr Beruf dagegen, den einer ehemaligen Ausbilderin, war an einen Ort gebunden. Somit war es für sie weit aus einfacher, in Skaven ein neues Zuhause zu finden und da auch sesshaft mit ihrer ehemaligen Familie zu sein. Durch die Zerstörung ihrer Heimat, der lange Weg der Vergeltung und Rache hatte sich alles geändert. Mit dem nun neuen Leben, war Samara, wie Kematu, gezwungen worden, ruhelos durch fremde Länder zu streifen. Genau wie ihr Freund, der Sie nun auf ihren Weg begleitete, war die Frau stetig unterwegs. Der neue, ungewisse Weg in die Zukunft, verbunden mit der schweren Bürde, als Drachenblut war erst am Anfang. Dieser Umstand und auch die Zeit versperrte die Hoffnung, ein neues, festes und sicheres Zuhause aufzubauen.

„Vielleicht irgendwann! Vielleicht irgendwo! Vielleicht auch die Möglichkeit, eine neue Familie zu gründen! Vielleicht die Hoffnung, wieder einen guten Mann und Kinder um sich zu haben!“ dachte Samara. Auch wenn sie selbst keine eigene Kinder mehr gebären konnte. Diese Wünsche konnten aber nur wahr werden, wenn sie das auferlegte Schicksal auch überlebte. Wenn wieder Frieden und Ruhe in ihr Leben einkehren würde. Das konnte nur die Zukunft weisen. Sie musste ihr Schicksal zum Guten wandeln.Nur dann würde die Hoffnung auf ein neues Leben in Freude, Liebe und Glückseligkeit in Erfüllung gehen. Samara´s Gedanken wurden zu einem inneren Schwur. „Dafür und nur für dieses Leben, werde ich kämpfen! Leid und Schmerz auf mich zu nehmen, nur um dieses hohe Ziel des glücklichen Lebens zu erreichen. Nur dann, wenn auch ihre Freunde überleben! Auch Kematu!“

...

Durch eine Männerstimme, die nicht von Kematu stammte, wurde Samara aus ihrer Gedankenwelt gerissen.

„Na wenn das nicht die Frau ist, deren Rückkehr sehnlichst erwartet wird! Wo zur Hölle bist Du solange gewesen?“ kam ein Mann in kaiserlicher Vollmontur den beiden Ankömmlingen entgegen. Die Frau glaubte ihren Augen nicht zu trauen.

„Hadvar! Ich glaub es ja nicht, was machst Du denn hier? Wie geht es Uthgerd und Eurem Kind! Habt ihr endlich geheiratet ! Wo...“

„Stop! Halt! Pause! Meine Güte! Ich stelle eine Frage und werde mit 1000 Gegenfragen bombardiert!“

Bevor der Offizier von der regelrechten Flut von Fragen weggespült wurde, war lächelnd er bei Ihr und nahm sie freundschaftlich in die Arme. Dabei betrachtete er vor Freude strahlend, die Frau von oben bis unten

„Es tut wirklich gut, Dich gesund und unverletzt wieder zusehen! Gut siehst Du aus! Nur Dein Haar ist noch heller geworden. Aber es steht Dir hervorragend! Wie ich sehe, hat mein Onkel Alvor Deine Ausrüstung und Waffen wohl behütet. Die sehen ja aus wie am ersten Tag, als er alles herstellte!“ entzückt musterte er die ihm sehr bekannte Frau.

„Das hättest Du mir auch vor ein paar Wochen in Helgen schon sagen können, Das Du mich kanntest. Dann wäre mir schon damals Einiges klar geworden. Aber nein! Du ließest mich in Ungewissheit und behandeltest mich wie eine Fremde! Das verzeih ich Dir nie,Du...!“ lachend schlug sie kräftig auf seinen Oberarm.

„Es tut mir leid! Aber ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Du warst nicht Du selbst. Du standest damals so etwas von neben Dir, das ich Dich mehr wieder erkannte. Ich hatte Angst vor Dir. So beließ ich es dabei und tat so, als ob wir uns nicht kennen würden! Aber eins kannst Du mir glauben! Ich hätte im letzten Moment verhindert, das man Dich hinrichtet. Zumindest hätte ich es versucht. Aber der Drache nahm mir diese Arbeit ab! Ich war so froh! Bitte verzeih mir, werte Freundin!“

Langsam verschwanden ihr weitere Nebelschaden aus den Erinnerungen. Jetzt ergab es alles einen Sinn. Woher alles stammte, was sie an sich trug. Woher die Drachenschwerter waren, die als Belohnung für die Säuberung Mine waren. Alvor hatte sie „Drachentöter“ genannt und stammten von seinem Vater. Diese besonderen Klingen hatte der Urgroßvater für Ulfric geschmiedet, als dieser Nordmann noch bei den Graubärten war. Doch es kam nie zur Übergabe. Aus welchen Gründen auch immer, waren sie versteckt. Alvor schenkte sie ihr mit weissagenden Blick in die Zukunft. Jetzt wurde ihr auch klar, warum Hadvar`s Onkel, bei der Darreichung sagte, "...das ich es würdig wäre, diese Sachen zu tragen !" Aber sie verstaute diese Erinnerungen wieder im Gedächtnis.

„In der Tat! Das ging noch mal in Helgen gut. Auch wenn ich gut und gerne auf die Begegnung mit Alduin verzichtet hätte. Aber er war für meine Befreiung verantwortlich. Nur danken werde ich ihn dafür nicht, nach dem ich erfahren hatte, warum er da auftauchte!“

„Was Du kennst diesen Drachen?“ Hadvar kam aus den Staunen nicht mehr heraus.

„Ja und nein! Mehr oder Weniger! Aber das erzähle ich Euch später! Mich interessiert mehr, wie es Euch allen ergangen ist und ob es Euch allen gut geht!“ Mit zunehmender Ungeduld wollte sie endlich erfahren, wie es nun bei ihren Freunden ausschaute. Während dessen kamen zwei weiße Pferde freudig wiehernd zu dem drei Menschen. Samara war den Tränen nahe.

„Frost! Divinity! Euch gibt es ja auch noch! Ich bin so froh Euch beide wieder zu sehen!“ man konnte spüren und fühlen, wie sehr Samara diesen zwei Tieren angetan war. Zuviel hatte die Kriegerin diesen Schlachtrössern zu verdanken, auch ihr Leben.

Die Frau streichelte sanft beide Rösser. Frost legte dabei ihren Kopf auf ihre linke Schulter. Dabei fragte sie Hadvar: „Nun erzähl schon, wie geht es, der wilden Bande! Was ist es nun geworden, Junge oder Mädchen!

„Ja wir sind verheiratet und wohnen in Einsamkeit, wenn mein Dienst mich in diese Stadt ruft. Sylvana heißt unsere Tochter. Meine Frau und ich haben Dein Angebot angenommen. Dein Haus „Seeblick“ ist nun unser Zuhause, aber noch nicht ganz fertig. Uthgerd hat das Kriegerin Dasein abgelegt. Sie möchte sich nur noch um uns kümmern. Die Geburt unseres Kindes hat sie verändert und möchte nur noch für die Familie da sein. Auch ich habe das Militär satt und bin am überlegen, den Dienst zu quittieren. Meine Familie ist mir wichtiger, als dieser sinnlose Krieg!“ nachdenkend, schaute er die Frau an.

Samara bestärkte seine Absichten, die Zukunft, als Soldat betreffend, zu überdenken. Sie musste es am eigenen Leib erfahren, was Kriege anrichten können. Welches Leid, dabei verursacht wurde und wird.

„Das kann ich sehr gut nachvollziehen! Du kennst selber meine schlimmen Erfahrungen, welche meine Familie auslöschten. Das ist es nicht wert! Deine Frau, Deine Kind sind das was zählt! Uthgerd soll nicht so wie ich, um ihre Liebsten trauern müssen!“

„Du hast Recht! Auch wenn wir noch auf den Sold angewiesen sind! Vielleicht kann mein Onkel Alvor noch einen Gehilfen in seiner Schmiede gebrauchen! Du hast großes Glück Wir sind zu Besuch hier. Meine Frau und das Kind sind drinnen im Versteck! Auch all Deine anderen Freundinnen sind anwesend!“


„Was echt! Wow! Und warum stehen wir dann noch hier herum und labern uns den Mund fusselig? Das habe ich nicht erwartet! Also rein in die gute Stube! Aber bevor wir hinein gehen, möchte ich Dir meinen Begleiter und liebsten Freund Kematu aus meinem Heimatland Hammerfell vorstellen!“ Der angesprochene Mann kam näher.

Er wollte sich nicht, in diese Szenerie des freudigen Wiedersehens hinein drängen. Dieses unverhoffte Wiedersehen, war erst einmal nur seiner Samara vergönnt. Als seine Freundin nun von ihm sprach, war nun die Gelegenheit gekommen, in Erscheinung zu treten.

„Erfreut Euch kennen zu lernen, Hadvar!“. beide Männer gaben sich zum Gruß, fest die Hand.

„Die Ehre ist ganz meinerseits! Es freut mich Eure Bekanntschaft zu machen! Obwohl mir Euer Name sehr geläufig vorkommt! Ihr seit doch der Anführer einer Assassinengruppe! Euer ehrenhafte Ruf eilt Euch voraus! Da habe ich andere Gruppierungen Eures Fachs, in weit aus schlechterer Erinnerung! Die dunkle Bruderschaft zum Beispiel !Obwohl in letzter Zeit, Hm!...Man keine Aktionen, mehr von denen hört!“ überrascht von dem nun persönlichen Kennenlernen dieser Assassine, salutiert er mit dem Gruß des kaiserlichen Militärs.

„Nicht doch junger Mann! Ich bin kein Anführer mehr! Seit ich Samara das erste Mal wieder sah, habe ich sofort beschlossen, diese Stellung abzulegen. Das bin ich meinem verstorbenen Freund und ihrem Mann und auch ihrer Familie schuldig! Ihr Weg ist nun auch mein Weg, egal wohin er führen sollte! Und der Bruderschaft betreffend? Die existiert nicht mehr! Sie sind für immer Geschichte!" Kematu war ebenfalls überrascht, ob seines voraus eilenden Bekanntheitgrades hier in Himmelsrand. Aber ebenso unsicher, wie er sich in Gegenwart einem kaiserlichen Offizier verhalten sollte.

„Wow! Alles klar! Aua! Ich möchte nichts davon hören, warum die Bruderschaft über den Jordan ging! Ist mir auch vollkommen egal. Bin nur froh, das es nun eine Gruppierung von Mördern, Vergewaltigern und Folterknechte weniger in Himmelsrand existieren. Übrigens, Ich heiße Hadvar. Noch-Registrierer der kaiserlichen Armee! Die Umstände unserer Freundschaft zwischen Samara und mir sind Euch ja nun zum Teil bekannt. Sie ist eine bemerkenswerte Frau und eine der besten Schwertkämpferinnen, die ich je in meinem Leben gesehen habe! Wenn ich nicht meine Frau geheiratet hätte, hätte ich versucht, um ihre Hand anzuhalten!“ schwärmte der kaiserliche Soldat.

„Ja! Das glaube ich Euch, bis ins kleinste Detail! Dieses Talent hat sie von ihrem Vater Rhano. Samara selbst war es, die mich ausbildete! Ich bin Ihr deswegen so dankbar! Meine „Lehrerin“ hat mir viel beigebracht!“ dabei schaute er, lächelnd, danksagend und verliebt Samara an.

„Schluss mit den Schmeicheleien! Bevor ich noch vor lauter Verlegenheit, die Farbe meiner Fingernägel übertreffe! Lasst uns reingehen, ich möchte endlich die anderen Frauen wieder sehen!“ lachend ging sie schnell zum Eingang der Zuflucht. Zum Versteck der „Krähen der Vergeltung“. Auch die Männer folgten der Frau.


Als Samara durch die von ihr geöffneten Tür eintrat, sah sie alle Freundinnen zusammen laut und erregt unterhaltend, an einer langen Tafel sitzen. Serana die Vampirin, bemerkte als Erste das Erscheinen der Frau. Sie verstummte urplötzlich und erschrak, als ob ein Geist den Raum betreten hätte. Auch die anderen anwesenden Frauen ließen plötzlich Alles stehen und liegen. Uthgerd hätte fast ihr Baby fallen gelassen, als sie Samara sah. Überraschung, Unglaube und Freude schossen aus allen Augen der anwesenden Weiblichkeit. Noch während alle nach Fassung suchten, stürmen sie zur Tür vor. Außer Uthgerd. Sie kümmerte sich um ihr schreiendes Kind und sich dabei wieder hinsetzte. Doch ihr Blick war weiterhin, außer sich vor Wiedersehensfreude, auf Samara gerichtet.

Die Ungestümtheit des Ansturm der restlichen Frauen, hätte fast wieder die beiden ebenfalls erschienen Männer, aus der Tür gedrängt.

„Samara! Samara! Unsere geliebte Freundin ist wieder da! Wo warst Du solange? Wir glaubten schon, das Dir etwas Schreckliches passiert sei! Wir wollten schon nach Dir suchen! Wir...“ Nun war es an Samara, wie vorhin bei Hadvar, sich herzlichst freuend, diesem Ansturm über sich ergehen zu lassen. Tausende Fragen stürzten, wie ein Bombardement, nun auf sie ein. Kematu und Hadvar lachten ins sich hinein.

„Was soll man machen! So sind eben Freunde, vor allem Frauen! Kematu! Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie diese Damen Samara vermisst haben! Das ist eine Freundschaft, die keine Macht der Welt zu trennen vermag! Durch Sie habe ich meine Frau kennen gelernt!“ erklärte der Offizier lächelnd. „Komm, Ich stelle Sie Euch vor!“ Kematu kam diese Aufforderung gelassen und neugierig nach.

Samara hob lachend abwehrend die Arme.

„Moment meine Lieben! Ich freue mich ebenso riesig, Euch alle wohlauf und gesund wieder zu sehen! Aber lasst mir Luft zum Atmen! Hey!“ Sie unternahm die Flucht nach vorn. Rückwärts laufend, von den Freundinnen kreischend und lachend verfolgt, näherte sich Samara der langen Tafel. Mit stoppender Geste blieb die Frau ruckartig stehen. Auch die anderen Kriegerinnen blieben sofort, verstummend stehen. Erst jetzt merkten die Freundinnen, auch die anwesenden Männer. Das war die Gelegenheit für Samara zum tief Durchatmen und Verschnaufen.

„Hadvar brauch ich Euch nicht vorstellen oder?..." Rayya, ebenfalls eine Landsmännin, unterbrach sie plötzlich. Samara verfolgte nun vollkommen verdutzt das folgende Ereignis.

„Tritt mich eben ein Mammut oder was! Wie klein doch die Welt ist! Mann! Bist Du das wirklich? Du bist es doch oder nicht?...Kematu?“

„Rayya? Die kleine Rayya aus unserem Nomadenstamm? Die sich dauernd mit Yasudo aus Spass gekloppt hatte? WOW! Hadvar!? Kneif mich mal, damit das auch wirklich kein Traum ist!“ Der Soldat tat ihm den Gefallen und kneifte ihn in dem Oberarm.

Mit voller Herzlichkeit gingen Kematu und Rayya aufeinander zu. Sie umarmten sich.

„Oh Mann! Du hast vollkommen recht! Wie klein doch die Welt ist! Wir haben uns sehr sehr lange nicht mehr gesehen! Dich hier anzutreffen, mein Gott, ist mehr als nur eine Überraschung! Zum ersten Mal, fehlen mir wahrhaftig die Worte! Die kleine Rayya! Jetzt eine gestandene Kriegerin! Und eine Freundin von Samara! WOW!"

Kematu fand, zwischen Samara und Rayya, hin und her blickend, keine Worte mehr. Zu sehr hatte ihn diese überraschende Begegnung emotional mitgenommen.

Selbst einem so kräftigen und einer unbändigen Härte ausstrahlenden Mann, wie Kematu, wurden die Knie weich. Schwankend ging er zur Tafel und setzte sich hin. Die Landsmännin setzte sich neben ihn. Sie hatten sich viel zu erzählen.

 

Während dessen hatten auch alle anderen Frauen, an der Tafel Platz genommen. Nur Samara war bei Hadvar und Uthgerd.

Bevor sich beide Frauen herzlich begrüßten und sich in die Arme nehmen konnten, übergab die junge Mutter das immer noch leise schreiende Mädchen, ihren Ehemann.

„Ich bin so glücklich und voller Stolz, Dich so zu sehen! Gerdi! Ich freue mich so sehr für Dich, ob Deines verdienten Glücks! Ein wunderschönes Kind!...Darf ich es,...bitte kurz in meinem Armen nehmen und halten!“Die Mutter nickt zustimmend zu ihrem Mann und Hadvar übergab Samara vorsichtig, das in weißem Pelz gehüllte Baby!“

„Sylvana! Ein herrlicher Name!...Wie süß doch die Kleine ist!...Wow!..." Das eben noch schreiende kleine Wesen, wechselte zum verwundertem und spielendem Aussprechen noch unverständlicher Laute. Dabei schaute sie Samara mit ihren großen, dunkelbraunen Augen an. Die kleinen zierlichen Hände versuchten, nach der rot leuchtenden Kugel des Drachenamuletts Samara`s zu greifen. Dabei liefen Tränen der Freude und innerer Trauer über das Gesicht einer Frau, die selbst Mutter war. Sie öffnete den Verschluss des Amuletts und gab ihren Talisman dem kleinen Mädchen. Sie gab danach das Baby, schweigend und lächelnd wieder Uthgerd zurück. Samara drehte sich um und blieb leicht bebend stehen.Die Stille in dem großen Vorraum wurde nur gestört, von den knisternden Feuers der Kochstelle. Auch Rayya und Kematu, die sich immer noch leise unterhielten, nahmen nicht wahr, was am Kopf der Tafel passierte. Auch alle anderen Anwesenden hatten den bedrückten Wandel Samara´s mitbekommen. Es bedarf auch keinerlei Worte.

Jeder und Jede wusste von dem Trauma, welche diese Frau mit sich herum tragen musste. Serana ging leise zu ihr. Sie nahm wortlos tröstend, die leise weinende Frau in ihre Arme. Es dauerte eine kleine Ewigkeit bis Samara, ihre Fassung wieder bekam. „Danke Serana!“ Die Vampirin begleitete ihre Freundin zum Stuhl am Kopf der Tafel. Samara nahm freudig gefasst, lächelnd und erleichtert darauf Platz.

„Nun meine Lieben!...Ich glaube, wir haben Alle wohl viel zu berichten!“

Damit nahm ein langer Tag voll mit Gesprächen, Erzählungen, aber auch mit viel Spass, Freude, Speis und Trank, seinen Lauf. Alle bekamen nicht einmal mit, wie die Zeit verging und der nächste Tag sich schon angekündigt hatte.

 

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