In Drachenblut geschmiedet


Kapitel 1 - Die Wächtersteine -



 

Samara sah sich um. Die Gegend war wunderschön. Ein Fluss strömte ruhig durch das Tal, welches umgeben von hohen Bergen war. Raus aus der Dunkelheit der Festung, atmeten beide Flüchtlinge die frische Luft des wunderschönen Tages ein. Die Sonne stand hoch am azurblauem Himmel und man konnte dadurch weit sehen. Havdar verwies auf eine riesige Ruine ganz im Norden, welche Ödsturzhügelgrab genannt wurde. Noch ahnte keiner von uns Beiden, welche Bedeutung diese Ruine für die Frau haben sollte.

Die Kriegerin fragte Hadvar: „Was ist das für eine schöne Gegend?“ Er antwortete, „Ihr seid im südlichsten Teil von Himmelsrand, in der Region Falkenring. Ihr müsst wissen, ich bin hier aufgewachsen. Dieses Reich ist bekannt für sehr hohe Berge, riesige Wälder, des milden Klimas aber auch des strengen Winters.

Flußwald scheint hier ruhig im Tal zu schlummern, aber seit einiger Zeit treiben hier Banditen, Vampire, Werwölfe und Untote ihr Unwesen. Nicht zu vergessen, das wir im Bürgerkrieg sind. Und da jetzt auch noch ein Drache sein Unwesen treibt, wird es wohl hier in naher Zukunft nicht mehr so ruhig bleiben.“

Samara runzelte die Stirn: „In meiner Heimat gibt es mehr Sand als Wald. Banditen sind keine Seltenheit, auch die gibt es in unseren Landen. Legenden von lebenden Toten sind in unserer Geschichte auch nicht unbekannt, aber von Vampiren und Werwölfe höre ich zum ersten Mal. Welche Überraschungen erwarten mich noch hier?“

„In Himmelsrand werdet Ihr auf die unterschiedlichsten Arten von Religionen und alte Kulturen treffen. Manche von Ihnen werden nicht gerade friedfertig umgesetzt. Die meisten Götter sind mehr unter Deadra bekannt. Manche sollen gut und andere sollen böse sein. Legenden erzählen, das man manch einen solchen Gott in unterschiedlichster Form und Gestalt gesehen hat. Ich halte wenig davon.“

„Auch unser Volk ist gläubig, unsere Religion ist die der neun Götter, aber gesehen wurde noch keiner. Der größte Teil deren Geschichte soll mit unserer ursprünglichen Heimat Yokuda untergegangen sein. Ich selbst weiß wenig darüber.“

 

Nach einiger Zeit erreichten sie eine Plattform mit großen Steinen. Die Rothwardone sah sich die Steine genauer an. Sie zeigten verschiedene Gravuren, in Form von Persönlichkeiten.

Hadvar erklärte, "Das sind die Wächtersteine, wie lange sie hier schon sind, weiß Keiner. Das Besondere an ihnen ist, sie enthalten jeweils eine magische Kraft.“

„Magische Kraft, wollt Ihr mich auf den Arm nehmen?“

„Mit Sicherheit nicht! Diese drei mystischen Steine weisen den Weg eines Menschen in seine Zukunft. Man kann hier wählen zwischen Krieger, Magier oder Dieb! Wenn man einen von den drei Felsen berührt, wird ein Teil der magischen Kraft auf den Menschen übergehen. In ganz Himmelsrand sind verschiedene solcher Steine zu finden. Man kann aber nur eine Kraft in sich aufnehmen. Versuch einen zu berühren!“

Ungläubig schaute Samara zuerst Hadvar und dann die Steine an. Wenn das stimmen sollte, würde sie sich für den mit dem Krieger entscheiden, weil das war schon immer ihre Bestimmung. Aber das dazu Steine verhelfen konnten, ist ihr vollkommen fremd und unheimlich. Zögerlich streckte sie ihre Hand in Richtung des Kriegersteins. Die Kriegerin sah, das die Konturen des Kriegers anfingen zu leuchten. Das dieses Licht stärker wurde, je näher ihre Hand dem Felsen kam. Angst übernahm die Oberhand und sie zog die Hand blitzschnell wieder zurück. Etwas sträubt sich in ihr und Hadvar fing laut an zu lachen.

„Nur keine Angst Mädchen, die beißen nicht!“

„Ihr habt gut reden! Ich stamme nicht von hier und kenne mich mit Sicherheit nicht so gut mit Eurer Kultur und Religion aus!“

Sie nahm also all ihren Mut zusammen und berührte dann den Kriegerstein. Das Spüren, wie etwas Warmes, Wohltuendes und Unbändiges durch die Hand in ihren Körper strömte, überwältigte die Frau fast. Sie schaute ungläubig ihre Hand und dann Hadvar an.

„Die Wahl eines Kriegers! Ich wusste sofort, das Ihr diesen Stein wählen würdet!“

 

Weiter ging es danach in Richtung Flusswald. Samara drehte sich nochmal in Richtung der Wächtersteine um und schüttelte ihren Kopf. So etwas hatte Sie noch nie gesehen oder erlebt. Was würde sie noch in diesem Land kennenlernen? Als ob Hadvar ihre Gedanken lesen konnte, antwortete er:

„Ihr habt nun zum ersten Mal erlebt, welche Mysterien in diesem Land stecken. Und mit Sicherheit werdet ihr auf Eurer Reise noch viel mehr erfahren. Nur rate ich Euch darauf zu achten, das manche Mysterien nicht so ruhig sind. Diese Geheimnisse dieses Landes werden streng bewacht. Ihr werdet Wesen sehen, die Jenseits von Gut und Böse sein werden und es nicht mögen, gestört zu werden. Aber lassen wir dieses Thema, wir haben andere wichtige Angelegenheiten zu verrichten. Aber eine Frage hätte ich da noch!...“

„Und die wäre?“

„Warum tretet Ihr nicht der kaiserlichen Armee bei? Wir könnten eine so erfahrene Kriegerin gut gebrauchen!“

„Macht Ihr Witze?“

Hadvar wurde mit einem Schlag klar, das das wohl nicht der richtige Zeitpunkt war, jemanden zu rekrutieren. Dessen Tod man noch vor einiger Zeit billigend in Kauf nahm.

„Erst wolltet Ihr mich hinrichten lassen. Ohne Bedeutung weshalb ich in Eure Gefangenschaft geriet und dann soll ich Eurer Armee beitreten? Habt Ihr was Falsches gegessen oder getrunken? Oder woher kommt die absurde Idee, das mein Platz in irgendeiner Armee sein soll?“

„Ich entschuldige mich, ob meiner Anmaßung! Ich wollte Euch mit Sicherheit nicht zu Irgendetwas drängen oder überzeugen! Das war nicht meine Absicht!“

„Ich habe zur Zeit bestimmt andere Sorgen als Kriegsspielerei. Oder den Bedarf mich Irgendjemanden unter zuordnen. Oder denkt Ihr, das Eure oder irgendeine andere Armee mir bei meinen Problemen helfen könnte. Ihr habt mit Sicherheit was Besseres zu tun, als Euch jetzt um neue Rekruten zu kümmern.“

„Ich verstehe Euch vollkommen, und es tut mir leid!“

„Dann lasst uns weitergehen, und kein Wort mehr darüber verlieren!“

Hadvar nickte wortlos. Samara konnte seine Verlegenheit förmlich spüren. Er war eben ein Offizier und tat nur seine Pflicht. Nur würde diese Kriegerin bestimmt nicht jetzt und hier, ihre wiedergewonnene Freiheit unter die Obhut eines Banner stellen. Dafür war es nicht der richtige Zeitpunkt und bestimmt nicht ihr Weg.

 

Ohne ein weiteres Gespräch, erreichten sie Flusswald. Hadvar sagte, "Ihr werdet mich bei Alvor, den Schmied des Dorfes finden. Er ist mein Onkel. Wenn nicht, wünsche ich Euch viel Glück bei Allem was Ihr vorhabt.“

"Ich bedanke mich für Eure Hilfe! Ohne Euch hätte ich es mit Sicherheit nicht geschafft." Beide gaben sich die Hand. Dabei sagte er, "Vielleicht sehen wir uns mal wieder!" Mit diesen Worten ging er fort und Samara nahm die Gelegenheit wahr, sich genauer in diesem Dorf umzusehen.

 

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