In Drachenblut geschmiedet


Kapitel 12 - Unterschätze nie die Überredungskraft einer Frau -



Die Genesung kehrte zurück. Die letzten Tage verbrachte Samara damit, ihren Körper und ihren Geist, mittels leichten Trainings und intensiver Meditation auf Vordermann zu bringen. Auch die Zeit fing an zu drängen. Der erste Verzauberer von Weißlauf erwartete mit Sicherheit ihre Rückkehr. Sie hatte bis jetzt vom Gespräch mit Anise und derer Offenbarung, keine Silbe zu Kematu verlauten lassen. Obwohl dem Mann seit diesem Tag schon aufgefallen war, das zwischen Samara und der alten Dame ein besonderes, fast inniges Verhältnis bestand. Aber er hatte danach auch nie gefragt, was die beiden Frauen ständig zu reden hätten.

 

Auch erfuhr Samara an diesem besagten Tag, das Camilla und Feandal bald heiraten wollten.

Da ihre Erinnerungen mehr und mehr zurückkehrten, wusste Samara von der ersten Begegnung an, wie sehr der Elf in Camilla verliebt war. Dieses Schwärmen über ihre Schönheit, bekam die Kriegerin immer mit, wenn sie Flusswald einen Besuch abstattete. Samara musste sogar einen Streit beseitigen, indem sie Feandal half, einen anderen Nebenbuhler zu unterminieren. Sven, der Barde von Flusswald, war seitdem darüber sehr erbost und seiner Meinung nach bedeutete meine Anwesenheit stets immer nur Ärger. Vielleicht hatte er ja in Bezug ihrer Anwesenheit recht. Mehr oder weniger!

Die letzten Tage war Kematu stets anwesend, wenn Samara ihre Trainingssitzungen durchführte. Er stellte erfreut fest, das sie bald wieder in alter Form sein würde. Auch er hatte das mehr oder wenige Nichtstun satt. Er sehnte sich nach neuen Abenteuern. Er war eben noch nicht der Mann,der sich vorstellen konnte, dauerhaft sesshaft zu werden, um seine Zeit in einem Heim zu verbringen.

 

Vom Schweiß durchnässt, hielten beide das gemeinsamen Kampftraining an, um eine kleine Pause zu machen. Sie gingen runter zum Fluss und erfrischten sich. Danach setzten sie sich auf einen Felsen, nahe des Flussufers.

„Es wird langsam Zeit, das wir bald aufbrechen. Ich werde das Gefühl nicht los, das wir hier nicht mehr sicher sind!“ fing Kematu ein Gespräch an.

„Dieses Gefühl habe ich auch und ja, ich weiß von dem nächtlichen Angriff der Bruderschaft.“

Kematu nickte. „Also hatte Anise darüber gesprochen. Zuerst dachte ich, die kommen wegen mir. Aber Du kannst Dir nicht vorstellen, wie überrascht ich war, dass Du das Ziel dieser Killerbande warst. Was hast Du denn mit diesen Pack zu tun, das sie Deinem Tod so unbedingt wollen?

Die junge Frau schaute in den Fluss. Dann begann sie mit den Worten, „Ich hatte durch eigene Blödheit und Leichtsinnigkeit, getrieben von extremen Rachegefühlen, mein Leben in Gefahr gebracht!“; von der grauenhaften Bekanntschaft mit der dunklen Bruderschaft zu erzählen.

...

„Ich hatte erfahren, das ein Ork, gekennzeichnet mit einer langen Narbe im Gesicht, die ich ihm damals in Skaven gezogen hatte, in Himmelsrand sei. Dieser Mistkerl trieb schon seit langem hier sein Unwesen. Mehrere kleine Überfälle und Morde gingen auf sein Konto. Eigentlich war dadurch seine Spur leicht zu verfolgen. Aber er verstand es sehr geschickt, diese Fährte zu verschleiern. Ich verfolgte ihn schon sehr lange. Meine Rache projektierte sein Gesicht ständig vor mein inneres Auge. Somit war es mir unmöglich, ihn zu vergessen oder mich von der Rache abzubringen und nach Hause zurückzukehren. Er war der Anführer, der Schmerz und Leid in unsere Heimatstadt brachte. Ich versuchte ihn in ganz Himmelsrand aufzuspüren, ihn zumindest nicht aus den Augen zu verlieren. Mittlerweile kannte ich jede Stadt, jedes Dorf und jede noch so versteckte Kneipe. Manchmal halfen mir ein paar Freundinnen dabei, die Du zu gegebenen Zeitpunkt kennenlernen wirst. Mit diesen Frauen, gründete ich einen Geheimbund.mit den Namen „Die Krähen der Vergeltung“. Ein Grund war, das hier zu Lande zu viel Ungerechtigkeit und Grausamkeit geschehen waren. Ich war auch nicht stolz darauf, welche Maßnahmen und Bekanntschaften ich in diesen zwei Jahren, zur Erfüllung meiner Rache in Kauf nahm. Ich hatte Bekanntschaft mit der Diebesgilde, musste, um an Informationen zu kommen, unbekannte Bewohner dieses Landes töten. Mehr oder weniger hatten sie auch den Tod verdient. Werwölfe, Vampire, Draugr, Deadras und was sonst noch, liefen mir dabei über den Weg. Ich brachte mein Leben mehrmals in tödliche Gefahr, nur um meiner Rache näher zu kommen.“

...

Samara machte eine Pause und trank Wasser aus einem mitgebrachtem Krug. In Kematu`s Gehirn vollführten Spannung, Neugierde und Besorgnis einen regelrechten Kriegstanz. Obwohl die Ungeduld an ihm nagte, drängte er sie nicht, ihre Geschichte fortzusetzen. Die Frau stellte den Krug wieder ab und setzte die Erzählung fort.

...

„Ich war in Windhelm, allein in diplomatischer Mission unterwegs. Der Bürgerkrieg war mittlerweile in vollem Gange. Balgruuf bat mich, mit Ulfric Sturmmantel, den selbsternannten Großkönig der Nord, einen Waffenstillstand aus zuhandeln. Als Bekräftigung und Geschenk seiner Bitte, sollte ich Ufric eine schöne und mit Juwelen besetzte Streitaxt übergeben. Aber diese Verhandlungen waren sinnlos. Die Abenddämmerung brach an. Ich beschloss, erst am nächsten Morgen meinen Rückritt nach Weißlauf zu vollziehen. Dazu nahm ich ein Zimmer in der Taverne „Kerzenschein“. Beim abendlichem Mahl, in der sich darin befindlichen Kneipe, wurde ich das Gefühl nicht los, das mich Jemand beobachten würde. Beim unauffälligen Umsehen, fiel mir eine dunkle Gestalt auf. Er saß an einem Tisch, in der dunkelsten Ecke des Raumes. Auch hatte er seine Kapuzenmaske nicht abgenommen, obwohl es ziemlich warm in der Taverne war. Seine Kleidung erkannte ich aber trotzdem, welche ich schon oft gesehen hatte.

Ab und an wurde ich beim Erkunden von Himmelsrand, von allein agierenden Wegelageren angegriffen. Manchmal gelang es mir oder Denen die Flucht, oder ein tödlicher Kampf war nicht zu vermeiden. Jordis, einer meiner Freundinnen, hatte mir erklärt, das es mit Sicherheit Assassinen waren, die der dunklen Bruderschaft angehören. Meine durchgeführten Missionen, hatte wohl deren Aufmerksam geweckt. Manchmal ertappte ich mich, wie der damit verbundene Verfolgungswahn, mehr und mehr von mir Besitz nahm. Ich musste der Sache auf den Grund gehen. Das musste ein Ende haben!

Somit vermutete ich das, wenn ich jetzt Windhelm verlasse, er mir mit absoluter Sicherheit folgen würde. Also stand ich auf und sagte laut dem Wirt, das ich nicht das Zimmer zum Schlafen nehmen konnte, sondern sofort aufbrechen würde. Das Gold brauchte er mir nicht zurückzugeben, sagte ich noch dazu. Der Mann hinter dem Tresen bedankte sich herzlich und teilte mir trotzdem mit, das er es sehr Schade fand. Ich ging nach oben, legte meine Ausrüstung und Waffen an und kehrte in die Kneipe zurück. Wie ich es geahnt hatte, war der Typ weg. Ich durchquerte das Stadttor, ohne das mir einer folgte. Am Stall angelangt, begrüßte mich Frost mit freudigen Wiehern. Frost war ein herrliches Pferd. Eine weiße Stute mit hellblauen magischen Augen. Dieses Streitross hatte mir in letzter Zeit sehr oft das Leben gerettet und ich Seins.“

...

„Ich liebe dieses Pferd und vermisse es sehr!" Samara machte eine kleine Pause und nach einer kurzen Weile fuhr sie weiter fort.

...

"Die Hetzjagd begann.

Es war eine sternklare und sehr kalte Nacht. Der Mond stand blutrot und riesig sichtbar am nordöstlichem Nachthimmel. Aber sein Schein war nicht so hell, wie in anderen Nächten. Aber auch der kalte Westwind tat seine unangenehme Arbeit. Aufgewirbelter Schnee fegte umher und fing an Schneewehen in unterschiedlichster Form zu bauen. Oder blockierten ab und an die Straße. Die harten und kleinen Eiskristalle flogen mir dabei ins Gesicht. Ich hatte es nicht eilig und Frost bewegte sich trotzdem in angemessener Geschwindigkeit vorwärts. Manchmal bremste ich das Pferd und schaute um mich. Meine Nackenhaare waren aufgerichtet. Ich spürte seine Anwesenheit, aber er war nicht zu sehen. Entweder war das Gefühl vor oder hinter mir. Ich hatte ständig meinen Bogen in der rechten Hand, bereit sofort zu reagieren, falls ein unerwarteter Angriff passieren würde. Meine Sinne waren geschärft. Aber die umherfliegenden Schneekristalle taten meinen Augen weh. Kurz vor Mitternacht, erreichte ich Anga`s Mühle. Ich ließ Frost im langsamen Trab weitergehen und achtete auf jede fremde Bewegung. Aber nichts passierte.

Auch das Gefühl, dass die Anwesenheit des Schattens, noch vor wenigen Minuten mich nicht losließ, war auf einmal weg. Aber mit Sicherheit konnte ich ahnen, das er immer noch hinter mir her war.

Ich erreichte ein verlassenes Lager. Nur wunderte ich mich, das das Lagerfeuer brannte. Aber weit und breit war keiner zu sehen. Ich konnte mir keinen Reim darauf machen. Dieser Umstand war trotzdem eine willkommene Gelegenheit, aus dem Sattel zu steigen und die die Wärme des Feuers zu nutzen. Wem auch immer dieses Lager gehörte, hoffte ich, das Dieser oder Jene nichts dagegen hätte, wenn ich mich am Feuer aufwärmte. Auch wenn der Pelz meiner Kleidung mich gut warmhielt, hatte doch die Eiseskälte einen Weg gefunden, meinen Körper in seine Gewalt zu nehmen.

Die Wärme des Lagerfeuers tat gut. Aber immer noch, war niemand zu sehen oder zurückgekehrt, dem das Lager gehörte. Aber ich spürte die Anwesenheit des Schattens. Ich war mir sicher, das er mich beobachtete. Aber er hielt sich geschickt aus meinem Blickfeld. Eine Gruppe von Kaiserlichen mit zwei Gefangenen Sturmmänteln kamen auf der Straße entlang. Ihre Fackeln beleuchteten den Marsch.

Ich schaute ihnen hinterher. Frost wurde unruhig. Er spürte eine Gefahr. Auch ich fühlte wieder die nicht zunehmende Anwesenheit der Assassine. Ich glaubte einen Schatten zu sehen, der die Dunkelheit nutzend, am Fuß des nördlichen Felsmassivs sich wegbewegte. Ich legte mich in den Schnee und spähte in die Richtung, in welche der Schatten verschwunden war. Einige Minuten musste ich wohl so gelegen haben. Aber in dieser Zeit geschah nichts. Also beschloss ich, den Spieß einfach umzudrehen. Ich wollte endlich erfahren, warum man mich verfolgte. Also musste ich versuchen, ihn lebend zu fangen. Auch war ich mir sicher, das harte Argumente zum Einsatz kommen musste, damit er auch redete.

 

Also machte ich mich fertig und stieg auf das Pferd. Es war nicht begeistert, riss seine Vorderbeine in die Luft und fast wäre ich aus dem Sattel gefallen. Meine beruhigenden Worte und das Streicheln seines Halses, ließ ihn wieder zur Vernunft kommen. Ich nahm wieder den Bogen in die Rechte und die Zügel in die linke Hand. Der erfahrene Druck meiner Stiefel in die Flanken des Pferdes, ließ es in einem normalen Trab übergehen. Und somit ritt ich in die Richtung, in welche der Schatten gelaufen war.

Zwei Kilometer weiter stoppte plötzlich Frost. Ein warnendes Schnauben kam aus seinen Nüstern. Ich schaute um mich. Zuerst sah ich weißen Rauch. Langsam ritt ich in diese Richtung. Dabei nutzte ich die wenigen Felsen, die weit verstreut vor mir im Schnee lagen. Eine Lichtung vor einem Bergmassiv wurde sichtbar.

An einem großen Felsbrocken hervor schauend, sah ich paar hundert Meter vor mir ein kleines Lagerfeuer. Da hörte ich schon das leise Zischen eines Pfeils, welcher nur knapp an meinem linken Ohr vorbei raste. Er hatte mich entdeckt. Den warme Atem aus Frost´s Maul musste er wohl gesichtet haben, das er sofort reagierte.

 

Ich riss Frost herum und im schnellen Galopp ritt ich an der anderen Seite des Felsen herum. Dabei legte ich einen Pfeil in die Sehne des Bogens und spannte ihn. Im vollen Galopp schoss ich in die Richtung des Feuers. Ohne zu wissen, wo die nicht zu erkennende Gestalt sich befand, als ich die Deckung des Felsens verließ. Er ergriff die Flucht. Ich sah ihn. Zu Fuß den Hang runter laufend und die Straße überquerend.

Er versuchte seine Flucht im angrenzenden Waldes fortzusetzen. Damit war ich, was die Geschwindigkeit betraf, klar im Vorteil.

Also nahm ich unverzüglich die Verfolgung auf. Am Waldrand ankommend sah ich, wie er versuchte, Haken zu schlagen wie ein Hase. Ich schoss ein paar Mal hinter ihm her, ohne ihn zu treffen, dachte ich zumindest. Nur stellte ich fest, das der Vorteil mit Frost doch hinderlich war. Also stieg ich ab und nahm die Verfolgung weiter zu Fuß auf. Er war schlau, verstand es immer wieder, sich durch blitzschnelle Bewegungen, meines Anvisierens zu entziehen. Doch dann strauchelte er, nachdem ich einen weiteren Pfeil auf ihn jagte. Aber er kam unkontrolliert aus seiner Deckung hoch und stürzte etwas weiter hinter ein paar Felsmassive. Vorsichtig verfolgte ich ihm weiter. Ich erreichte die Stelle, wo er hingefallen war. Sofort sah ich, das ich ihn getroffen hatte. Eine dunkle Stelle war im Schnee sichtbar und entlang des Felsen eine sich klar abzeichnende Spur. Er blutete. Er war nur verletzt. Ich wusste, das ich nun es in der Hand hatte, dieses Spiel zu meinen Gunsten zu beenden. Ich brauchte mich nicht zu beeilen. Die Spur war sehr leicht erkennbar. Mit voller Aufmerksamkeit und schussbereiten Bogen, kam ich ihn immer näher. Er schlug einen Bogen durch den Wald, in der Hoffnung mich abzuschütteln. Er sah mich nicht. Wusste nicht, das ich ganz in seiner Nähe war. Da keine weiteren Versuche eines Angriffs meinerseits stattfanden, währte er sich in Sicherheit. Es sind mittlerweile zwei Stunden vergangen und er beschloss zu seinem Lager zurück zukehren. Ich erkannte es daran, das er plötzlich diese Richtung einschlug. Also drehte ich mich sofort um und bewegte mich schnell dahin zurück, wo die Jagd durch den Wald begann. Unweit der Straße sah ich Frost. Ich führte sie hinter einem großen Felsen, nahe der Straße und vor dem Weg zum Lager des Killers. Das es ein Mann war, hatte ich daran feststellen können, wie er sich bewegte und an seiner männlichen Stimme, als er manchmal leise fluchte. Ich hatte recht. Bald sah ich ihn die Straße hinauf kommen. Ich hatte ihn in der Falle.

 

Der Felsen war die perfekte Position, um einen Überraschungsangriff zu vollziehen. Er kam am Felsen vorbei und wollte seinen Weg in Richtung seines Lagers fortsetzen. Ich verließ schnell und geduckt den Felsen. Hinter ihm angekommen, umschlang mein linker Arm seinen Hals. Ich riss ihm rückwärts auf den schneebedeckten Boden. Dabei sah ich den abgebrochenen Pfeil in seiner rechten Seite stecken. Ich sprang auf ihn und meine Knie drückten dabei seine Schulter in den Boden. Er versuchte mich wieder hinunter zu werfen. Aber meine Hand kam an das harte Holz des abgebrochenen Pfeiles heran. Vor Schmerzen schrie er auf und brach seinen Versuch ab. Er fing an wild zu fluchen.

„Verdammte Schlampe! Bist wohl stolz darauf!“ Brüllte er in die tief dunkle Nacht hinein. Es war weit nach Mitternacht. Der Mond hatte sich schattenhaft hinter dem nördlichen Bergmassiv abgesenkt.

Ich beugte mich zu ihm und dann traf mich ein harter Faustschlag. Ich spuckte das Blut aus dem Mund seitlich ab. Ich war mir nun sicher, das nur noch harte Überredungskünste hier helfen würden. Also griff ich wieder nach dem Holz. Der Kerl versuchte mich daran zu hindern, aber ich war schneller und trieb die Spitze langsam weiter in seine Seite.

Vor Schmerzen bäumte er sich auf und schrie mich an. „Verdammt! Sofort aufhören!“

„Du bist nicht in der Position hier Forderungen zu stellen. Ich will wissen, wer Du bist und wer dich geschickt hat!“ Fragte ich mit nachdrücklichem Unterton.

„Das werd ich Dir bestimmt nicht verraten, verdammtes Weib!“

„Ach nein?“ Wieder berührte ich das abgebrochene Teil meines Pfeils und drehte es langsam in seinem Körper.

„Verdammtes Miststück! Die dunkle Bruderschaft ist mein Auftraggeber!“ quetschte es aus ihm, mit schmerzverzerrter Stimme heraus.

„Ich will wissen, wo ich die Bruderschaft finden kann!“

„Das Versteck würdest Du nie finden und wenn doch, würdest Du vor einem magisch verschlossenen Tor stehen, verdammte Hure!“

„Redet man bei Euch immer so? ihr solltet an Euren Manieren arbeiten!“ Erwiderte ich gefährlich zischend.

„Schlampe! Das wirst Du noch bereuen. Auch wenn Du mich töten solltest! Es gibt noch mehr von meiner Art. Und die werden die Order von Astrid ausführen. Du wirst Dich nie in Sicherheit wähnen können!“ Seine Zähne knirschten vor Wut und Schmerz.

„Also Astrid ist die Person, die das Sagen hat. Wir kommen doch gut weiter. Ich werde jetzt aufstehen und du bleibst hübsch liegen. Und keine Dummheiten, welche Du bereuen könntest!“

 

Er hörte auf Das, was ich sagte und machte keiner Anstalten einer blöden Idee sich aus dem Staub zu machen oder mich anzugreifen. Seine linke Hand berührte die rechte Seite.

„Also gut! ich frage Dich zum letzten Mal! ich will wissen, wo ich das Versteck finden kann? Und vor allem, wie man diese magische Tür öffnet!“

„Das werde ich nicht, Schlampe!“

Ich trat mit aller Gewalt in seine verletzte Stelle, der abgebrochene Pfeil bohrte sich dabei nun vollständig in seinen Körper. Der rasende Schmerz, der nun durch seinen Leib schoss, verfehlte seine Wirkung nicht.

Mit gebrochenem Willen und kurz vor einem Koma stehend, beantwortete er meine Frage widerwillig.

„Still, mein Bruder...ist das...Passwort...Falkenring...Nähe von...Ewiggrüner Hain...“ Schreit er abgehackt heraus, bevor er vor lauter Schmerzen und in sich verdrehten Augen in Ohnmacht fiel.

Damit hatte ich alle nötigen Informationen. Ich überlegte die weiteren Schritte. Ersteinmal muss ich den Kerl loswerden. Eine verwundete Gestalt auf der Straße würde nur auffallen. Ich wollte deswegen keine Aufmerksamkeit, weil ich in der Ferne wieder den Schein von Fackeln entdeckte.

Also packte ich den Bewusstlosen an seinen Kragen und zerrte ihn in den Wald hinein. Nach mehreren hundert Metern entdeckte ich dichtes Gestrüpp. Bevor ich ihn ablegen konnte, fiel ein zusammengefaltetes Pergament aus seiner Jackentasche. Es war zu dunkel, um den Inhalt zu lesen. Ich hatte auch Angst, deswegen Licht zu machen. Also steckte ich es in das Futter meines Pelzes. Ich schaute nochmal auf den Bewusstlosen.

Er würde Niemanden etwas davon berichten können. Er würde nie mehr aus seiner Ohnmacht aufwachen. Er war tot!“

...

Samara holte dieses Pergament aus der Jackentasche und reichte es Kematu. Er nahm das Papier an sich und faltete es neugierig auseinander. Und seine Aufmerksamkeit galt dem Inhalt.

 

WIE BEFOHLEN, SOLLT IHR SAMARA RHANO UM JEDEN PREIS UMBRINGEN!

DAS SCHWARZE SAKRAMENT WURDE VOLLZOGEN – JEMAND MÖCHTE DIESE ARME PERSON TOT SEHEN!

WIR HABEN BEREITS EINE BEZAHLUNG FÜR DEN AUFTRAG ERHALTEN. EIN MISSERFOLG KOMMT NICHT IN FRAGE!

 

- ASTRID -

 

Während er es las, platzte ihn dabei der Kragen. Sichtbare Wut ließ sein Gesicht blutrot werden.

„Verdammtes Miststück! Ich werde Dich finden und Dich auseinander reißen!“ Er zerfetzte das Pergament in kleine Bestandteile und warf es mit bösen Blicken weg.

„Woher kennst Du Sie?“ Samara schaute ungläubig und entsetzt zu Kematu. Sein Wutausbruch kam unerwartet.

...

„Das war vor fast einem Jahr. Es hing mit dem Auftrag mit Saadia zusammen. Als ich ihren Aufenthaltsort von Elrindir erfuhr, schnappte ich ein paar Männer meines Kommandos und machten uns auf nach Weißlauf.

Es war schon spät am Abend als wir eintrafen. Man ließ uns nicht durch. Nur Einer von uns konnte die Stadt betreten. Also ging ich rein. Der Rest schlug ein Lager in unmittelbarer Nähe auf.

Ich ging also in den „Trunkenden Jägersmann“, um mich mit dem Besitzer zu treffen. Wir beide hatten sehr viel getrunken, sein Wein ist legendär. Aber er hat mir bis heute nicht verraten, wer ihn damit beliefert...Ich schweife ab! Also...Ich weiß nicht, wie lange wir schon, voll besoffen dagesessen und gesprochen hatten. In seine Kneipe war niemand außer uns zwei da. Plötzlich kam eine Frau herein. Auch wenn meine Blicke schon nicht mehr glasklar waren, konnte ich trotzdem erkennen, das ihr Aussehen nicht von schlechten Eltern war. Und na ja, manchmal sehnt sich eben ein Mann nach weiblicher Umarmung.

Sie setzte sich also zu uns und füllte sich ohne zu Fragen selbst ein Glas ein. Während sie trank, schaute sie mich unentwegt an. Ihren Gesten ließen mein Blut heiß und kalt werden. Vielleicht waren es auch ihre kurzen braunen Haare, die ihr wunderschönes Gesicht einrahmten oder ihre Augen, die mich verzauberten, das ich nicht mehr von ihr los kam.

Elrindir stand lachend auf und ging zum Tresen. Mit einem Schlüssel zurückkommend gab er ihn mir und zeigte uns mit einer Handbewegung das Zimmer.

Wir gingen also zusammen in das Zimmer. Sie warf mich auf das Bett und dann sprang sie auf mich. Auch wenn ich sternhagelvoll war, verließen mich meine sieben Sinne nicht. Sie hatte sich vollkommen verändert. Ihr Gesicht gleich einer verzerrten Maske und ich sah in schwarze Augen. Dabei holte sie einen Dolch heraus und war gewillt, es in mein Herz zu jagen. Meine Reaktion war wohl ziemlich heftig. Während ich versuchte ihr das Messer aus der Hand zu drehen, ritzte die Messerspitze diese Narbe unter mein linkes Auge. Wie von einer Furie getrieben, konnte sie sich losreißen und sprang kopfüber durch das geschlossene Fenster. Ich hörte das Fensterglas zerbersten und dann war sie nicht mehr gesehen.

Später erfuhr ich von Saadia, das sie die Auftraggeberin war. Astrid hatte es sich wohl nicht nehmen lassen, selbst den Auftrag auszuführen. Verdammtes Satansweib!“

...

Samara konnte nur noch spöttisch darauf erwidern. „Tja, mein Freund! Die Reize einer Frau sind manchmal nicht das, was man gerne als Mann sehen möchte!“

„Ja Ja, macht Dich ruhig noch über mich lustig. Aber ich denke, das war nicht Alles, was Dir in Bezug der Bruderschaft und Astrid zu gestoßen war. Meiner Meinung war das nur das Vorspiel. Aber bevor Du Dich dazu entschließt, mir alles zu erzählen, lass uns erst einmal was Essen. Anise wartet schon sicherlich mit dem Abendmahl auf uns !“ sagte Kematu mit verwunderten und nachdenklichem Gesichtsausdruck.

Mit diesen Worten wollte er seinen linken Arm auf Samara´s Schultern legen. Aber sie blieb plötzlich stehen und tauchte unter seinen Arm ab.

"Astrid ist tot! Und wahrscheinlich weiß der Rest der Bruderschaft noch nicht, das ihre Anführerin in der Hölle schmort!“ sagte Samara mit verächtlichem Unterton, mit einem Hauch voll inbrünstiger Genugtuung.

 

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